Nach Vollbrand: Eine Existenz in Schutt und Asche
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Donnerstag, 05. März 2020
Die komplette Gaststätte "Einkehr Zur Maut" fiel am Sonntag den Flammen zum Opfer - samt vielen unersetzbaren Erinnerungen. Doppeltes Pech für Pächter Frank Hertl: Seine Versicherung deckt nur einen Bruchteil des Schadens ab.
"Große Portionen, kleine Preise", steht auf dem Werbeschild am Parkplatz. An der Tür der Hinweis: "Winterpause. Ab April sind wir wieder für sie da." Dieses Versprechen an seine treuen Gäste kann Frank Hertl nicht halten.
In der Gaststätte "Einkehr Zur Maut" mit angrenzendem Biergarten brach am späten Sonntagabend ein Feuer im Dachstuhl aus. Die Existenz von Hertl und seiner Familie liegt - im wahrsten Sinne des Wortes - in Schutt und Asche.
"An den Tagen danach sind viele Gaffer gekommen und haben Fotos gemacht", erzählt der 50-Jährige, während er vorsichtig entlang der Brandruine streift, den Blick stets am Boden. Überall sind Glasscherben und Reste des ehemals imposanten Dachs verstreut.
"Wenn ich für jedes Foto fünf Euro verlangt hätte, wäre das ein gutes Geschäft gewesen", sagt der Familienvater und ringt sich ein gequältes Lächeln ab. Seine Stimmung passt zum mit grauen Regenwolken verhangenen Himmel, die Kälte ist an diesem Tag, am Fuße der Ködeltalsperre, bis in die Knochen spürbar. Ein traurig anmutender Trümmerhaufen ist alles, was Hertl von seinem "Baby" geblieben ist. Und eine ordentliche Portion Galgenhumor.
"Was soll ich machen? Wenn ich mich jetzt unter der Bettdecke vergrabe und weine, bringt mich das auch nicht weiter." Der Pächter zuckt mit den Schultern. Gerade hat er mit seiner Versicherung telefoniert. Die hat bestätigt, was er bereits befürchtet hat: "Weil ich die Versicherung vom Vorbesitzer übernommen habe, bin ich komplett unterversichert."
Vom Kiosk zur Gaststätte
Das 1973 als schlichter Kiosk gebaute Gebäude hat der Vollblutgastronom 2015 übernommen und laut eigener Aussage seitdem kräftig investiert, vor allem in die Küche und den Gastraum. "Bei uns gab es keine Fertigprodukte. Wir haben hier richtig aufgekocht."
Der Kiosk mauserte sich zur namhaften Gaststätte. Bei gutem Wetter seien bis zu 200 Mittagessen über die Theke gegangen. Hertls Familie und Angestellte hätten mitgeholfen, während er selbst gemachte Bräten geschnitten und frisch panierte Schnitzel in der Pfanne gebraten hat.