Neues Fleckchen Beschaulichkeit in Kronach
Autor: Mariell Dörrschmidt
Kronach, Montag, 09. Mai 2016
Nun wurden die neuen Sandsteinplastiken von Bildhauer und Ehrenbürger Heinrich Schreiber am Storchenturm in der Oberen Stadt von Kronach festlich geweiht.
Alles begann mit einem Traum: Es waren einmal zwei Steinfiguren. Tief umschlungen von Efeu, still und einsam. Sie wussten nicht woher sie kamen und konnten sich auch nicht erklären, warum sie dort abgestellt wurden. Ein Mensch mit Kamera kam und machte ein Bild von den beiden Figuren und wunderte sich. Er trat in Kontakt mit Personen, die sich für die Bewahrung der kleinen Stadt interessierten. Einer davon war ein Künstler, der sich mit Sandstein auskannte, andere fragte man, was weiterhin zu tun war.
Nun kam es, dass diese beiden Figuren den Winter im Warmen verbringen durften. Nicht mehr alleine auf dem Platz neben dem Storchenturm. Dort sollte neues Leben entstehen. Der Ort brauchte Verschönerung. Es vergingen Monate. Die Stelle wurde neu gepflastert, Nachbarn pflanzten Rosen und zwei Kronacher Bildhauer begannen an weiteren Figuren zu arbeiten. Heute steht der Mensch mit Kamera am historischen Storchenturm und freut sich, dass sein Traum Realität geworden ist. "Weil es Menschen gibt, die ein Stück Beschaulichkeit und Geschichte pflegen wollen. Schön dass es kein Traum geblieben ist", freut sich Kerstin Sperschneider, Sekretärin des Rotary Club Kronach, die als Mensch mit der Kamera selbst den Anstoß für die Neugestaltung des Platzes gab und bei der Einweihung am Sonntag in einer kleinen Geschichte ihren Traum beschrieb.
Nun ist der neue Platz am Storchenturm endlich komplett. Zwei Sandsteinplastiken des Akademischen Bildhauers und Ehrenbürgers Heinrich Schreiber flankieren eine kleine Eckbank zum Sitzen und Genießen. Ein Storch, ebenfalls in Form einer Sandsteinfigur, wurde von Tobias Schreiber geschaffen und an den Fuß des Treppenaufgangs platziert.
"Es fing mit den zwei alten Figuren am Amtshaus an, die dort nicht hingehörten. Sie sind vermutlich aus der Kronacher Kirche", beschrieb der Akademische Bildhauer Heinrich Schreiber bei der Einweihung am Sonntag die Grundlage seiner Arbeit: "Der Verkündigungsengel und Maria." Die Szenerie des Verkündigungsengels, der Maria die Botschaft brachte und einst unbeachtet in Efeu verfangen war, bildete die Grundlage für das künstlerische Schaffen und die Neugestaltung des Storchenturms. Drei weitere Sandsteinplastiken wurden daraufhin von Heinrich Schreiber und dessen Sohn Tobias Schreiber gefertigt.
Die erste Figur, die Heinrich Schreiber schuf, zeigt zwei Frauen, die ein Kind erwarten. "Das sind Maria und Elisabeth. Ich wünsche allen Frauen, dass sie immer eine Elisabeth finden, mit der sie reden können", erinnerte der Ehrenbürger an tagesaktuelle Situationen. Dabei beruft sich der Bildhauer auf ein Gebet, welches im letzten Abschnitt auf die nächste Figur schließen lässt. "Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft ... und das Wort ist Fleisch geworden", beschreibt Heinrich Schreiber die zweite Sandsteinplastik. Sie zeigt die weihnachtliche Szenerie, wie man sie aus traditionellen Krippen kennt. Ochs und Esel, Maria, Josef und das Christuskind: "Wenn man Monate rumklopft macht man sich Gedanken. Was macht eigentlich Josef in dieser Situation? Was auch auf der Welt passiert, ist es wichtig, dass zwei Menschen zusammenstehen."
Und dann kommt auch die Sandsteinplastik von Sohn Tobias Schreiber ins Spiel. Die beiden Künstler haben sich an dieser Stelle für einen Storch entschieden. Nicht etwa weil sie glauben, dass der Nachwuchs vom Storch gebracht werde: "Nein, ein Storch kommt nur wenn das Umfeld stimmt. Wo es Frösche und Mäuse gibt, wo man sich ernähren kann", erinnert der Bildhauer an werdende Väter, die sich für Kronach als Heimatort entscheiden. "Ich wünsche mir, dass sich viele Leute hier einfinden und es angenommen wird."
"Heute leuchtet Kronach am letzten Tag. Ich bin mir sicher, dass damit ein Leuchtpunkt, für viele weitere Jahre geschaffen wurde", freute sich der stellvertretender Bürgermeister Kronachs, Markus Wich, über das gelungene Ergebnis der Neugestaltung. Die Realisierung des Kunstwerkes erfolgte durch Finanzierung des Rotary Clubs Kronach sowie der Bürgerstiftung Historisches Kronach der Stadt Kronach.