Nach Brand: Kronacher JVA wartet auf ihre Insassen
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Montag, 03. Sept. 2018
Noch ist unklar, wann die evakuierten Häftlinge in die Kronacher Anstalt zurückkehren können. Gegen einen 27-Jährigen wird derweil weiter wegen schwerer Brandstiftung ermittelt.
Offiziell bietet das Kronacher Gefängnis Platz für 99 Häftlinge - genutzt wird derzeit allerdings keine einzige der zur Verfügung stehenden Zellen. Auch drei Tage nach dem Brand in der Justizvollzugsanstalt Kronach (wir berichteten), wie das 1802 errichtete Gebäude offiziell heißt, steht noch nicht fest, wann die evakuierten Häftlinge wieder in die Lucas-Cranach-Stadt zurückkehren können. "Wir waren heute noch mit dem Staatlichen Bauamt Bamberg im Gebäude unterwegs", erzählte JVA-Leiter Ulrich Mann am Montag.
In den kommenden Tagen werde nun geprüft, ab wann das Gefängnis wieder betriebssicher ist. "Bis Dienstag wird das auf jeden Fall nichts mehr, ich bin sogar skeptisch, ob es diese Woche noch klappt."
Nicht einsturzgefährdet
;Denn die Folgen des Brandes werden die Behörden wohl noch einige Zeit beschäftigen. "Natürlich hat das Löschwasser einigen Schaden angerichtet, das Dach ist teilweise abgedeckt und die Stahlbetondecke, die wir zur Ausbruchssicherheit haben und die das THW in Kleinstarbeit abgetragen hat, muss wieder aufbereitet werden", zählt Mann auf. "Und dann haben wir ja noch das kleine Problem eines Lochs im Dach. Das ist für ein Gefängnis natürlich nicht die ideale Lösung." Zudem müssten die Brandmeldeanlage neu in Gang gesetzt und auch die Gas-Wasserinstallation sowie das Stromnetz überprüft werden. Dasselbe gelte für die Lüftungsanlage.
Eine zweite Schätzung am Montag ergab, dass die Schadenssumme unterhalb der am Freitag vermuteten 100 000 Euro liegen könnte. "Das sind alles aber immer noch sehr grobe Schätzwerte", betont der JVA-Leiter.
Die größte seiner Sorgen nahm ihm schon wenige Stunden nach dem Brand ein Statiker, der die Holzbalkenkonstruktion des historischen Gemäuers unter die Lupe nahm - und Entwarnung gab. Einsturzgefährdet ist die JVA nicht. "Aber ein großer Balken ist ganz schön zusammengebröckelt. Da muss man sehen, ob man den komplett ersetzen muss oder ihn eventuell umkleiden kann", sagt Mann.
Ob die Häftlinge zumindest teilweise aus den acht Haftanstalten, auf die sie am Freitag frankenweit aufgeteilt worden waren, wieder nach Kronach kommen können, hängt auch davon ab, ob die nötigen Renovierungsarbeiten bei laufendem Betrieb vorgenommen werden können. "Das wäre uns natürlich am liebsten, aber das muss jetzt genau geprüft werden", erklärt der Anstaltsleiter.
Eine andere Größenordnung
;Erlebt habe er einen solchen Brand sowie eine komplette Evakuierung in den 17 Jahren, die er bereits im Justizvollzug arbeitet, bislang noch nicht. Dass in Zellen oder Zimmern kleine Feuer ausbrechen, könne zwar immer mal passieren, sei dann aber meist die Folge davon, dass Zigarettenkippen in Mülleimer geschmissen werden, in denen sich noch Papier befand. "Aber das war jetzt eine ganz andere Größenordnung."