Druckartikel: Neuntklässler unterrichten Achtklässler in Kronach

Neuntklässler unterrichten Achtklässler in Kronach


Autor: Heike Schülein

Kronach, Donnerstag, 06. Februar 2014

An der Realschule Kronach fanden fächerübergreifende Projektpräsentationen der Klasse 9d statt. Die Schüler hatten sich mit der Region Oberfranken beschäftigt und traten mit viel kreativen Ideen vor die achten Klassen.
Rebecca, Jaqueline, Christopher und Felix (von links) präsentierten den Landkreis Kronach.  Foto: Heike Schülein


Rebecca steht vor der Klasse 8c. Mit ihren Klassenkameraden Felix, Christopher und Jacqueline hat sie sich vorbereitet. Sie halten einen Vortrag über den Landkreis Kronach. Rebecca erzählt gerade über die Belagerungen der Kreisstadt während des 30-jährigen Kriegs. Ihr junges Publikum hört interessiert und konzentriert zu.

Als sie die Legende von der "Kroniche Housnkuh" wiedergibt, die den Kronachern ihren Spitznamen eingebracht hat, schmunzeln die Achtklässler. Bei der Sage über die geschundenen Männer, die 1632 - als sie bei einem Ausfall mehrere Kanonen der Belagerer unbrauchbar gemacht hatten - von den Schweden gefangen genommen und gehäutet wurden, gehen die Mundwinkel ihres jungen Publikums mitfühlend nach unten. Hinten im Klassenzimmer sitzen mehrere Lehrerinnen, die die vier Referenten aufmerksam beobachten und sich Notizen machen.

Der Rollentausch der Neuntklässler von Schülern zu "Lehrern" erfolgte im Rahmen einer im Lehrplan der neunten Realschul-Klassen niedergeschriebenen Projektpräsentation. Damit will man - so die Leiterin der Maximilian-von-Welsch-Realschule, Christa Bänisch - die Jugendlichen auf ihre anstehenden Vorstellungsgespräche, bei denen sie sich ja auch präsentieren müssten, beziehungsweise auf das spätere Berufsleben vorbereiten. Durch das Abhalten einer Präsentation vor "fremden Publikum" könnten die Realschüler hierfür wichtige Erfahrungen sammeln.

Rebecca Wollny aus Neundorf, Jaqueline Scherbel aus Teuschnitz, Christopher Schneider aus Glosberg und Felix Motschmann aus Beikheim hatten wie ihre anderen Mitschüler für die Vorbereitung ihrer Präsentation vier Wochen Zeit.

Diese Zeit unterteilten sie in verschiedene Bereiche wie Geografie, Wirtschaft und Infrastruktur, Sehenswürdigkeiten, Feste und Festivals, Kultur und Freizeit, Sehenswürdigkeiten und Persönlichkeiten, wobei natürlich auch der Namensgeber der Schule - Maximilian von Welsch - zu Ehren kam. "Jeder von uns trug seinen Teil zur Präsentation bei. Uns wurde dafür im Unterricht bei verschiedenen Fächern Zeit zur Verfügung gestellt. Außerdem haben wir uns auch nachmittags getroffen, um den Vortrag einzuüben", erzählt Jaqueline.

Die Vorbereitungen seien schon zeit- und arbeitsaufwändig gewesen, da man für diese komplett eigenverantwortlich gewesen sei. Für Recherchen war man beispielsweise auch in der Bibliothek, um sich entsprechende Bücher auszuleihen.

Das Besondere beziehungsweise Ungewohnte an der Präsentation sei, dass diese nicht vor den eigenen Klassenkameraden, sondern vor einem anderen Publikum abgehalten wird. "Ich war schon sehr aufgeregt", gesteht Rebecca. Und auch Christopher und Felix pflichten der 14-Jährigen bei. Da sie alle aus dem Landkreis kommen, hätten sie natürlich schon einiges über Kronach gewusst.

"Es war aber auch Neues dabei. Das war auf alle Fälle auch für uns sehr lehrreich", meint Christopher. Das Projekt als solches erachten alle vier als sinnvoll. "Man braucht das ja fürs spätere Berufsleben", zeigt sich Felix sicher.

Vier Fächer einbezogen

So sieht es auch ihre Deutschlehrerin Stefanie Trempa. Die Projektpräsentation stehe zwar im Lehrplan, in der Wahl der Themen und in der Ausführung sei man aber frei. Natürlich habe man den Schülern entsprechende Rahmenbedingungen wie die Dauer vorgegeben und mit ihnen durchgesprochen.

"Die Ausgestaltung wurde ihnen aber selbst überlassen. Eine Besonderheit sei - laut Bänisch - der fächerübergreifende Gedanke. So wurden gleich vier Unterrichtsfächer einbezogen: Deutsch, Geschichte, Erdkunde und Informationstechnologie. Die entsprechenden Lehrkräfte waren bei der Präsentation anwesend und benoteten die Leistungen nach einem bestimmten Kriterienkatalog. "Ich bin sehr beeindruckt vom hohen und selbstständigen Niveau der Vorträge", lobte die Schulleiterin - und das völlig zu Recht.

Offensichtlich hatten sich die einzelnen Schülergruppen bei ihren Vorbereitungen mächtig ins Zeug gelegt. Einige hatten - neben den durchwegs sehr anschaulich gestalteten Power-Point-Präsentationen mit vielen schönen Bildern - auch informative Flyer über die jeweiligen Landkreise erstellt.

Carina Bauer, Kilian Hoffmann, Jonas Schnappauf und Julia Greser fuhren sogar nach Forchheim, um einen kleinen Film zu drehen. Beeindruckt waren aber nicht nur die Lehrkräfte und die Schulleiterin. Auch die Achtklässler freuten sich über die etwas anderen Unterrichtsstunden, von denen sie - neben dem Lerneffekt - noch zusätzlich profitierten; steht ja das Projekt auch für sie im kommenden Schuljahr an.