Mobbing auf der Schulbühne
Autor: Heike Schülein
Kronach, Donnerstag, 18. Juli 2019
In drei Aufführungen zeigte das ueTheater das Anti-Mobbing-Theaterstück "Hier stinkt´s!" an der RS II. Eindrücklich verdeutlichten die beiden Darsteller die Problematik sozialer Ausgrenzung. Dies verfehlte seine Wirkung nicht.
"Hier stinkt's! Hey Stinky, gab's bei Euch wieder Bohnen zu futtern?", hänselt Tine ihren von ihr sitzenden Klassenkameraden Marko. Die Klasse lacht. Auf dem Weg zur Schule wird er von der Rädelsführerin und ihren Freunden mit einer gelben Flüssigkeit begossen. Marko glaubt, es ist Urin. Am schlimmsten aber sind für ihn die Pausen ...
Es war wahrlich kein leichter Stoff, der den Schülerinnen und Schülern der sechsten bis neunten Jahrgangsstufe am Donnerstag an der Siegmund-Loewe-Realschule vorgesetzt wurde. In der Aula wurde es ruhiger und ruhiger. Die Köpfe rauchten sichtlich. Wie fühlt sich ein junger Mensch, der gemobbt und ausgegrenzt wird? Welche schwer wiegenden Folgen haben die gezielten Attacken? Wie kann er sich wehren? Wie können andere helfen?
Keine Frage: Das Theaterstück "Hier stinkt's!" gegen Mobbing, für Gewaltfreiheit und Verständnis ließ niemanden kalt, was insbesondere den beiden hervorragenden Schauspielern mit ihrem intensiven, packenden Spiel zu verdanken war. Ohne jegliche weitere Utensilien - nur mit zwei Stühlen - schafften es Christine Elsa Wagner und Julian Kühndel, ihr Publikum von der ersten Minute an mitzunehmen und das mit einer Eindringlichkeit, die einem die Kehle zuschnüren konnte.
Marko und Tine sind Schüler zwischen zwölf und 16 Jahren. Das genaue Alter und die Schulart bleiben offen. Marko, das isolierte Mobbingopfer, schildert seinen Mobbingalltag. Rädelsführerin Tine beschreibt das Geschehen aus ihrer Sicht. Um seiner Opferrolle zu entkommen, sucht Marko nach den Gründen und startet verschiedene Versuche, sich dem Mobbing zu entziehen.
Hilfe bekommt er keine. Der Direktor verschließt die Augen, weil Mobbing nicht in das Erscheinungsbild der Schule passt: "Unsere Lehrer sind hochmotiviert. Die Kinder gehen gerne in den Unterricht. An unserer Schule herrscht ein ausgezeichnetes Klima". Seine Mutter möchte er damit nicht belasten, da sie genug andere Probleme hat. Was tun? In seiner Hilflosigkeit geht er die verschiedensten Szenarien durch, die von Selbstmord ("Ich kann da nicht mehr hingehen, lieber bringe ich mich um") bis zu einem Amoklauf an der Schule ("Wenn ich verrecke, dann nehme ich ein paar von denen mit") reichen.
Täter und Opfer, mobben und gemobbt werden - die Rollen scheinen zwischen Gut und Böse klar verteilt. Doch so einfach macht es sich das Stück nicht. Im Verlauf der Handlung wird klar, dass auch "Täterin" Tine "Opfer" einer Zwangssituation ist und selbst mit großen Problemen zu kämpfen hat.
Zuhause bekommt sie mächtig Druck von ihren Eltern, die bessere Schulleistungen von ihr verlangen: "Warum klappt das denn nicht mit dem Englischen? Warum hast Du nur eine Drei? Es ist doch Dein Job, zu lernen". Schließlich soll sie doch einmal den Betrieb ihres Vaters übernehmen. Für bessere Noten wollen sie ihr sogar ihren geliebten Sport verbieten: "Kein Training mehr am Wochenende, bis die Noten wieder stimmen!" Dem Druck kann sie nicht mehr standhalten ("Sie können sich ihre Scheißfirma an den Hut schmieren!") Ihre ganze Wut, ihren Frust und Zorn lässt sie wie ein Ventil an einen vermeintlich Schwächeren ab: Marko.