Druckartikel: Mit Roland Graf dem Kronacher Sandstein auf der Spur

Mit Roland Graf dem Kronacher Sandstein auf der Spur


Autor: Marco Meißner

Kronach, Dienstag, 25. August 2015

Der Heimatkundler Roland Graf zeigte inFranken.de die Spuren des früheren Sandsteinabbaus rund um die Kronacher Festung Rosenberg auf. Dort können die Steine Geschichten erzählen.
Roland Graf zeigt die Gesteinsschichten rund um die Festung. Foto: Marco Meißner


Die Festung hat die Geschichte der Kreisstadt über Jahrhunderte geprägt. Dass jedoch die Landschaft um das Bollwerk herum das steinerne Wahrzeichen und das Leben der Kronacher ebenso beeinflusst hat, wissen nur wenige. Heute noch kann man die Spuren der menschlichen Eingriffe im Umfeld der Festung feststellen. Zumindest wenn man ein dafür geschultes Auge hat - so wie der frühere Kreisheimatpfleger Roland Graf.

Auf einer kleinen Exkursion führt unser Weg an der östlichen Festungsmauer vorbei. Wir sind auf der Suche nach den Spuren von Steinbrüchen. Plötzlich bleiben wir stehen und blicken auf die steinerne Außenhaut des Bollwerks. Die Frage: Was stimmt an der Bastion IV nicht? Es sind die Linien. Überall liegt eine Steinlage akkurat über der anderen, bloß an dieser Stelle nicht. "Es sind die Unregelmäßigkeiten der Steinlagen, die sich hier erkennen lassen", bestätigt Graf den Eindruck von einem Wirrwarr, das sich wie die geflickte Nahtstelle an einer zerrissenen Hose schräg von oben nach unten durch das Mauerwerk zieht. Graf erläutert, dass an diesem Abschnitt in vergangenen Tagen der Boden unter der Bastion nachgegeben habe. "Die Schriftquellen belegen, dass hier einst ein Steinbruch war", blickt der Heimatkundler weit in die Vergangenheit zurück. Irgendwann sei dieses Wissen wohl verloren gegangen und fatalerweise auf dem unsicheren Terrain die Festungsmauer errichtet worden.


Auch Wasser arbeitet an Mauern

Später sei der Boden unterfüttert und das Mauerwerk wieder in Stand gesetzt worden. Das Gleiche habe sich auch an anderen Stellen des Bauwerks ereignet. Weiter werde vermutet, dass von oben eindringendes Wasser den Einsturz beschleunigt hat.

Bei Seelach, am Haßlacher Berg oder an der Hammermühle, Sandstein wurde früher allerorten rund um Kronach abgebaut. Dieses Gestein prägt die Kronacher Altstadt und ist auch der Baustoff, aus dem die Festung ist. Graf ist überzeugt, dass die benötigten Steine nicht (nur) aus der weiteren Umgebung der Festung herangekarrt wurden. Er hat die Quellen des über die Jahrhunderte benötigten Stroms an Baumaterial in unmittelbarer Nähe ausgemacht.


Den Boden ausgehölt

Wir passieren eine große Kuhle im Wald nördlich der Festung. Die war ursprünglich nicht hier, wie Graf erklärt. Wo heute Bäumchen und Büsche wachsen und eine Schicht aus verdorrten Blättern den Boden bedeckt, wurde früher geschuftet. Ebenso nebenan, wo sich die Landschaft wieder nach oben wölbt. "Das ist alles Abraum", sagt Graf. "Die mussten ja irgendwo hin mit dem minderwertigen Schutt." Nicht jede Gesteinsschicht sei geeignet gewesen, um daraus Baumaterial zu gewinnen. "Die Sandsteinadern ziehen sich durch, aber man musste erst die richtige Qualität finden." Abgebaut habe man auf der Ost- und der Westseite des Festungsberges.
Was nicht gebraucht wurde, landete beim Abbau abseits der Steinbrüche. Und das war nicht wenig, denn der Bedarf nach dem Baumaterial war hoch. "Um die Fortifikation her auszuarbeiten, sind Mengen herausgenommen worden - das ist kaum zu glauben", so Graf.

Wie vielschichtig es unter der Erde bei der Festung zugeht, zeigt der Heimatkundler auf einer Schautafel. Direkt dahinter ist ein Ausschnitt des Gesteins bei einem historischen Steinbruch freigelegt. Dort werden die unterschiedlichen Schichten offenbart: ein Sammelsurium aus rötlichen, grauen und bräunlichen Farbstreifen.


Schriftliche Quellen

Den ältesten schriftlichen Nachweis eines Sandsteinbruchs auf der Festung hat Graf auf einer Urkunde aus dem Jahr 1477 ausgemacht. Daraus geht hervor, dass der Bamberger Bischof Philipp von Henneberg darum bemüht war, seine Ländereien möglichst um das Schloss Rosenberg zu haben. Dadurch kam es zu einem Grundstückstausch mit dem Kronacher Heinrich Junker, dessen Wortlaut auf der Urkunde Graf im Kronacher Stadtlesebuch zitierte: "Ein Stück Feld hinter dem Schloß, wobei ein Ort zum Graben, der zweite zum Feld der Köchin und der dritte auf das Vorwerk zum Rosenberg führt [...] ein Feld hinten am Schloß gelegen, ein grob Stück Felds, ein Acker gen. der Langacker, ein Stück Feld bei der Bantzerin Feld, Wiesen und Acker am Hayn und zwei Gewd. (Gewende = altes Flächenmaß; d. Red.) Feld am Steinbruch samt dem Steinbruch."

Langsam führt der Rundgang mit Roland Graf aus dem Wald zum Fußweg nordwestlich der Festung. Der Heimatkundler schaut Richtung Dörfles und erklärt: "Im Rosenhofer Rangen wurden noch im 19. Jahrhundert qualitätvolle Steine abgebaut."


Verein veränderte Landschaft

Nachdem der Abbau aufgegeben wurde, hat die Natur ihren Schleier über diesen Teil der Geschichte gelegt. Jedoch hat auch dieses Mal der Mensch dazu beigetragen, dass sich das Gesicht der Landschaft erneut gewandelt hat.

"Von 1859 bis 1930 gab es einen Verschönerungsverein Kronach, der sich ganz besonders der Festung und vor allem deren Außenanlagen angenommen hat", stellt der Heimatkundler fest. Doch wer aufmerksam auf Spurensuche geht, kann heute noch die Zeichen des Sandsteinabbaus rund um die Festung entdecken.