Neue Regeln für die Gülle - Fortbildung im Kreis Kronach
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Gehülz, Dienstag, 11. November 2014
Eine Fortbildung im Kronacher Ortsteil Gehülz machte die Bauern mit Neuerungen bei der Düngeverordnung und mit moderner Technik für die Ausbringung vertraut. Es ging zum Beispiel um die Ausbringung von "Festmist von Huf- und Klauentieren".
Die Landwirte im Verband landwirtschaftlicher Fachbildung (VlF) erfuhren bis spät in die Nacht hinein aus einem Referat von Diplom- Ingenieur Agrar (FH) Franz Helmle Neuestes über die Düngeverordnung und über Möglichkeiten der Gülleverteilung in der Praxis.
Im Blickpunkt des Informationsabends im Gasthaus Messelberger in Gehülz zum Thema "Gülleinjektion Last oder Chance" standen vor allem neue Ausbringtechniken und ihre Bewertung. Aber auch die Kosten der Gülleausbringung, der Einsatz von Injektionstechnik in der Praxis wie auch zusätzliche Einsatzmöglichkeiten der Injektion wurden gegenübergestellt, verglichen und diskutiert.
Anlass für eine Evaluierung beziehungsweise Novelle der Düngeverordnung war, damit eine Reduzierung der Ammoniakemissionen zu erreichen, die zu circa 95 Prozent aus der Landwirtschaft stammen. Im Frühjahr und Herbst müssen sich Landwirte genau überlegen, welche Düngetechnik für sie und ihre Acker und Felder die richtige ist.
Denn was für den einen gut ist, kann für einen anderen Landwirt schon nicht brauchbar sein, weil es Bodenbeschaffenheit und Gelände nicht zulassen oder nicht sinnvoll machen. Landwirte können aber auch nicht x-beliebig den Zeitpunkt ihrer Düngeausbringung wählen.
Die Sperrfristen
Die Sperrfrist für die Ausbringung von organischen Düngemitteln mit wesentlichen Gehalten an verfügbarem Stickstoff auf Ackerflächen soll nach der Ernte der Hauptkultur beginnen. Ausnahmen bilden im Anschluss angebaute Kulturen, die im Spätsommer und Herbst noch regelmäßig Düngebedarf aufweisen (Raps, Feldgras, Zwischenfrüchte).
Festmist von Huf- und Klauentieren soll, wie bisher in der Düngeverordnung, von der Sperrfristregelung ausgenommen werden. Allgemein gilt die Sperrfrist bei uns ab 1. November. Doch mit welcher Gülleausbringtechnik kann man oberflächliche Abschwemmungen und Phosphorverluste über das Durchsickern in Drainagen möglichst gering halten?
Grundsätzlich versteht man unter Gülleinjektion die Einbringung der Gülle direkt in den Boden. Geräte zur Düngerausbringung müssen technische Anforderungen an die Verteil- und Dosiergenauigkeit (längs und quer zur Fahrtrichtung bei einer definierten Arbeitsbreite) erfüllen. Anforderungen an die Ausbringung von flüssigem Wirtschaftsdünger auf Ackerflächen sollen ab 2020 und auf Grünlandflächen ab 2025 verpflichtend werden. Erste Priorität hat, Ammoniakverluste zu vermeiden und zu reduzieren.
Welchen Einfluss das Düngeverfahren mit Gülle auf den Ertrag hat stellte der Referent anhand von Maisertrag bei Silomais dar. So liegt der Ertrag bei Düngung mit Gülle injiziert bei über 30 Prozent und mit Gülle injiziert plus Piadin sogar um 40 Prozent höher als ohne Gülle. Nach so viel Theorie kamen auch die Praktiker mit Diskussionsbeiträgen zu Wort.
"Ganz schön kompliziert"
Der Geschäftsführer im VlF und Leitender Direktor im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach, Guido Winter, fasste zusammen, "ganz schön kompliziert". Doch damit die anwesenden Bauern nicht glauben, es gehe nicht noch komplizierter, lud er zu einer weiteren Fortbildung zum Thema Agrarreform ein.
Dann werden sie erst erfahren, was wirklich kompliziert ist, meinte Winter mit einem Schmunzeln und lud zugleich zu weiteren Vorträgen ein, denn die Landwirte sollten die etwas ruhigere Zeit draußen, für ihre Fortbildung in Vorträgen und Seminaren nutzen.
Über seine guten Erfahrungen mit Schleppschlauchtechnik, die er seit 18 Jahren einsetzt, berichtete Klaus Siegelin aus Tiefenklein. Zwischendurch habe er auch andere Techniken eingesetzt, die sich für seinen Schweinemastbetrieb und die zu düngenden Äcker nicht so gut eigneten.
Michael Dressel aus Rugendorf hat vor einem halben Jahr die Schleppschuhtechnik von Klaus Siegelin ausprobiert und sich ebenfalls dieser Technik anvertraut, allerdings modifiziert mit einer Technik die den Verteilerschlauch gegen den Boden drückt, so dass die Gülle intensiver im Bodenbereich eindringen kann.
Reiner Wittmann aus Steinbach an der Haide düngt mit konventioneller Ausbringung mit Schwenkverteiler. Eine Umstellung auf neuere Technik, so wie es ab 2020 vom Gesetzgeber verlangt wird, würde für ihn eine Investition von 65 000 bis eventuell 100 000 Euro bedeuten.
Der Vorsitzende des VlF Reiner Wittmann freute sich über die rege Diskussion und dankte Franz Helmle für seine wissenschaftlich untermauerten Ausführungen. Ziel der Landwirte sei es, nicht nur Emissionsbelastungen zu reduzieren, sonder auch insgesamt die Düngeausbringung einzusparen und zu begrenzen. Dazu sind solche Vorträge sehr wertvoll.