Druckartikel: Neuer Pächter: Pläne fürs Aparthotel Steinwiesen sind geschmiedet

Neuer Pächter: Pläne fürs Aparthotel Steinwiesen sind geschmiedet


Autor: Marco Meißner

Steinwiesen, Freitag, 26. Mai 2017

Das Ringen um die Zukunft des Aparthotels in Steinwiesen mündete am Freitag in ein Happy-End. Im Rathaus wurde ein neuer Pächter vorgestellt.
Das Aparthotel bekommt einen neuen Pächter. Darüber freuten sich beim Pressegespräch (unten, von links) Pächter Christoph Wagner, Bürgermeister Gerhard Wunder, Geschäftsleiter Rainer Deuerling und Rechtsanwalt Jürgen Wittmann. Fotos: Marco Meißner


Die Zukunft des Aparthotels schien bis vor wenigen Tagen ungewiss. Insolvenzverfahren, sinkende Besucherzahlen, die Versteigerung der Hotelgebäude im Jahr 2015 - zuletzt sorgte der anfangs florierende gastronomische Betrieb vorwiegend für Negativ-Schlagzeilen. Nun soll unter neuer Leitung die Kehrtwende geschafft werden.

"Wir haben ganz schön geackert", gestand Bürgermeister Gerhard Wunder (CSU) bei der Vorstellung des neuen Pächters, dass es nicht einfach war, das sensible Thema zu einem guten Ende zu führen. Das Insolvenzrecht sei sehr komplex, und der Badbetrieb sowie der Tourismus im Rodachtal seien unmittelbar von der Entwicklung des Hotels betroffen. Ein Glücksfall habe dazu geführt, dass es bald zu einem Neustart kommen kann.

Christoph Wagner, der sich am Freitag als neuer Pächter im Rathaus vorstellte, wird ab 1. Juni für das Hotel verantwortlich sein. Möglich ist dies, da sein Vorgänger Bob Neubeck das Feld räumen wird. "Wir haben uns geeinigt, dass das Pachtverhältnis zum 31. Mai aufgehoben wird", stellte Rechtsanwalt Jürgen Wittmann fest, welcher die Marktgemeinde in dieser Angelegenheit vertritt.

So können Wagner und sein Geschäftspartner Thomas Ludwig ab dem 1. Juni direkt beginnen, ihre Vorstellungen in Steinwiesen umzusetzen. Dass Wagner "Bock drauf" hat, war im Gespräch unverkennbar. "Ich habe die Zügel in der Hand, Herr Wagner ist das Pferd", scherzte Ludwig, als sein Partner sichtlich begeistert von seinen Ideen berichtete.


Der neue Weg ist schon vorgezeichnet

Der erste Schritt soll die Gastronomie im Hotel beflügeln. Dieser Bereich soll komplett umgestaltet werden, um als Gaststätte als gute Adresse wahrgenommen zu werden. "Wir müssen uns anders positionieren und vermarkten, was das Essen angeht", so Wagner. Ist das geschafft, soll im Hotel das "etwas in die Jahre Gekommene weggefegt" werden. "Das Aparthotel soll ein Sport- und Vitalhotel werden - irgendwo im Vier-Sterne-Bereich", erklärt der neue Pächter. Dabei will er aber nichts Abgehobenes kreieren, sondern etwas, das in die Region passt. "Das Rodachtal ist ein echt schönes Stück Deutschland", betont er. Da brauche es eine Wohlfühloase.

Der 35-Jährige aus Dinkelsbühl weiß bei diesen Aussagen, worauf er sich einlässt. Er kennt die Branche und vor allem kennt er das Aparthotel. "Ich bin gelernter Hotelfachmann", erklärt er. "Meine erste Station war Steinwiesen." Nach weiteren Stationen ist er in die Finanzbranche gewechselt. Seit geraumer Zeit suchte er nun schon ein passendes Objekt im Hotelbereich. In Steinwiesen meint er "diesen kleinen Diamanten, der nur abgestaubt werden muss", gefunden zu haben. Und wie Ludwig ergänzt, könnte ein erfolgreicher Einstieg im Rodachtal durchaus dazu führen, dass die beiden ihre Fühler nach weiteren Hotels ausstrecken.


Keine Schließung bei Übergang

Der Übergang von Neubeck zu Wagner soll nahtlos vonstatten gehen. Keinesfalls sollen Gäste oder Mitarbeiter vor verschlossenen Toren stehen. Auch soll das jetzige Mitarbeiter-Team übernommen und mit verschiedenen Maßnahmen neu motiviert werden. Denn Wagner ist überzeugt: "Ein Mitarbeiter, der Spaß an der Arbeit hat, arbeitet gut - und das freut die Gäste." Hier fügt Wunder ein, dass es bereits Buchungen für die Zeit nach dem Wechsel gebe.

