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Musikalisches Kaleidoskop


Autor: Nicole Julien-Mann

Kronach, Freitag, 11. Mai 2018

Die Berufsfachschule für Musik Oberfranken zeigte ihr musikalisches Spektrum in beeindruckenden Ensembleleistungen.
Mouvement Dynamique auf den Gitarren (Luca Baer, Isabel Eisen, Tin Wunder, Luis Spangel) Foto: Nicole Julien-Mann


Ohne Pauken aber mit Trompeten begann das Jahreskonzert der Berufsfachschule für Musik Oberfranken. Die festliche Musik von Antonio Vivaldi verlieh dem Kronacher Kreiskulturraum einen barocken Glanz. Francesco Beetz und Ronja Dittmar an den Trompeten und Johann Berger am Klavier stimmten mit dem Concerto C-Dur das Publikum auf einen Abend ein, bei dem die Ensembleleistungen im Vordergrund standen.


Kurzweiliges auf hohem Niveau

Die Schülerinnen und Schüler streben mit ihrer Ausbildung an der Berufsfachschule eine musikalische Laufbahn an. Entsprechend hoch ist die Qualität ihrer Darbietungen und erfreulich breit ist der Instrumentenfundus, aus dem sie schöpfen und in dem sich sehr selten gespielte Ungetüme befinden wie ein Euphonium.

"Das Jahreskonzert ist der größte und vielfältigste Auftritt im Jahr", kündigten Stephan Schmidt und seine Mitschülerin Nina Hagen das Programm an. Eine weitere Verheißung hieß: je schiefer die Generalprobe desto gelungener das Konzert. Den Beweis für beide Thesen legten die Berufsfachschüler umgehend vor: Der ganze Abend bot kurzweiligen Hörgenuss auf hohem Niveau.

Mit dem Stück "Mouvement Dynamique I" führte Luca Bauer das Gitarrenensemble (Isabel Eisen, Tim Wunder, Luis Spangel) melodisch an, trat mit seinen Mitspielern in den Dialog oder reagierte auf musikalische Einwürfe. Der französische Komponist Olivier Bensa komponiert zeitgenössische Musik, die mehr auf Harmonie als auf experimentelle Dissonanzen setzt.


Russische Seele interpretiert

Auf zweifache Weise interpretierten Maria Strößenreuther an der Violine, Florian Kunert am Cello und Mark Müller am Klavier die berühmte russische Seele. Ein Mal ließ der Romantiker Michael Glinka genau dort hinein blicken. Die zweite Version stammte aus der Feder des Briten Frank Bridge, der mit seinem "Valse Russe" die Opulenz der Belle Epoque beschrieb. In ihr schwingt die Melancholie des Untergangs schon mit, so fügte sich der Beatles-Klassiker "Michelle" stimmungsmäßig nahtlos an. Die Instrumentierung mit vier Kontrabässen war dagegen eher ungewöhnlich und höchst originell. Dass Bassisten besonders coole Socken sind, zeigten sonnenbebrillt Isabel Eisen, Julian Flögl, Tristan Ramm und ihr Dozent Dietmar Engels mit dem groovigen "Bassosaurus Rock".

Der Kontrast zur Volksmusik hätte nicht größer sein können, aber das Ensemble aus Francesco Beetz (Trompete), Stephan Schmidt (Posaune), Sebastian Jakob (Perkussion), Jannis Riß (Klarinette) und Harald Kotschenreuther (Akkordeon) lehrte das Publikum eines Besseren: Der "Bienenhaus-Galopp" entpuppte sich als rasantes Stück mit Zwiegesang und schlüpfrigen Texten, bei denen die Sänger zwar nicht erröteten, aber zumindest schmunzeln mussten.

Aus der Tango-Werkstatt von Juan Carlos Cuacci stammt das Werk "Vaduz", dem Haga Yi am Klavier, Aline Wicht an der Klarinette, Verena Hirschlein an der Flöte und Florian Kunert am Cello die emotionale Melodienführung übernahmen und Luca Bauer an der Gitarre, Isabel Eisen am Kontrabass und Julia Schmitt am Schlagzeug für den typischen Tango-Rhythmus sorgten.


Kammermusik

Kammermusik vom Feinsten mit satten warmen Klängen boten die exzellenten Cellisten Florian Kunert und Sebastian Krügel mit einem Duo von Friedrich August Kummer. Dieselbe musikalische Reife bewies Sebastian Straßner als einziger Solist an diesem Abend mit dem Intermezzo b-Moll op. 117 Nr. 2 von Johannes Brahms. "Andante non troppo e con molto espressione" heißt die Regieanweisung des Komponisten und genauso gab Straßner das Stück wieder: nicht zu gemächlich und mit viel Ausdruck. Ein Evergreen für weibliche Stimmen ist das Blumenduett von Léo Delibes aus der Oper "Lakmé". Susanne Heckmann (Sopran) und Annika Hartmann (Mezzosopran), begleitet von Florian Jungkunz am Klavier, unterstrichen den Zauber dieser Arie mit ihren jugendlichen Stimmen.

Das Euphonium im Blechbläser-Quartett, gespielt von Nina Hagen, war nicht nur ein akustischer "Hinhörer" mit seinem weichen Baritonklang. Trompete (Francesco Beetz) und die Posaunen (Sebastian Krügel und Stephan Schmidt) überließen dem weißen Rieseninstrument auch optisch den Vortritt. Nach dem Traditionel "Oh when the Saints" stahlen sich die Kollegen von Nina Hagen allmählich von der Bühne, und gaben damit dem Text von "Muss i denn" eine neue Wendung.

Immer mit Spannung erwartet werden die Beiträge der Perkussionsschüler von Günter Peppel. Auch dieses Mal war die Begeisterung über die Darbietung von Franz Wagner und Daniel Nietsch an der Marimba groß: "Catching Shadows" von Ivan Trevino.


"Musik und Bewegung"

Für Überraschungen im positiven Sinne sind regelmäßig die Ergebnisse der Projekte "Musik und Bewegung" gut. In Gruppen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler Arrangements, Choreographie und Bühnenbild selbst. In diesem Jahr nahmen sie sich den Beethoven-Klassiker "Für Elise" vor, der durch häufigen Gebrauch erhebliche Verschleißspuren aufweist. Aber siehe da, als Walzer, Bebop und Techno-Rave machte selbst die "alte Elise" eine gute Figur, auch in den entsprechenden Tanzstilen und den kreativen Tableaus.

Zum großen Vergnügen des Publikums mussten zum Schluss noch einmal alle als Konzertchor auf die Bühne. Chorleiter Burkhart M. Schürmann hatte drei in Stil, Epoche und Schwierigkeit unterschiedliche Stücke ausgewählt: "Eine feste Burg ist unser Gott" von Heinrich Schütz in Erinnerung an das Reformationsjahr, "Dieu! Qu'il la fait bon regarder" von Claude Debussy zu Ehren seines 100.Todestags und "Canzone" von Wilhelm Killmayer, der im letzten Jahr verstarb. Dies galt nicht für den Applaus für dieses Konzert, bei dem die Zeit wie im Flug verging.