Mit Sport kann man junge Leute begeistern
Autor: Sonny Adam
Kronach, Freitag, 05. Sept. 2014
Die gute Zusammenarbeit zwischen Schulsport und Vereinssport lässt den BLSV-Kreisvorsitzende Karl H. Fick hoffen.
Der BLSV-Kreisvorsitzende Karl H. Fick ist selbst eine Legende im Sportkreis Kronach. Die Zukunft sieht nicht schlecht aus, glaubt er - zumal der Organisationsgrad in Kronach weit über dem oberfränkischen Durchschnitt liegt.
Der Bayerische Landes-Sportverband ist ein sehr alter Verein - er wurde schon 1945 gegründet. Unter dem Dach des BLSV finden sich die verschiedensten Sportarten - welche Funktion hat der Verein heute?
Karl H. Fick: Der Bayerische Landes-Sportverband ist wie die Sportbünde in den anderen Bundesländern die Dachorganisation des Sports in Bayern, mit über 4,4 Millionen Mitgliedern. Durch Zusammenarbeit mit den politischen Parteien, mit gesellschaftlichen Gruppen, mit der Wissenschaft und ähnlichem trägt der BLSV dazu bei, Rahmenbedingungen für den Sportbetrieb und für das Vereinsleben zu gestalten.
Der BLSV als Dachverband ist Dienstleister im weitesten Sinne für die Vereine. Konkrete Hilfen: bei Investitionsmaßnahmen der Vereine, bei versicherungsrechtlichen Fragen, bei allgemeinen Rechtsfragen und ähnlichen Angelegenheiten.
Wie sieht die sportliche Lage in Kronach aus?
Der Sportkreis Kronach ist ähnlich strukturiert wie das Land. Die stärkste Sportart im Sportkreis ist der Fußballsport, gefolgt vom Turn- und Tischtennissport. Insgesamt werden im Sportkreis etwa dreißig Sportarten betrieben. Der demografische Faktor bewirkt allerdings, dass die Mitgliederzahlen in den Vereinen zurückgehen. Im Sportkreis Kronach sind in den 141 Vereinen knapp 30 000 Mitglieder organisiert. Dies ist ein Organisationsgrad von 42,7 Prozent. Der Vergleichswert auf oberfränkischer Ebene liegt bei 35,6 Prozent.
Welche Sportarten würden Sie sich als BLSV-Kreisvorsitzender noch wünschen?
Je nach Austragungsort der Olympischen Spiele kommen von Fall zu Fall neue Sportarten hinzu, die in den betreffenden Ausrichtungsländern besonders gepflegt werden. Die eine oder andere neue Sportart wird natürlich auch auf Landes- beziehungsweise Sportkreisebene übernommen, sofern qualifizierte Übungsleiter vorhanden sind.
Wie sind Sie selbst zum BLSV gekommen?
Etwa seit 1955 bin ich Mitglied in mehreren Sportvereinen, ich war Vereinsvorsitzender, später Vorsitzender beim Turngau Frankenwald und ab 1974 stellvertretender Vorsitzender des Turngaus Coburg-Frankenwald. Seit 1978 bin ich stellvertretender BLSV-Kreisvorsitzender und seit 1991 bis heute Kreisvorsitzender, ebenfalls von 2004 bis heute Aufsichtsrat im BLSV-Landesverband.
Was ist Ihre Aufgabe?
Wenn man zusammenrechnet, kommen doch einige Jahrzehnte zusammen. Zur Funktion beziehungsweise zu den Aufgaben ist anzumerken, dass die Verantwortlichen der Vereine mit dem Kreisvorsitzenden besprechen, wo "den Vereinen der Schuh drückt". Hinzu kommt die Teilnahme an Jubiläen, an Ehrungen, Stellungnahmen bei Investitionsmaßnahmen und ähnlichem.
Wie viel Zeit wenden Sie pro Woche für den BLSV auf?
Dies ist schwer zu sagen. Durch meine selbstständige Tätigkeit verfüge ich über ein organisatorisches Knowhow, dass die eine oder andere Arbeit erleichtert. Konkret dürften allerdings drei bis fünf Stunden pro Woche anfallen, insbesondere wenn man die Teilnahme an den Sitzungen, an Vereinsveranstaltungen oder anderen Terminen in die anfallende Stundenzahl einbezieht.
Sehr häufig gehen Kreisvorsitzende zur Ehrungen. Sind diese Ehrungen heute noch zeitgemäß, wissen die Geehrten die Nadeln zu schätzen und wie sieht es mit den Jüngeren aus?
