Druckartikel: Neuer Eigentümer will mit Loewe in Kronach langfristig erfolgreich sein

Neuer Eigentümer will mit Loewe in Kronach langfristig erfolgreich sein


Autor: Marco Meißner

Kronach, Freitag, 06. März 2020

Der neue Eigentümer und Geschäftsführer des Traditionsunternehmens, Aslan Khabliev, hat sich viel vorgenommen. Er will der Marke wieder Glanz verleihen.
Im April soll die Produktion bei Loewe in Kronach wieder anlaufen. Eigentümer Aslan Khabliev sieht in dem Unternehmen großes Potenzial. Foto: Archiv/Marco Meißner


Eine neue Leitung, neue Produktideen, ein neues Vertriebskonzept - die Kronacher Traditionsfirma Loewe stellt sich in ganzer Breite neu auf. Das schilderten vergangene Woche Christian Alber sowie Thomas Putz (beide Mitglieder der Geschäftsleitung) in einem exklusiven Gespräch mit dem Fränkischen Tag. Damals musste der neue Eigentümer von Loewe, Aslan Khabliev, kurzfristig absagen. Doch nun stand er Rede und Antwort. Herr Khabliev, wenn Sie sich selbst charakterisieren müssten, welche guten und schlechten Eigenschaften würden Sie sich als Privat- und Geschäftsmann zuschreiben?

Aslan Khabliev: In bin ehrlich und gerecht, helfe anderen Menschen gerne weiter - beruflich und privat. Deshalb neige ich dazu, mehr Zeit und Energie in mein Umfeld zu stecken; die Familie kommt dann häufig zu kurz. Ich arbeite diesbezüglich an einer besseren Balance.

Mit Blick auf das Geschäftliche zählen Führungsstärke und gute analytische Fähigkeiten ebenso zu meinen Charaktereigenschaften wie langfristiges Denken und schnelle Entscheidungsfindung. Außerdem lege ich Wert auf Loyalität. Manchmal will ich etwas zu viel, überreize es ein wenig. Wann wurden Sie das erste Mal auf Loewe aufmerksam, und wann reifte Ihre Entscheidung, dort einzusteigen?

Die Marke Loewe kenne ich schon, seit ich im Jahr 2000 in die Unterhaltungselektronik eingestiegen bin. Näher befasst habe ich mich mit Loewe dann zum Zeitpunkt der ersten Insolvenz 2013. Damals war ich aber noch voll auf UMC fokussiert und habe meine Energie in dieses Geschäft gesteckt. Die Entscheidung, Loewe zu übernehmen, ist im November 2019 gefallen.

Ihr Angebot wurde im Bieterwettbewerb vor allem aus politischer Sicht oft mit Skepsis betrachtet und Hisense zunächst bevorzugt. Mit welchen Argumenten wollen Sie die Skeptiker von sich überzeugen?

Wir möchten einfach die Dinge umsetzen, die wir angekündigt haben, und mit Verlässlichkeit überzeugen. So haben wir sehr schnell nach der Übernahme die Vereinbarung mit der Stadt Kronach über die Nutzung alter Loewe-Flächen treffen können und schon am nächsten Tag die ersten Mitarbeiter für den Neustart eingestellt. Wir haben auch mehrfach betont, dass es uns nicht nur um die Marke geht, sondern dass wir in Kronach investieren werden. Jetzt sind wir sogar schneller mit dem Neustart der lokalen Produktion als ursprünglich geplant. Außerdem bin ich vollständig auf Loewe fokussiert. Im Gegensatz zu anderen Bietern im Prozess habe ich keine anderen Marken oder Unternehmen mehr. Ich konzentriere mich zu 100 Prozent auf Loewe.

Loewe war einst das Aushängeschild der Industrie im Frankenwald. Ist es aus Ihrer Sicht möglich, das Unternehmen wieder in solche Sphären zu führen?

Loewe hat in jedem Fall das Potenzial dazu. Wir setzen hier auf eine Diversifizierung des Portfolios einerseits und die Expansion in internationale Märkte andererseits.

Welche Mitarbeiterzahl kann in den kommenden Jahren erreicht werden?

Bis jetzt haben wir 55 Mitarbeiter neu beziehungsweise wieder angestellt. In den nächsten Wochen starten 35 weitere in der Produktion. Wir rechnen mit rund 100 Mitarbeitern bis zum Ende diesen Jahres. Je nach Entwicklung der Geschäfte auch mehr. Bei der TV-Geräteproduktion in Kronach sollen vor allem die teuren High-End-Modelle im Blickpunkt stehen. Gibt es hierfür wirklich einen Markt, der ein Unternehmen dieser Größenordnung dauerhaft tragen kann?

Einer der wesentlichen Fehler von Loewe war, sich zu stark auf das Geschäft im deutschsprachigen Raum und in wenigen europäischen Märkten zu konzentrieren. Aber mit Blick auf das Design und die Qualität der Produkte gibt es keinen Grund, warum Loewe nicht auch international erfolgreich sein könnte.

Wir setzen also einerseits auf diesen internationalen Ausbau des Vertriebs und andererseits auf ein stärker diversifiziertes Portfolio. Außerdem werden wir auch die Produktlinien im Einstiegssegment fortführen, so dass der Einstieg in die Loewe-Welt schon ab 899 Euro möglich ist. Allerdings wird sich die örtliche Produktion in Kronach ausschließlich auf die Premium- und Oled-Produkte konzentrieren.

Wie oft werden Sie künftig persönlich in Kronach bei Loewe nach dem Rechten schauen? Und wie langfristig sehen Sie selbst Ihr Engagement hier angelegt?

Ich sehe mein Engagement in jedem Fall langfristig und möchte Loewe als Familienunternehmen aufbauen, das ich an meine Söhne übergeben kann. Deshalb werde ich sehr häufig hier vor Ort sein und suche für diese Zeiten im Moment eine Wohnung.

Blicken wir zehn Jahre voraus: Wie sehen Sie Loewe im Jahr 2030 aufgestellt?

Loewe wird international erfolgreich und eine gefragte Premiummarke für Unterhaltungsprodukte sein. Fernsehgeräte werden dann noch immer ein wichtiger Teil unseres Portfolios sein, aber wir werden auch in anderen Produktsegmenten erfolgreich positioniert sein.