Druckartikel: Museologe Süß: "Cranach - ein spannender Typ"

Museologe Süß: "Cranach - ein spannender Typ"


Autor: Marco Meißner

Kronach, Mittwoch, 09. Sept. 2015

Die Kronacher Denkmalwoche (ab 12. September) befasst sich mit fünf Themen. Alexander Süß zeigt bei einer Führung den Künstler Lucas Cranach als Handwerker. Unserem Reporter gab er bereits einen kleinen Vorgeschmack.
Alexander Süß kennt Lucas Cranachs Werke seit seiner Kindheit. Foto: Marco Meißner


Er war kreativ, er war handwerklich geschickt, er hatte Geschäftssinn, er war ein Organisator und er schuf Kunstwerke von bleibendem Wert. Die Rede ist von Lucas Cranach dem Älteren. Wer so von ihm schwärmt, ist Museologe Alexander Süß. Seine Begeisterung für den Künstler will er bei der Kronacher Denkmalwoche am 17. September weitergeben. Dann wird er in der Fränkischen Galerie jedoch über den Künstler hin ausblicken und zeigen, dass Cranach ein ebenso begnadeter Handwerker und Geschäftsmann war.


Führung soll vermitteln, nicht belehren

"Es wird kein Frontalunterricht", betont Süß bei einem Rundgang durch die Galerie. Die Teilnehmer der bevorstehenden Führung sollen vielmehr ihre oft zu spürende innere Distanz zum Thema "Kunst" verringern. "Sie sollen die Werke ohne Hemmungen betrachten und sie entdecken", schildert er seine Ansicht, wie den Menschen die Kunst näher gebracht werden sollte. Häufig gingen den Leuten dann die Augen auf und sie könnten Verbindungen zu den Bildern herstellen. Das falle umso leichter, je mehr man über Werk und Künstler wisse.
Und über Cranach gibt es viel zu berichten. Schon bei diesem kurzen Streifzug durch Süß' "Jagdrevier" wird deutlich, dass er selbst von Lucas Cranach fasziniert ist und immer wieder neue Details in seinen Bildern findet. "Kronach kann froh sein, seine Werke zu haben. Und das sind auch keine Überbleibsel, sondern wirklich wichtige Bilder", sagt er.

Dass es beim Denkmaltag ("Handwerk, Technik, Industrie") heuer eigentlich nicht um Kunst geht, ist für Süß in diesem Fall kein Widerspruch. Ganz im Gegenteil. Schließlich hatte Cranach eine Apotheke, eine Druckerei, einen Weinausschank, war Stadtrat, Kämmerer und sogar Bürgermeister.


Vielseitige Talente

Doch selbst als Künstler hatte er eine sehr handwerkliche Seite. Das habe beim Beschaffen von Holz und Tuch als Malgrund angefangen und bis zum Herstellen der Farben gereicht. "Die mussten für jedes Bild angemischt werden; die gab's ja nicht im Baumarkt aus der Tube", erklärt Süß schmunzelnd. Was das für eine Leistung war, erkenne man spätestens, wenn man die Leuchtkraft dieser Farben heute betrachte. Da könnten moderne Industrieprodukte oft nicht mithalten. "Daran erkennt man auch die Meisterschaft des Handwerkers."

Mit seinem eigenen Betrieb habe sich Cranach unternehmerisch und organisatorisch einen Namen gemacht.
Teilweise seien Bilder weit über 100-mal angefertigt worden, wie Süß mit einem Blick auf die Porträts von Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen feststellt. "Er hatte riesige Auftragsvolumen", sagt Süß über Cranach. Dennoch habe man den Werken nie irgendwelchen Druck oder eine Wiederholung angesehen.
Süß geht näher an sein Lieblingsbild "Venus mit Amor als Honigdieb" heran und zeigt auf die typische Cranach-Schlange. Der Künstler hat nicht einfach unterschrieben. Auch das zeigt laut Süß einen modernen Geschäftssinn. "Heute nennt man das Branding", meint er zum vielsagenden Symbol.

Cranach als Handwerker zu bezeichnen, sei keinesfalls abschätzig gegenüber seiner Kunst zu verstehen. Vielmehr zeichne Cranach das unternehmerische Geschick gegenüber anderen Künstlern seiner Zeit aus. Seine Persönlichkeit sei einfach um diese Facette reicher. Und der Künstler hat noch mehr Seiten, die es zu entdecken gilt. Süß ist jedenfalls überzeugt: "Ich hätte ihn gerne kennen gelernt. Er war ein spannender Typ - aber wahrscheinlich hätte er nicht viel Zeit gehabt."


Das Programm der Denkmalwoche

Die Denkmalwoche der Stadt Kronach sieht die folgenden Programmpunkte vor:

12. September: Das Steinmetzhandwerk auf der Festung Rosenberg (16 Uhr, Treffpunkt Kasse Festung)

15. September: Die Baustelle Festung Rosenberg (18 Uhr, Kasse Festung)

17. September: Lucas Cranach als Künstler und Handwerker (18 Uhr, Eingang Fränkische Galerie)

19. September: "Kronacher Unterwelt" - Felsenkeller-Führung (verschiedene Termine, Schwedenstraße/Gold Müller)

20. September: Die Entwicklung des Eisenbahnwesens in Kronach (15 Uhr, Nordbrücke)

Anmeldung: Für alle Angebote ist eine Anmeldung nötig: Telefon 09261/97-201 oder 97-246.