Nicht länger als eine Stunde zur Schule nach Kronach
Autor: Friedwald Schedel
Kronach, Montag, 27. Juli 2015
Die Mitglieder des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport waren sich bei ihrer Sitzung am Montag im Landratsamt einig: Fahrzeiten von über einer Stunde zu weiterführenden Schulen nach Kronach sind eine Zumutung und sollten bald der Vergangenheit angehören.
Man einigte sich auf Vorschlag von Landrat Oswald Marr (SPD) darauf, zunächst punktuelle Verbesserungen dort anzustreben, wo es am meisten hakt. Es soll auch eine Ausschreibung geben, um eine Komplettlösung auf die Beine zu stellen. Dies vor allem deshalb, weil bei den bisherigen Überlegungen "der große Wurf" fehle. Auch Jürgen Baumgärtner (CSU) sah Optimierungspotenzial, mahnte aber, man solle die Schulen und Elternbeiräte einbeziehen. Es dürfe nicht sein, dass ein Schüler an der Schülerzeitung nicht mitarbeiten könne, weil er den Bus nach Hause nicht mehr kriege.
Regionalmanager Willi Fehn hatte zuvor gemeint, angedockt an das neue Nahverkehrssystem müsse man den "jungen Verkehr" komplett umbauen. Das sei ein erheblicher Planungsaufwand und werde dauern. Wenn man früh fünf bis sechs Direktbusse einsetzen würde, würde das eine halbe Million Euro jährlich kosten. Hans Pietz (FW) fragte nach, warum der Unterricht früh nicht eher beginne. Da müssten die Schüler aus dem Landkreisnorden, die mit dem Zug kommen, nicht so lange warten. Am Nachmittag könnten sie frühere Züge nach Hause erreichen. Schulleiterin Renate Leive vom Kaspar-Zeuß-Gymnasium hatte bei einer vorherigen Sitzung ebenfalls eine Änderung der Schulanfangszeit ins Gespräch gebracht.
Weiterführende Schule im Norden
Christian Rindsfüßer stellte seine Berechnungen vor, wie sich eine weiterführende Schule im Landkreisnorden - in Pressig oder Steinbach am Wald - auf die Realschulen und Gymnasien in Kronach auswirke. Seine Prognosen reichten bis ins Jahr 2033. Er befürchtete eine Gefährdung der weiterführenden Schulen in Kronach, die jeweils dreizügig zu führen seien. Schlechte Nachrichten also für eine solche Einrichtung am Rennsteig.
Die Übertrittsquote zu Realschulen und Gymnasien habe sich in den vergangenen zehn Jahren im Kreis Kronach erhöht, sie liege aber niedriger als im bayerischen Durchschnitt. Die Grundschulen habe der demografische Wandel schon erreicht, die weiterführenden Schulen werde er später treffen. Die Zahl der Realschüler werde bis zum Jahr 2033 von 1307 auf 950 sinken, wobei ein Verlust von 20 Prozent bereits in den nächsten Jahren eintrete. Die Zahl der Gymnasiasten werde im gleichen Zeitraum von 1693 auf 1283 sinken, in den nächsten Jahren um zehn Prozent.
Rindsfüßer errechnete 400 Realschüler und 530 Gymnasiasten für die Dreizügigkeit. Die sei für die Kronacher weiterführenden Schulen bei einer Ansiedlung einer weiterführenden Schule zwischen Pressig und Ludwigsstadt nicht mehr gegeben. Lediglich eine Wirtschaftsschule in Pressig, eine Privatschule (eventuell mit Internat) oder eine Gemeinschaftsschule in Pressig (nur bei 40 Prozent Umlenkungsquote) würde den Bestand von Gymnasien und Realschulen in Kronach nicht gefährden.
Die FOS in Ludwigsstadt
Schulleiter Hubert Sendl von der FOS in Ludwigsstadt freute sich, dass die Quote der Schüler, die das Fachabitur bestanden haben, von 31 auf 65 Prozent gesteigert werden konnte. Die Quote sei wichtig, um die staatliche Anerkennung zu erreichen. "Wir drehen an jeder Stellschraube", beteuerte der Schulleiter, um die Ergebnisse zu verbessern, aber man leide noch unter den schlechten Ergebnissen von vor einem Jahr. Dass so viele junge Leute heuer die Prüfung nicht bestanden hätten, liege am hohen Anteil an Mittelschülern. Da seien die Durchschnittsnoten differenziert zu betrachten. "Die Elftklässer tun sich hart, wenn sie von der Mittelschule kommen." Deshalb gebe es im neuen Schuljahr einen Orientierungskurs für Mittelschüler, Wirtschaftsschüler und Realschüler mit nicht so guten Noten. Von den 38 Wochen werde nur an 16 statt 19 gearbeitet (bei Praktika in Betrieben), in den restlichen Wochen seien 132 zusätzliche Stunden Unterricht angesetzt, um den Niveauunterschied auszugleichen.