Meiner Auffassung nach haben die Ehrungen mit Nadeln und Urkunden nach wie vor eine wichtige Funktion. Wie sagt man doch so schön: "Der Applaus ist das Brot des Künstlers". Wer 20, 25, 30 Jahre oder noch länger Funktionen in einem Verein übernommen hat oder auch dem Verein angehört, der verdient eine Ehrung und diese Ehrung wird in aller Regel von den Betroffenen positiv angenommen.
Deutschland ist das Land der Vereine. Statistisch gesehen ist nach meinem Kenntnisstand fast jeder Bundesbürger Mitglied in einem Verein. Auch in der Politik wird der Frage des Ehrenamtes zunehmend Bedeutung beigemessen, dies gilt auch im Hinblick auf die Altersstruktur in unserer Gesellschaft. Ohne das ehrenamtliche Engagement würde vieles nicht funktionieren. Dies hat auch der Gesetzgeber erkannt - Beispiel: Einführung der gesetzlichen Ehrenamtspauschale.
Treiben Sie selbst Sport - und wenn ja, welchen und wie oft?
Ja, aber eher unregelmäßig, zum Beispiel Wandern, Schwimmen, Rad fahren.
Die Vereine haben es heute nicht leicht. Wie ist das bei Ihnen im Sportbereich?
Sie sagen es. Es gibt Untersuchungen, dass zwar die Menschen durchaus bereit sind einem Verein beizutreten, ihren sportlichen Aktivitäten nachzugehen und sich auch als Mitglied des jeweiligen Vereins fühlen. Schwieriger wird die Besetzung der Funktionen in den Vereinen, dies gilt besonders für den Vorsitzenden und für den Schatzmeister, weil dazu nicht nur gewisse Kenntnisse, sondern auch Zeitaufwand und Engagement einzubringen sind.
Wie kann man junge Menschen begeistern?
Meiner Meinung nach ist Sport nach wie vor ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Dies gilt für große sportliche Veranstaltungen, dies gilt für herausragende Sportler. Gerade aber deren Leistungen färben auch auf die Aktivitäten in den Vereinen ab. Die gute Zusammenarbeit zwischen Schulsport und Vereinssport, sowie qualifizierte Übungsleiter tragen dazu bei, dass auch junge Menschen sich für den Sport in den Vereinen begeistern.
Welche Ideen gibt es, auch jüngere Menschen für Vereine zu begeistern?
Unter dem Motto "Franken aktiv" wurde in einer gemeinsamen Aktion von Schulen und BLSV im Juli dieses Jahres am Schulzentrum ein Schulfest der besonderen Art organisiert, an dem 103 Schulklassen mit etwa 2200 Schülern mit großer Begeisterung teilgenommen haben.
Wie wichtig sind Sportabzeichen?
Die Abnahme des Sportabzeichens wird weitgehend in den Sportvereinen und in den Schulen organisiert. Die Abnahme des Deutschen Sportabzeichens in den einzelnen Sportkreisen ist sehr unterschiedlich, weil natürlich auch hier Ehrenamtliche bereit sein müssen, sich zu organisieren und die Leistungsabnahme durchzuführen und zu dokumentieren. Im letzten Jahr haben im Sportkreis Kronach knapp 600 Personen das Sportabzeichen abgelegt, diese Zahl ist unbefriedigend.
Was hat sich im Sport im Vergleich zwischen früher und heute verändert?
Meiner Auffassung nach hatte Sport früher eine gesellschaftspolitische, eine soziale und eine gesundheitspolitische Bedeutung. Dies gilt nach meinem Verständnis auch für die Gegenwart und die Zukunft.
Verändert haben sich die Sportarten, neue sind hinzu gekommen. Verändert haben sich die Sportanlagen und die sportliche Infrastruktur.
Während früher die sportliche Betätigung im Wesentlichen im Freien auf Wiesen und ähnlichen Einrichtungen erfolgte, sind heute, in Folge öffentlicher und privater Investitionen, sportliche Betätigungen in Sporthallen und Schwimmbädern möglich, auch die Freisportanlagen haben sich entscheidend verändert und verbessert. Wichtig ist auch die Information in den Medien.
Was würden Sie sich für die Zukunft des Sports wünschen?
Ein Wunsch meinerseits wären, die sportlichen Standards, insbesondere bei den Infrastruktureinrichtungen nicht zu überziehen, die Auswirkungen auf die Umwelt zu beachten, die Finanzierung nicht aus den Augen zu verlieren und dadurch die Akzeptanz bei den Bürgern zu erhalten.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
Eine biblische Botschaft lautet: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". Wenn danach gehandelt würde, wäre mein Wunsch mehr miteinander und weniger gegeneinander, mehr Realitätssinn für das Machbare und damit mehr Gemeinsinn.