Museumstagen Festung Rosenberg: Zuschauen bei der Restauration
Autor: Franziska Knobloch
Kronach, Sonntag, 19. Oktober 2014
Bei den Museumstagen auf der Festung Rosenberg durften die Besucher der Restauratorin Petra Zenkel-Schirmer und ihren Kolleginnen über die Schulter schauen.
Jesus liegt auf dem Rücken und starrt an die Decke. Die beige Farbe seines Gewandes ist an einigen Stellen abgeplatzt. Er hat nur einen Arm, der andere ist mit Zahnstochern auf einem Styropor-Quader fixiert. Daneben liegen laminierte Detailaufnahmen, auf denen die Risse in seinen Händen und die losen Bruchteile deutlich zu sehen sind. Doch die Bilder und die Ausstellung zeigen den Besuchern der Museumstage nicht nur die Schäden. Sie machen vor allem eines sichtbar: den Restaurierungsprozess.
In der Kapelle der fränkischen Galerie restaurieren Petra Zenkel-Schirmer und ihre Kolleginnen Antje Frische und Heike Günther für die Besucher originale Kunstobjekte aus dem Kronacher Depot. Neben der Jesus-Figur demonstrieren sie ihre Arbeit unter anderem an einem Wappen des Bamberger Fürstbischofs Christoph Franz von Busek und einer Stadtansicht von Kronach aus Öl.
Wenn die Schmutzschicht weicht
Während Antje Frische vorsichtig die provisorisch angeleimten Finger der etwa 40 Zentimeter großen Jesus-Figur löst, reinigt Heike Günther den Himmel auf dem Ölgemälde mit Watte und einem stark verdünnten Lösungsmittel. Zentimeter für Zentimeter weicht die bräunliche Schmutzschicht und gibt den zart pastellfarbenen Himmel frei.
"Wir können nicht genau sagen, aus welchem Jahr das Ölgemälde stammt, aber es ist vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden", erklärt Petra Zenkel-Schirmer. Dafür sprächen auch die groben Pinselstriche, die an die Malweise der Impressionisten erinnern, bestätigt Heike Günther. In der linken unteren Ecke des Gemäldes ist der Buchstabe "F" in das Öl gemalt - der Künstler bleibt jedoch unbekannt.
Unter UV-Licht haben die Restauratorinnen entdeckt, dass der Himmel übermalt wurde. Tatsächlich: Im blassen, lila-blauen Licht schimmern unter der gereinigten Fläche noch einmal hellere Blautöne hervor, die bei Tageslicht so gut wie unsichtbar sind.
"Da hat wohl jemandem der Himmel nicht gefallen", kommentiert Zenkel-Schirmer, die seit 26 Jahren als Restauratorin selbstständig ist. Doch die Frauen werden nicht versuchen, die Originalfarbe freizulegen, im Gegenteil: Sie möchten dies sogar vermeiden. Zu groß sei das Risiko, dem Bild dadurch mehr zu schaden, als es zu erhalten.
Restauration nicht ansehen
"Als man vor 100 Jahren restauriert hat, hat man das Bild neu bemalt. Jetzt retuschiert man möglichst so, dass die originale Farbschicht erhalten bleibt. Außerdem soll man dem Objekt nicht ansehen, dass es restauriert wurde", erklärt Zenkel-Schirmer. Deshalb sei bei dem Ölgemälde das Ziel, den Himmel gleichmäßig erscheinen zu lassen. Momentan schimmert er noch an manchen Stellen heller als an anderen.
Um das Holzwappen des Bamberger Fürstbischofs Busek sammelt sich eine Besuchergruppe. Als Zenkel-Schirmer das Kunstwerk zum ersten Mal sah, waren die vier Bretter lose, die Farbfassung stand hier und da in Schollen ab, die zwei Widder-Köpfe und die Bamberger Löwen waren verblasst. Sie hat die Bretter mit Leisten gefestigt, die Schollen geglättet und den oberen Teil des Wappens vorsichtig gereinigt. Auch wenn die Farben noch immer blass sind - der Unterschied zu der noch nicht gereinigten Hälfte ist deutlich sichtbar. "Jetzt retuschiere ich mit einem reversiblen Malmittel das Objekt", erklärt sie den Zuschauern. Reversibel bedeutet, dass die Farbe bei Bedarf wieder weggenommen und damit das Original immer wieder erreicht werden kann. "Retuschen werden mit den Jahren oft heller oder dunkler und somit kann man diese wieder beseitigen", sagt sie.
Mittlerweile hat Antje Frische fast alle Schäden an der Jesus-Statue aufgefüllt. Als nächsten Schritt wird sie den Arm wieder an der Figur befestigen und farblich anpassen, die hellen Stellen so übermalen, dass sie alt aussehen und nicht auffallen. So, als wäre nie etwas gewesen.