Mutig und ideenreich gegen die Not
Autor: Heike Schülein
Kronach, Sonntag, 12. März 2017
Die Misereor-Fastenaktion im Erzbistum wurde am Sonntag in Kronach eröffnet.
"Die Welt ist voller guter Ideen. Lass sie wachsen" - unter diesem Leitwort steht die Misereor-Fastenaktion. Das katholische Hilfswerk will am Beispiel des westafrikanischen Landes Burkina Faso Kreativität und Erfindergeist in den Blick nehmen.
Gast von Misereor in der Erzdiözese ist in diesem Jahr der 72-jährige Kardinal Philippe Ouédraogo aus Burkina Faso. Der hoch angesehene Erzbischof von Ouagadougou setzt sich besonders gegen Willkürherrschaft und Ausgrenzung sowie für Solidarität mit den Ärmsten und Versöhnung ein.
Am Sonntag eröffnete der Kardinal mit Erzbischof Ludwig Schick in Kronach die Fastenaktion im Erzbistum. "Burkina Faso ist ein wunderschönes, aber bitterarmes Land", stellte Schick in seiner Predigt in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadtpfarrkirche fest. "Nicht deshalb, weil es keine Möglichkeiten zum guten Leben gäbe, sondern weil seine Güter ins Ausland transportiert oder nicht entwickelt werden." Dies müsse sich ändern - und dazu könne die Misereor-Fastenaktion ihren Beitrag leisten.
Jeder Zweite lebt in Armut
Das Hilfswerk will am Beispiel von Burkina Faso Kreativität und Erfindergeist in den Blick nehmen. Mit ihrer Innovationskraft gehen die Menschen beherzt den Kampf gegen den Hunger an. In Burkina Faso ist die Hälfte der Bevölkerung unter 18, fast jeder Zweite lebt unter der Armutsgrenze. Damit zählt das Land zu den fünf ärmsten Staaten weltweit. Nur etwa ein Viertel der Menschen kann lesen. 80 Prozent der Menschen leben von Land- und Viehwirtschaft, obwohl drei Viertel des Jahres kein Regen fällt."Ich bin sehr dankbar, dass Burkina Faso als Beispielsland ausgewählt wurde", freute sich der Kardinal, dessen Ansprache von der Dolmetscherin Stefanie Götzmann vom Französischen ins Deutsche übersetzt wurde. Bildung und Gesundheit der Einwohner sowie die Stärkung der Demokratie, Sicherheit und Menschenrechte stellten große Herausforderungen dar. "Die Menschen geben aber nicht auf, sondern nehmen die Herausforderungen an", würdigte der Kardinal. Hierbei erhalte man Hilfe von Organisationen wie beispielsweise der Caritas oder Misereor. "Burkina Faso und Deutschland leben einen gemeinsamem Traum", zeigte er sich sicher, "den Traum einer gerechteren, solidarischeren und glücklicheren Welt."
Zeichen der Solidarität
Ministranten wie auch Kinder brachten verschiedene Gaben nach vorne, um sie vor dem Altar abzustellen - als symbolisches Zeichen der Solidarität. Was für schöne Bilder eines ebenso ergreifend-feierlichen wie fröhlich-bunten Fest-Gottesdienstes! Stimmungsvoll umrahmt wurde er mit Liedbeiträgen von der Gruppe "Spirit Voices" aus Glosberg sowie Rainer Endres an der Orgel. Für Afrika-Feeling sorgten Trommelklänge.Dem Pontifikalamt schloss sich ein Fastenessen im Pfarrzentrum an, deren Brot-Beilage von hiesigen Bäckereien gespendet wurde. Im Anschluss waren alle Interessierte zu "Talk und Musik" im Pfarrsaal mit Kaffee und Kuchen eingeladen. Unter Moderation von Uli Noll von Radio Eins wurden interessante Gespräche über das Beispielland Burkina Faso geführt - insbesondere über die dortige Landwirtschaft sowie die Situation der Jugend.
Auf großes Interesse stießen auch die aufgebauten Infostände, unter anderen von Misereor und dem "Karibu"- Eine-Welt-Laden.
