Müll wird in der Kronacher Natur zu einem nachwachsenden Schadstoff
Autor: Marco Meißner
Kronach, Dienstag, 30. April 2019
In Höfles und Vogtendorf sammelten die Vereine den Müll an den Straßen auf. Nach nur wenigen Wochen war von dem Einsatz nicht mehr viel zu sehen. Stellenweise wuchern Flaschen, Verpackungen und Papiertücher am Wegesrand wie Unkraut.
Wenn der Winter sich verabschiedet, geht es in vielen Dörfern dem Dreck an den Kragen. Auch in Höfles und Vogtendorf krempeln die Vereine die Ärmel für den "Frühjahrsputz" hoch. Doch heuer macht sich nur wenige Wochen später Resignation breit. War der ganze Aufwand für die Katz?
Claudia Wellach ist eine der Vereinsvertreterinnen, die an der jüngsten Müllsammlung teilnahmen. Sportverein, Schützen, Musikverein, Feuerwehren, Theatergruppe und federführend der Gartenbauverein - alle brächten sich ein, damit achtlos weggeworfener Abfall bei Höfles und Vogtendorf aus der Landschaft verschwindet, lobt sie den guten Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. "Wir haben kiloweise Unrat entfernt", erinnert sie sich an die Aktion im März.
Immer die gleichen Sorten Müll
So weit, so gut. Doch dann lässt sie das dicke Aber folgen: "Ein paar Wochen später wäre eine solche Sammelaktion schon wieder notwendig." Die gleichen Dinge, die mühsam in den Straßengräben aufgesammelt wurden, liegen wieder drin. Überwiegend handelt es sich um Flaschen, Papiertücher, Coffee-to-go-Becher, Essensreste, Zigarettenschachteln und Plastikmüll. Da bleibt Wellach nur ein Kopfschütteln.
Die fleißigen Müllsammler waren unter anderem in der Industriestraße, im Ruppenweg, entlang des Fahrradwegs, im Stübental, in Dobrach und an der Kreisstraße 12 in Richtung Fischbach unterwegs. Gerade an dieser Straße "war's Wahnsinn, fürchterlich". Drei Putzeimer voller Flaschen hat Claudia Wellach dort aufgesammelt. Offenbar sind die einfach aus den Autofenstern geflogen.
In Zeiten von Umweltschutz-Bürgerentscheiden und Klimaschutz-Demos ist es für ihre Mitstreiter und sie unverständlich, dass so viele offenbar nicht vor der eigenen Haustür kehren und im Kleinen mit dem Umweltschutz anfangen wollen. "Alles eine Frage des Charakters!", schimpft sie, dass es dem einen oder anderen Mitbürger daran offenbar mangelt.
Die Höfleser und Vogtendorfer sind vermutlich nicht die einzigen, die an ihre Mitmenschen appellieren, die Abfälle in der Tonne und nicht in der Natur zu entsorgen. In anderen Gemeinden sei sie schließlich auf genau die gleiche Situation gestoßen, berichtet Wellach. Aber sie wünscht sich auch, dass die Kommunen reagieren und beispielsweise wieder das Netz der öffentlichen Abfalleimer dichter strickt. Dann könnte wenigstens der Teil der Umweltverschmutzung abgefangen werden, der nicht der Unvernunft geschuldet ist, sondern dem Unwillen, seinen Abfall über längere Strecken mitzutragen.