Die "schlechteste Orgel" des Frankenwalds war der Grund, warum in Birnbach ein Musikverein gegründet wurde. Nun begeht der Verein vom 14. bis 17. Mai sein 150-jähriges Bestehen - verbunden mit einem Kreismusikfest.
Birnbaum, ein Ortsteil der Großgemeinde Steinwiesen, liegt auf den Höhen des Frankenwaldes. Ein Dorf mit einer langen Musikgeschichte. Seit 150 Jahren gibt es hier eine Musikkapelle, die in dem kleinen, 400 Einwohnern zählenden Ort aus dem Vereinsgeschehen nicht wegzudenken ist. Aber es ist auch eine Herausforderung, diesen Musikverein am Leben zu erhalten. Die Nachwuchsarbeit wird deshalb groß geschrieben und mit einem Jugendanteil von 40 Prozent bei der aktiven Kapelle sorgt man für den tollen Altersdurchschnitt von 28,6 Jahren. Das lässt für die Zukunft hoffen.
Deshalb feiert der Musikverein 1865 Birnbaum stolz vom 14. bis 17. Mai 2015 sein Jubiläumsfest verbunden mit einem Kreismusikfest. Ein lückenloses Notenmaterial aus der Feder der ehemaligen Kapellmeister und mündliche Überlieferungen zeugen von der Gemeinschaft, die seit 150 Jahren besteht.
Der Verein hat es sich seit 1865 zur Aufgabe gemacht, die traditionelle fränkische Volks- und Blasmusik zu pflegen und zu erhalten.
Blasinstrumente statt Orgel Die Gründung des Musikvereins 1865 Birnbaum mutet etwas kurios an. Da es keine schriftlichen Aufzeichnungen wie Gründungsbücher und ähnliches gibt, musste bei der Rekonstruktion auf andere Quellen zurückgegriffen werden. Aus der Kirchengeschichte des Dorfes geht hervor, dass in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine gebrauchte Orgel für die Kirche St. Stephan angeschafft wurde. Der Klang dieser Orgel wurde jedoch immer schlechter, sodass sie schließlich als "schlechteste Orgel" im gesamten Frankenwald angesehen wurden. Deshalb schlossen sich einige Männer zusammen und begleiteten das Kirchenjahr mit Blasinstrumenten und begründeten so die Geburtsstunde des Musikvereins Birnbaum.
Bald war die Musik aus Birnbaum nicht mehr weg zu denken. An den Wochenenden spielte die Kapelle auch in anderen Orten zum Kirchweihtanz auf. Von dort brachte man außer Idealismus und Liebe zur Musik jedoch nichts weiter mit nach Hause. Auch in den Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurde die Musikkapelle Birnbaum am Leben gehalten. In der zweiten Hälfte der 50er-Jahre kam es jedoch zur Krise - aufgrund akuten Personalmangels. Doch auf Initiative des aktiven Musikers Otto Kolb wuchs die Kapelle von 1959 bis 1961 von sieben auf 20 Musiker an. 1965 feierte man das 100-jährige Bestehen, 1966 trat man dem Nordbayerischen Musikbund (NBMB) bei und 1976 bezog man das neue Vereinsheim. Es gab in der Vereinsgeschichte immer wieder Höhepunkte, zum Beispiel die Verleihung der "Großen goldenen Medaille am weiß-blauen Band" für die Verdienste um die deutsche Blasmusik in den letzten 100 Jahren, die der Musikverein Birnbaum 1966 bekam.
"Promusica-Plakette" Die Rundfunkaufnahmen 1966 in Kronach mit Noten von Kapellmeister Peter Müller, die "Promusica-Plakette" für die Pflege des instrumentalen Musikvereins 1976 und den Volksmusikabend 1987 mit Noten des früheren Musikleiters Michael Wachter sind unvergessen. 1990 feierte man das 125-jährige Bestehen ebenfalls mit einem Kreismusikfest. Nun steht wieder eine große Veranstaltung an. Mit Stolz können die Musiker und Musikerinnen auf das bevorstehende Kreismusikfest blicken, haben sie doch bereits beim Jubiläumskonzert am 14. März eine Urkunde des Nordbayerischen Musikbundes erhalten für ihre "Verdienste um die deutsche Blasmusik".
Im Jubiläumsjahr besteht der Musikverein 1865 Birnbaum aus 33 Aktiven, davon sind acht Jungmusiker. Der Verein hat 157 passive Mitglieder und vier Ehrenmitglieder.
Die Vorstandschaft um Ersten Vorsitzenden Gerhard Gareis, Zweiten Vorsitzenden Marco Kotschenreuther, Dirigent Michael Deuerling, Kassier Stefan Ebertsch und Schriftführerin Nina Müller weist auf ein intaktes Vereinsleben hin. Egal ob kirchliche oder weltliche Feste, der Musikverein 1865 Birnbaum bereichert stets das Leben im kleinen Frankenwaldort und darüber hinaus, wie Auftritte bei der Landesgartenschau und der Seebühne beweisen.
Beim Kreismusikfest vom 14. bis 17. Mai 2015 in Birnbaum werden 34 Blaskapellen den Ort bevölkern. Nach den Standkonzerten am Samstagabend werden elf Kapellen zum Sternmarsch antreten. Am Sonntag schließen sich 21 Musikkapellen nach ihren Standkonzerten zum Sternmarsch und anschließenden Gemeinschaftschor zusammen. Hier ist auch der Landkreis Kulmbach mit der Musikkapelle aus Kasendorf vertreten. Im Zelt erwarten die Gäste noch zwei Musikvereine, die den Frühschoppen und Unterhaltungsnachmittag bestreiten.
Festprogramm Kreismusikfest/Birnbaum-Jubiläum