Wichtig für die Region
Hubert Sendl gab zu, dass er sich bei der Einschätzung, ob Schüler die Prüfungen bestehen, bei einigen verschätzt habe. Es hätten sich viele gute Realschüler angemeldet. Die FOS am Rennsteig bezeichnete Sendl als wichtig für die Region, denn die jungen Leute kämen später wieder dorthin zurück. Bei den großen Firmen am Rennsteig herrsche Fachkräftemangel.
Mit seiner Breitseite gegen die Politik zog sich der Schulleiter den Zorn von Jürgen Baumgärtner zu, der dessen Ausdruck "politischer Wahnsinn" als eines Schulleiters nicht würdig erachtete. Baumgärtner wünschte sich, dass er Informationen direkt, nicht aus der Zeitung, erhalte. Dazu meinte Landrat Marr mit einem Augenzwinkern: "Ich bin auch zufrieden, wenn ich aus der Zeitung informiert werde." Timo Ehrhardt (SPD) lud die CSU ein, in der Projektgruppe mitzuarbeiten. Schulleiter Hubert Sendl sprach auch die Problematik an, geeignete Lehrer für die FOS in Ludwigsstadt zu kriegen. Jürgen Baumgärtner fragte nach, ob geholfen wäre, wenn Lehrer aus staatlichen Schulen in Ludwigsstadt unterrichten würden, was bejaht wurde.
Kreiskulturraum wird teurer
Die Sanierung des Kreiskulturraums verschlingt mehr Geld als ursprünglich gedacht. Auf die ehemals vorgesehenen 5,6 Millionen Euro muss man bereits jetzt eine Million Euro drauflegen. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Stefan Wicklein (FW) war sichtlich verärgert und fragte sich, ob ein Neubau nicht wirtschaftlicher gewesen wäre. Vor zwei Jahren habe man über fünf Millionen Euro gesprochen, jetzt bewege man sich auf sieben Millionen Euro zu.
Woran liegt's, dass auch dieses Projekt den ursprünglich geplanten Kostenrahmen sprengt? Kreiskämmerer Günther Daum machte die steigenden Preise dafür verantwortlich: "Manche Sachen haben wir dreimal ausgeschrieben, weil der Preis so schlecht war." Mit der Sanierung habe man ein repräsentatives Gebäude schaffen wollen. "Wir machen das für die nächsten 20 Jahre. Sollen wir da am Soundsystem sparen?" Nach Berechnungen eines Akustikfachmanns brauche man bei Sprechveranstaltungen so genannte Lateralvorhänge, die bei Musikveranstaltungen hoch gezogen werden könnten. Die Bühnenvorhänge sowie weiteres Equipment aus dem alten Kulturraum habe man nicht mehr verwenden können oder dürfen. Es gebe Sachen, die von Anfang an nicht bedacht worden seien. Kreiskulturreferentin Gisela Lang bedauerte, "dass immer wieder etwas dazukommt". Wegen geänderter Bauvorschriften habe man Bestehendes nicht aufrüsten dürfen, sondern Neuanschaffungen einplanen müssen.
Bis Weihnachten fertig
Diese Anschaffungen gehen ins Geld: Lateralvorhänge 60 000 Euro, Bühnenvorhänge und Soffitten (Preis noch nicht bekannt), Soundsystem (30 000 Euro), elektrisch bedienbare Züge (70 000 Euro), Beleuchtung (40 000 Euro), Türen (15 000 Euro), Möblierung (Preis nicht bekannt).
Egal wie die Preise liegen, bis Weihnachten muss der Kulturraum fertig sein. Das haben die Planer versprochen. Jetzt werden die fehlenden Sachen ausgeschrieben. Wenn die Angebote vorliegen, wird es eine weitere Ausschusssitzung geben. Dafür votierte das Gremium mit 10:2 Stimmen.