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Neuer FOS-Leiter in Ludwigsstadt: "Es sollen alle das Abi schaffen"


Autor: Veronika Schadeck

Ludwigsstadt, Mittwoch, 08. Oktober 2014

Die FOS am Rennsteig hat einen neuen Schulleiter. Für Hubert Sendl ist das nach den schlechten Abiturergebnissen im letzten Schuljahr und den damit verbundenen Schlagzeilen keine leichte Aufgabe.
Hubert Sendl hat die ersten Schultage an der FOS am Rennsteig hinter sich. Er unterrichtet und fühlt sich wohl. Mit im Bild: Marie Kohles, Nina Geiger


Seit September leitet Hubert Sendl die Fachoberschule (FOS) am Rennsteig. Vier Wochen nach Schulbeginn haben wir mit dem 65-Jährigen über seine ersten Eindrücke und Ziele gesprochen.

Herr Sendl, Sie führen seit einem Monat die FOS am Rennsteig in Ludwigsstadt. Wie fühlen Sie sich?
Nun, ich bin angenehm überrascht. Die Disziplin der Schüler ist hervorragend. Bis jetzt gab es auch wenig Fehltage. Ich hoffe es bleibt so.

Mit Ihrer Entscheidung, die FOS am Rennsteig zu leiten, haben Sie - wenn man an die Schlagzeilen zu Ende des letzten Schuljahres denkt, wonach nur fünf von 16 Schülern das Fachabitur bestanden haben - ja ganz schön Mut bewiesen...
Ja, wenn ich um die Turbulenzen, um den Medienrummel im Vorfeld gewusst hätte, wäre meine Entscheidung bezüglich Leitungsfunktion an der FOS aller Wahrscheinlichkeit nach anders

ausgefallen. Aber nun sehe ich diese Schule als Herausforderung an.

Welche Ziele haben Sie denn?
Ich will, dass möglichst alle Schüler ihr Fachabitur schaffen.

Und wie möchten Sie dieses Ziel erreichen?
Nun, es muss ihnen liebevoll und mitunter auch mit einer gewissen Portion Strenge beigebracht werden, dass ein Fachabitur nur mit Leistung zu meistern ist.

Was heißt das konkret?
Nun, die Schüler sollen am Lernen Freude haben. Sie müssen kapieren, dass sie für sich selbst, für ihr Leben lernen. Es darf auch gelacht werden. Sie sollen merken, dass Arbeit und Spaß zusammengehören können. Und was die Strenge betrifft: Wer beispielsweise im Halbjahr mehr als fünf Tage unentschuldigt fehlt, der wird zur Prüfung nicht zugelassen.

Das ist ein Mosaikstein, um das Ziel zu erreichen. Was wird noch unternommen?
Wir arbeiten eng mit den Sabel-Fachoberschulen in München und Nürnberg zusammen. Wir sind im Austausch mit den erfahrenen Kollegen der beiden Standorte. Zudem werden wir einen regen Kontakt mit der staatlichen Fachoberschule in Coburg halten (dort werden die Fachabiturprüfungen abgenommen, Anmerkung der Redaktion). Weiterhin finden Lernstandsgespräche zwischen Schülern, Eltern und dem jeweiligen Klassenleiter beziehungsweise Fachlehrer statt. Sinn ist es, die Leistungen der einzelnen Schüler im Hinblick auf ein erfolgreiches Fachabitur einzuschätzen. Es werden dann gegebenenfalls auch Schüler dahingehend informiert werden, dass es besser sei, nochmal ein Jahr zu wiederholen.

Wie ist denn der Kontakt zu den Projektträgern?
Mit dem Projektleiter, dem Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt, stehe ich rege in Verbindung. Es hat auch bereits eine Zusammenkunft mit den Projektträgern, also mit den Partnerfirmen, stattgefunden. Für mich war dies Neuland, aber ich habe das Gefühl, dass ich akzeptiert werde.

Stehen neue Konzepte bei der FOS an?
Ja, so soll ein Förderunterricht für schwächere Schüler etabliert werden. Es ist geplant, eventuell eine Vorklasse einzuführen. Der Sinn ist, dass alle Schüler an das gleiche Niveau herangeführt werden. Denn ein Problem an der FOS am Rennsteig sind die unterschiedlichen Vorkenntnisse der Schüler. Die Schüler kommen aus den Mittelschulen, Wirtschafts- und Realschulen sowie aus Gymnasien. Durch eine Vorklasse könnten diese unterschiedlichen Wissensstände beseitigt werden.

Wieviele Schüler werden derzeit an der FOS am Rennsteig unterrichtet?
In der elften Klasse 16, in der zwölften Klasse 23, darunter sind drei Wiederholer aus dem vergangenen Jahr.

Sie kommen aus Oberbayern, verfügen über jahrzehntelange Erfahrung als Lehrkraft. Zuletzt waren Sie als stellvertretender Schulleiter der privaten Sabel-Fachoberschule in München tätig. Dort gab es eine Erfolgsquote von 75 Prozent.
Ja, und darauf bin ich stolz. Zumal es in München zwei private Fachoberschulen gab, die im vergangenen Jahr eine hohe Durchfallquote zu verzeichnen hatten. Der Unterschied: Da unten hat es keinen interessiert. Um diesen Medienrummel zu bekommen wie hier bei der FOS am Rennsteig, muss erst der FC Bayern untergehen.
Und wie ist Ihr erster Eindruck von der Region?
Ich finde den oberen Frankenwald und das angrenzende Thüringen landschaftlich wunderschön, die Täler, die mit Schiefer bedeckten Häuser. Erstaunt war ich über die günstigen Immobilienpreise. Man kann hier schon gut leben.

Und was wünschen Sie sich für Ihre Zeit als Schulleiter hier?
Eine sehr hohe Erfolgsquote und dass Kritik nicht als Schande, sondern als Anregung verstanden wird, es besser zu machen.