Mit neuer Ausrichtung soll es bei Loewe weitergehen
Autor: Corinna Igler
Kronach, Freitag, 17. Januar 2014
Dass eine Investorengruppe Loewe übernimmt, ist eine gute Nachricht. Allerdings nicht für 120 Mitarbeiter.
Es geht weiter. Das war für viele gestern das Positive an der Meldung, dass wesentliche Teile von Loewe von einer deutschen Investorengruppe übernommen werden.
"Ich bin zufrieden, dass die Schlagzeile nicht anders lautete, zum Beispiel ,Die Lichter sind ausgegangen‘", zeigt sich Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein gestern Vormittag erst einmal erleichtert. Allerdings müsse man die Rettung des TV-Geräteherstellers trotzdem auch kritisch sehen. "Ich sehe das Ganze mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Ich freue mich, dass es weitergeht, aber es ist schlimm, dass schon wieder Arbeitsplätze wegfallen, wo ja im vergangenen Jahr bereits über 300 weggefallen sind."
Für ihn ist nun wichtig, dass der Stellenabbau nicht noch weiter geht. Das steht für ihn viel mehr im Mittelpunkt als die wegfallenden Steuereinnahmen durch die Verlagerung des Unternehmenssitzes nach München.
In eine ähnliche Richtung äußert sich auch der amtierende Landrat Gerhard Wunder (CSU). "Es ist wichtig, dass der Standort Kronach gesichert ist und die Dachmarke Loewe erhalten bleibt", sagt er, auch wenn er bedauert, dass es zu einem weiteren Stellenabbau kommt. "Worst case", wie Wunder sagt, wäre gewesen, wenn Loewe komplett hätte dicht machen müssen.
Stattdessen soll es jetzt so weitergehen: Die neu gegründete Loewe GmbH übernimmt 270 der noch verbliebenen 550 Mitarbeiter - circa 100 haben laut Unternehmenssprecher Roland Raithel in den vergangenen Wochen selbst gekündigt. Bei den 270 Mitarbeitern sind die Auszubildenden inklusive. Weitere 160 Mitarbeiter werden weiterhin in der noch bestehenden Loewe Opta GmbH - wohl in der Fertigung - beschäftigt sein. Die Produktion kann zu einem späteren Zeitpunkt in Teilen ebenfalls von der Investorengruppe übernommen werden, wie Unternehmenssprecher Christoph Möller auf Nachfrage erklärte. Heißt also, für 120 Mitarbeiter geht es bei Loewe nicht weiter. Sie werden zunächst in einer Transfergesellschaft aufgefangen.
Investor muss Plan vorlegen
Bereits im März vergangenen Jahres haben 190 Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten, im September weitere 140. Loewe befand sich zuletzt in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Erst vor kurzem hieß es, dass Loewe nur noch wenige Tage Zeit bleibt, einen Investor zu präsentieren, sonst müsse das Ganze wie eine normale Insolvenz abgewickelt werden. Durch die jüngste Entwicklung sieht es nun so aus, wie Christian Pfab, Pressesprecher des Coburger Landgerichts erklärt, dass die Investorengruppe einen Plan vorlegen müsse, über den die Gläubiger wiederum abstimmen müssen.
"Dass es gelungen ist, Loewe als deutsche Marke zu erhalten, ist ein großer Erfolg", betont Alfred Hagebusch, Generalbevollmächtigter der Loewe AG. "Und auch wenn ich sehr bedaure, dass nicht alle Mitarbeiter von den Investoren übernommen werden können, so ist es angesichts der Umstände doch erfreulich, dass die meisten der Arbeitsplätze erhalten bleiben."
Die Stimmung unter den Kronachern ist derweil trotzdem skeptisch. "Das ist doch nur eine Frage der Zeit, bis nochmal Stellen reduziert werden oder Arbeitsplätze verlagert werden", zeigen sich zwei junge Frauen nicht sehr optimistisch. Das Konzept der Erwerber sieht den Erhalt eines Fertigungsstandortes Kronach vor, heißt es allerdings in der Pressemitteilung.
Doch wer sind die Käufer überhaupt? Zu der Investorengruppe gehören zwei Familienunternehmer aus München - Constantin Sepmeier und Stefan Kalmund - sowie ehemalige Apple- und Bang&Olufsen-Topmanager, allen voran der ehemalige Apple-Europachef Jan Gesmar-Larsen.
Der Däne wird in seiner Funktion als Beiratsvorsitzender, gemeinsam mit Matthias Harsch, dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden von Loewe, die Neuausrichtung verantworten.
Harsch wechselt in die Loewe GmbH, was mit den weiteren Vorstandsmitgliedern Rolf Rickmeyer und Detlef Teichner passiert, konnte Unternehmenssprecher Möller gestern nicht sagen.
Wie diese Neuausrichtung aussieht? Man will die Marke Loewe "zukünftig auch für eine breitere, jüngere sowie design- und technikaffine Zielgruppe in Europa, Russland und China erschließen. Dabei wird auf dem bestehenden anspruchsvollen Entwicklungs-Know-how in der Kombination von TV- und Audioprodukten aufgebaut", geht aus der Pressemitteilung hervor.
Detaillierte Informationen soll es am Montag bei einer Pressekonferenz geben, wie Unternehmenssprecher Roland Raithel ankündigte.