Der Kardinal zeigt Herz für die jungen Leute und ihre Anliegen
In der Erzdiözese Bamberg ist Kardinal Phillipe Ouédraogo aus Burkina Faso zu Gast bei Vorträgen und Begegnungen. Zu seinem umfangreichen Programm zählen auch verschiedene Zusammenkünfte mit jungen Leuten.So freute man sich rund 4500 Kilometer Luftlinie von seiner westafrikanischen Heimat entfernt am Samstag auch seitens des Jugendspirituellen Zentrums "Wheel the Spirit" über den hohen Besuch. Der Doppeldeckerbus hatte auf dem Marienplatz von 9 bis 13 Uhr zu "Info und Talk" eingeladen. An einer Milch-Station war die Bevölkerung zu Kaffee- und Milchspezialitäten eingeladen. Damit wollte man die Probleme der Milchbauern in der ganzen Welt sowie die Auswirkungen der EU-Milchpolitik - also der Überproduktion - vor Augen führen.
Ein gütiges Gesicht mit strahlenden Augen und einem sanften Lächeln - wenn der Erzbischof aus der Hauptstadt Ouagadougou mit ruhiger, klarer Stimme von seiner Heimat oder seinem Leben erzählt, spürt man diese besondere Strahlkraft und Aura, die ihn umgibt. Die Menschen auf die Willkürherrschaft und Ausgrenzung in seinem Heimatland aufmerksam zu machen - dafür setzt er sich mit aller Kraft ein, und dabei nimmt er alle mit, die ihn zuhören. Auch die Jugendlichen des Jugendspirituellen Zentrums und dessen Leiter Bernd Sorgenfrei zeigten sich tief beeindruckt. Viele Hände galt es zu schütteln. Freundlich und geduldig beantwortete Ouédraogo die Fragen der Jugendlichen, zu denen er sich in den Doppeldeckerbus gesellte.
"Vielen Dank für eure Arbeit hier. Es ist schön zu sehen, wie ihr euch einbringt", lobte der Kardinal die engagierten jungen Leute. Gleichzeitig wollte er von den Jugendlichen wissen, warum sich diese für das Jugendspirituelle Zentrum einsetzten. Darauf kamen Antworten wie: "Weil man hier neue Freunde kennenlernt" oder auch "Weil man hier über Dinge sprechen kann, über die es mir woanders schwerfallen würde". Auch Glaubensreferent Sorgenfrei bestätigte, dass es für junge Leute heutzutage gar nicht so einfach sei, unter Gleichaltrigen über ihren Glauben zu sprechen.
Lebhafter Austausch
Der am Schulzentrum stationierte Doppeldeckerbus sei ein konfessionell offenes Angebot, in dem jeder willkommen sei. Besonders schön daran sei, dass sich hier schulübergreifende Freundschaften bildeten. Ein großer Vorteil sei gerade auch die Mobilität des Zentrums, da man für entsprechende Projekte mit dem Bus direkt vor Ort in die Gemeinden fahren könne.Vor dem Bus verkauften Jugendliche des Jugend- und Kulturtreffs "Struwwelpeter" rund 120 Solibrote, die sie in der Bäckerei Oesterlein gebacken hatten. Mit deren Verkauf unterstützt man afrikanische Kleinbauern. Im Anschluss fand im "Struwwelpeter" eine weitere, sehr gut besuchte Jugendveranstaltung zur Fastenaktion statt - mit einem kleinen Essen sowie einer Diskussionsrunde. Auch hierzu gesellte sich der Kardinal, der über die Situation von Jugendlichen in Burkina Faso informierte und einen kleinen Film aus seiner Heimat zeigte.
Die jungen Leute waren so begeistert, dass der jüngste "Struwwelpeter"-Besucher, der zehnjährige Salvatore, meinte: "Könnte nicht auch einmal der Papst zu uns in den Struwwel kommen?" Der Tag klang mit einer Afrika-Disko im "Struwwelpeter" aus, wo sich rund 60 Jugendliche der unterschiedlichsten Nationalitäten und Konfessionen austauschten und zu interkultureller Musik tanzten.
Auch Schulbesuche des Kardinals stehen in den kommenden Tagen noch an - so am heutigen Montag an der Siegmund-Loewe-Realschule, am Dienstag am Frankenwaldgymnasium sowie am Mittwoch an der Lorenz-Kaim-Berufsschule.