Druckartikel: Neues Gemeindehaus in Kronach: vier Ecken für ein Halleluja

Neues Gemeindehaus in Kronach: vier Ecken für ein Halleluja


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Donnerstag, 16. Juni 2016

Am Sonntag ist es soweit: Das neue evangelische Gemeindehaus Kronach öffnet erstmals seine gläserne Tür.
Das ist es: Nach acht Jahren Planungs- und Bauzeit eröffnet die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Kronach am Sonntag ihr neues Gemeindehaus. Pfarrer Martin Gundermann (links) und Dekanin Dorothea Richter sind mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. Foto: Marian Hamacher


Die rechte Augenbraue leicht hochgezogen, blinzelt Martin Gundermann skeptisch in den sich langsam verfinsternden Vorabendhimmel. Doch das natürliche Frühwarnsystem hat seinen Betrieb gerade erst aufgenommen. Noch anderthalb Stunden wird es letztlich dauern, ehe sich die Schleusen öffnen. Zeit genug für den Pfarrer, den Fränkischen Tag schon vor der Eröffnungsfeier am Sonntag einen Blick auf und in das neue Gemeindehaus der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Kronach werfen zu lassen.


Beet oder Sandbunker?

Die sich tapfer durch die heranziehenden Wolken kämpfenden letzten Sonnenstrahlen des Tages geben ihr Bestes, das rund 1,5 Millionen Euro teure Gebäude ins rechte Licht zu rücken.
Hilft da etwa jemand oben mit? Doch dem wärmsten Gegenlicht zum Trotz: Noch strahlt das weiße Haus mit seinem hellgrauen Dach und den markanten Terrassenfenstern auf der Vorderseite etwas Kühles aus. Was wohl auch an den fehlenden Pflanzen liegen dürfte.

Noch wirken die glattgeharkten Erdflächen wie die Sandbunker einer gut gepflegten Weitsprunganlage. "Alle geplanten Blumen und Sträucher werden wir bis Samstag nicht mehr einpflanzen können, aber etwas grüner wird es auf jeden Fall noch werden. Das ist allein dafür schon wichtig, dass uns die Erde aus den Beeten nicht weggeschwemmt wird", sagt Gundermann.

Der Außenbereich blieb jedoch der einzige, der der Gemeinde kleinere Sorgen bereitete. "Wir sind jetzt nur ganz knapp hinter dem Zeitplan. Innen ist ja schon alles fertig", erklärt Gundermann. Weil die Arbeiten rund um das neue Gemeindehaus, das gleich neben der Christuskirche liegt, außerplanmäßige Ausgaben erforderten, erhöhten sich die Gesamtkosten von rund 1,35 auf zirka 1,5 Millionen Euro. "Etwa die Hälfte kam von der Landeskirche, den Rest muss die Gemeinde selbst aufbringen", erläutert Gundermann die Finanzierung.

Dabei handele es sich vor allem um Eigenmittel aus dem Verkauf der bisherigen beiden Gemeindehäuser und Spenden. Rund 150 000 von zunächst anvisierten 160 000 Euro hat ein eigens gegründetes Fundraising-Team bereits gesammelt. "Es ist toll, was wir an Spenden schon bekommen haben. Man merkt, dass die Gemeinde sich auf das neue Haus freut", sagt der Pfarrer dankbar. Die 160 000 Euro seien aber wahrscheinlich nur ein erster Schritt. "Es dürften wohl eher 180 000 Euro werden", schätzt er.

Daher geht das Werben um zusätzliche Gelder weiter, denn jetzt sei die Spendenbereitschaft am höchsten. In ein oder zwei Jahren sähe das wohl schon deutlich anders aus. Daher sind am Sonntag mit einem Spendenlauf (13.30 Uhr) und einer Stuhlversteigerung (15.15 Uhr) gleich zwei Aktionen geplant, um der angestrebten Summe wieder einige Scheine und Münzen näher zu kommen.

Doch die Investition habe sich gelohnt. "Besonders die Nähe zur Kirche ist ein absoluter Glücksfall", sagt Dekanin Dorothea Richter, die etwas später zum Termin hinzustößt. Gerade älteren Gemeindemitgliedern sei es aufgrund des weiteren Weges nicht immer möglich gewesen, nach dem Gottesdienst mit zu Folgeveranstaltungen im Gemeindehaus in der Kronachallee zu kommen. Auch parallel stattfindende Kindergottesdienste seien nun ohne größere organisatorische Probleme möglich.


Heizkosten sparen

Zur Verfügung stehen dafür dann ein 80 und ein 40 Quadratmeter großer Saal, die durch eine verschiebbare Trennwand zusammengelegt werden können. "Das spart Heizkosten. Außerdem kann man sich besser an die Gegebenheiten anpassen", sagt Gundermann. Der große Saal des nun ehemaligen Gemeindehauses sei nur drei- bis viermal im Jahr benötigt worden.

Einige Schritte auf einer hölzernen Treppe höher führen Richter und Gundermann durch die Räume des Obergeschosses, das - Stichwort: barrierefrei - auch über einen Aufzug erreicht werden kann. Gleich zwei Zimmer sind unter dem Giebeldach für Jugendgruppen und Konfirmanden vorgesehen. Während in einem unter anderem die Konfirmanden-Kurse stattfinden werden, soll der andere den Jugendlichen als Rückzugsort dienen. "Da wollen wir dann auch noch ein Sofa reinstellen, sodass sie es richtig gemütlich haben", sagt die Dekanin.
Einen festen Platz haben im Gemeindehaus zukünftig auch der Kirchen- und Dekanatschor. "Wir haben in Kronach einen starken Akzent auf der Kirchenmusik, daher war uns ein eigener Raum für den Chor wichtig", erklärt Richter. Doch nicht nur die von Kantor Markus Popp geleiteten Chöre finden dort eine neue Heimat, auch die Kirchenband und der Posaunenchor sollen dort ihre Instrumente und Notenblätter lagern können.
Straßenlärm dürfte ihnen in ruhigeren Passagen nicht die Freude an der Musik verderben, schließlich liegt das Gemeindehaus leicht versetzt hinter der Kirche und grenzt somit nicht an die Straße. "Für die Kronacher Altstadt ist es ein Gewinn, dass ein weiteres Grundstück bebaut ist", ist die Dekanin überzeugt. "Bisher war das Grundstück ja sich selbst überlassen."


Doppelt glückliche Fügung

Dabei wäre es auch geblieben, wenn es nach den ersten Plänen gegangen wäre. Denn ursprünglich war vorgesehen, das Gemeindehaus an der Kronachallee zu sanieren. Pfarrhaus und Gemeindesaal sollten zusammengelegt werden. "Die Landeskirche wollte uns mit 800 000 Euro unterstützen, aber das wäre alles zu teuer geworden, weshalb wir davon abgesehen haben", sagt Gundermann.

2012 gab es jedoch plötzlich die Chance, einen Teil des unbebauten Grundstücks neben der Christuskirche zu kaufen. Und die Lebenshilfe Kronach bekundete Interesse am Gemeindehaus am Kreuzberg, um aus diesem ein Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung zu machen. Der Weg war frei für ein neues Gebäude - das nun nur noch auf verzierende Pflanzen im Außenbereich und ein munteres Gemeindeleben in seinem Inneren wartet.