Mit Klick und a bisserl Schmäh ...
Autor: Norbert Neugebauer
Kronach, Donnerstag, 20. Juli 2017
Afro/Klassik-Crossover zaubert tro- pische Fröhlichkeit auf die Kronacher Festung. "MoZuluArt" begeistert beim Open Air.
Einen zauberhaften Abend mit bester Stimmung erlebten rund 300 Zuhörer bei der zweiten Veranstaltung der Reihe Kronach Open Airs 2017 auf der Festung Rosenberg mit dem Projekt "MoZuluArt" und seinem kammermusikalischen "Unterbau" "Ambassade" Streichquartett plus Robert Guggenbichler.
Typische südafrikanische Vokalmusik im Crossover mit klassisch-orientierten, vorzugsweise Mozart-basierenden Sounds - ein apartes, aber nicht unbedingt exotisches Ergebnis. Zumal das an einem solchen Abend mit tropischen Temperaturen im romantischen Ambiente des Areals der Rosenberg-Festspiele durchaus vorstellbar gewesen wäre. Es hätte schon etwas experimenteller sein dürfen.
Das weitgehend etwas "gesetztere" Publikum brauchte auch nicht lang, um sich in die ungewohnten Klänge einzuhören. Nach etwas verhaltenem Beginn drehten die drei Sänger aus Zimbabwe dann auch auf und steckten die Zuhörer mit ihrer Fröhlichkeit und ihrem Charme schnell an. Dass die seit langem in Wien lebenden Afrikaner ihre Ansagen nicht nur in perfektem Deutsch machten, sondern mit Humor würzten, trug natürlich dazu bei.
Bekannt wurde ihr auf der dortigen Folklore basierender Gesangsstil "Mbube" vor allem durch Miriam Makeba und die Truppe "Ladysmith Black Mamabazo" auf dem Paul-Simon-Album "Graceland". Er zeichnet sich einerseits durch die mächtigen, perfekt harmonierenden Stimmen, andererseits durch gleichermaßen von Spiritualität und Lebensfreude geprägte a-capella-Songs aus, oftmals begleitet von Tanzeinlagen.
Das boten denn auch die drei Herren mit einem "Best of"-Programm ihrer bisherigen drei CD-Veröffentlichungen und sie nahmen dabei die Zuhörer mit ins Boot. Ihre Lieder - Fremd- und Eigenkompositionen - hätten sicher auch ohne das klassische Beiwerk funktioniert, die Fusion war aber doch sehr reizvoll.
Dafür sorgte das aus Musikern der Wiener Symphoniker bestehende internationale Streicherquartett "Ambassade" zusammen mit dem in Österreich aus weiteren Kooperationen bekannten Robert Guggenbichler am E-Piano. Die zunächst zu den gängigen Mozart-Melodien (adaptiert aus verschiedenen Sonaten und dem Rondo in D-Dur) gesungenen Texte wurden ausschließlich in der Heimatsprache der Interpreten vorgetragen. Das war dem Genuss nicht unbedingt abträglich, aber: "Vom Inhalt kriegen wir halt nix mit", wie eine Zuhörerin in der Pause treffend meinte. Zumal der moderierende Sänger Vusa die Gäste zwar ausführlich in Klicklaut-Refrains zum Mitsingen(!) einführte, aber nur selten über die Textaussagen informierte.
Der Gestik nach waren wohl Kinder- und Tanzlieder dabei, auch afrikanische Weihnachtslieder wurden angekündigt. In einem melancholischen Song ging es um die Heimat, wobei der Begriff in mehreren Sprachen und Dialekten kommentiert wurde.
Mehrfach griff Sänger Ramadu auch zur Djembe und setzte die Trommel gekonnt als Soloin strument bei einem Instrumental ein. Zum Abschluss des ersten Teils intonierten die bestens aufgelegten Herren den Folklore-Klassiker "Mbube - The Lion Sleeps Tonight", zu dem die beiden Publikumsblöcke durchaus hörenswerte Wechselchöre beisteuerten.
Mit einer Variation der Mozart-Fantasie in D-Moll stimmten die Künstler zunächst recht elegisch in den zweiten Abschnitt ein. Das änderte sich jedoch mit dem "Klick-Song" von Miriam Makeba, Tempo und Rhythmus zogen schnell an und steigerten sich im weiteren Programmverlauf zunehmend. Das war denn auch keineswegs auf die beiden Zutaten Zulu-Folklore und Klassik beschränkt, sondern bot ebenso Pop- und weltmusikalische Ausflüge.
Von Klick zu Klassik
Das Konzert endete mit einem Auszug aus der "Zauberflöte", bei der sich das Fusion-Ensemble in ein mitreißendes Finale samt Boogie-Piano und Streicher-Riffs groovte. Auch der Himmel stimmte in die Session ein und sorgte mit noch fernem Donner für durchaus passende Klangergänzung. Nicht unerwartet erhoben sich die sichtlich angetanen Zuhörer zum Schlussapplaus und durften dann gleich zu den Zugaben stehenbleiben. Zum Mittanzen, wie von den Sängern aufgerufen, reichte es jedoch bei aller Begeisterung nicht.
Die bestens dafür geeigneten Natur-Location mit ihrer passenden, dezenten Beleuchtung und der perfekt ausgesteuerte Sound trugen zum genussvollen Open-Air-Erlebnis auf der Festung maßgeblich bei.