Blauäugig gehen Wagner und Ludwig nicht an die Sache heran. "Wir sind nicht naiv und denken, man kleistert etwas Farbe an die Wand und dann läuft es", sagt der 35-Jährige. Deswegen wird er mit seiner Familie auch seinen Zweitwohnsitz nach Steinwiesen verlagern. Der neue Chef will vor Ort darauf achten, dass sich sein Projekt im Aparthotel in die richtige Richtung entwickelt.




Chronik und Stimmen
Bürgermeister Gerhard Wunder beleuchtete beim Pressegespräch die Geschichte des Aparthotels. Er sowie die Fraktionsvorsitzenden Jürgen Eckert (CSU) und Jürgen Deuerling (SPD) nahmen auch Stellung zum Pächterwechsel.

Im Mai 1990 startete der Betrieb des Aparthotels unter Chris Neubeck, dem Vater des jetzigen Pächters Bob Neubeck. 1996 wurde der Hotelbetrieb auf Bob und Karin Neubeck umgestellt. "Es ist gut gelaufen", erinnerte sich Wunder an die Anfänge.

Mittlerweile dauert die Schieflage des Hotelbetriebs schon mehrere Jahre an. Wie der Bürgermeister erläuterte, stand 2015 die Versteigerung der Hotelgebäude auf der Agenda. Da wurde deutlich, wie kritisch die Situation war. "Wir haben immer wieder versucht zu helfen", versicherte Wunder. Dafür habe die Gemeinde auch die eine oder andere Kröte geschluckt. "Wir haben gehofft, das Aparthotel kommt wieder in ruhigeres Fahrwasser." Der Markt Steinwiesen habe unter anderem das Erbbaurecht zurückgekauft. Auf Grund einer Mischfinanzierung und der Tatsache, dass man selbst eine Konsolidierungsgemeinde ist, sei das nicht einfach gewesen, so Wunder. Die Gemeinde sei auch für einen Neustart mit den Neubecks aufgeschlossen gewesen, doch durchkreuzte am Ende das Insolvenzverfahren diese Möglichkeit. Investitionen seien ausgeblieben, gleichzeitig unerfüllbare Forderungen an die Gemeinde gestellt worden. Durch einen Tipp sei dann der Kontakt - "ein Glücksfall" - mit Christoph Wagner zu Stande gekommen, berichtete Wunder.

Gerhard Wunder versicherte, in Sachen Hotel eine gute Lösung gefunden zu haben: "Die politische Gemeinde steht voll dahinter." Man gehe mit Christoph Wagner einen neuen Weg, der auch eine Perspektive aufzeige. Jürgen Eckert betonte, dass das Aufatmen im Rat sehr groß gewesen sei, als der neue Pächter feststand. "Wir glauben, den richtigen Partner gefunden zu haben." Jürgen Deuerling ergänzte: "Den Stein, der uns vom Herzen gefallen ist, hat man noch auf der anderen Seite der Erdkugel gehört." Anwalt Jürgen Wittmann zollte allen Ratsmitgliedern nach ihrer "Leidenszeit" ein großes Lob. Über eine so lange Zeit Stillschweigen zu bewahren, sei bemerkenswert.

Der neue Pächter, Christoph Wagner, sprach schon jetzt von einer hervorragenden Zusammenarbeit. Sowohl Bürgermeister Wunder als auch Wittmann seien für ihn zu jeder Stunde ansprechbar gewesen.




Kommentar von Marco Meißner

Ein Eckpfeiler des Tourismus' im Oberen Rodachtal scheint gerettet zu sein. Das Aparthotel hat sich in 27 Jahren einen Namen gemacht und überregionale Bedeutung gewonnen.

Dass es nicht selbstverständlich ist, im Frankenwald ein derart großes Haus aus der Krise holen zu können, zeigt das Beispiel "Flößerhof" in Marktrodach. In diesem Gebäude ist der Hotelbetrieb seit Jahren Geschichte. Wäre dem Aparthotel das gleiche Schicksal widerfahren, hätte das Rodachtal sein zweites großes Haus verloren und einen schmerzhaften Rückschlag in Sachen Übernachtungszahlen und Fremdenverkehr wohl nicht vermeiden können.

Möglicherweise war die Rettung zu einem gewissen Teil, wie Bürgermeister Gerhard Wunder feststellte, eine glückliche Fügung. Doch haben er, die Verwaltung und das Ratsgremium hier sicher auch einen guten Job gemacht, sonst hätte man einen Investor in der zuletzt sehr schwierigen Situation nicht in diesem Tempo an Land gezogen.

Bleibt nur zu wünschen, dass Wagner weiß, wie er Einheimische und Fremde dazu animieren kann, Gaststätte und Hotel wieder stärker zu nutzen. Dauerhaft! Ideen sind der eine Teil, ohne Investitionen wird es aber nicht gehen. Die Bereitschaft dazu hat Wagner bereits signalisiert. Das lässt hoffen.