Mit dem Rollstuhl durch Küps
Autor: Heike Schülein
Küps, Freitag, 04. Oktober 2019
Unter dem Motto "Wie barrierefrei ist meine Gemeinde" machte der Küpser Bürgermeister im Kernort den Selbsttest. Dabei stieß er auf so manche Hindernisse.
Schmale Gehsteige, hohe Bordsteinkanten, Treppenstufen, Erhebungen, kurze Grün-Phasen bei Fußgängerampeln - was ein Mensch nicht selbst als Barriere empfindet, nimmt er oft einfach nicht wahr. Aus diesem Grund machte Bürgermeister Bernd Rebhan einen Selbsttest im vom dichten Verkehr geprägten Innenbereich von Küps. Für den "Perspektivenwechsel" schlüpfte er sowohl in die "Rolle" des Rollstuhlfahrers als auch der schiebenden Begleitperson.
Anlass für die Testfahrt war die vom 7. bis 12. Oktober laufende "Woche der Barrierefreiheit", die im Landkreis Kronach mit einer Aktionsreihe begangen wird. Die Idee für die Begehung stammt von Sebastian Spichal, Leitung der Offenen Hilfen der Lebenshilfe Kronach. Dieser nahm daran ebenso teil wie Leonhard Valier vom gleichnamigen Büro für Städtebau und Bauleitplanung in Bamberg als auch Carmen Sommer und Tobias Preising vom Büro Planwerk in Nürnberg, die als externe Fachplaner aktuell mit der Marktgemeinde das Entwicklungskonzept KEK³ erarbeiten.
"Das Thema Barrierefreiheit wird immer wichtiger - gerade auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung mit einer älter werdenden Gesellschaft und auch immer mehr Menschen mit Handicap", verdeutlichte der Bürgermeister, der die Anregung für eine solche Aktion dankbar aufgriff.
Sehr hohe Bordsteine
Startpunkt war das Küpser Rathaus, entlang des "Radwegs" in Richtung Oberes Dorf. Nachdem Spichal im Rollstuhl Platz genommen hatte, schob ihn Rebhan auf dem zunächst noch eben verlaufenden Gehsteig. Auffällig waren hier die sehr hohen Bordsteine. "Die Straße wurde in den 1970er Jahren gebaut. Damals hatte man noch keine Barrierefreiheit im Blick. Der hohe Bordstein sollte insbesondere die Fußgänger vor dem Verkehr schützen", erläutert das Gemeindeoberhaupt.
Die ersten Meter verlaufen relativ problemlos. Um zur Bank zu gelangen, muss die Straße überquert werden. Dazu dreht sich Rebhan zusammen mit dem Rollstuhlfahrer um, so dass beide mit dem Rücken zur Straße stehen, bevor er ihn - über den abgesenkten Bordstein hinweg - über die Straße schiebt. Obwohl das Ganze nicht lange dauert, stauen sich im Handumdrehen Fahrzeuge auf beiden Seiten - und es gibt nicht nur verständnisvolle Blicke.
Die Bank selbst ist mittels einer Rampe komplikationslos zu erreichen. Auf gleichem Weg geht es wieder zurück auf die andere Straßenseite, wo der Gehsteig nach einigen Metern deutlich schmaler wird - zu schmal für den Rollstuhl, dessen linke Reifen auf der verkehrsreichen Straße fahren müssen. Die Engstelle ist zwar schnell überwunden. Dafür geht es nun steil bergauf und der Bürgermeister gerät, den Oberkörper stark nach vorne gebeugt, gewaltig ins Schnaufen.
Oben angekommen, erfolgt ein Rollentausch. Im Bereich "Röthenstraße", Richtung Parkplatz, geht Rebhan nun selbst im "Rolli" auf Tour. "Ein sehr ungewohntes Gefühl", wie er einräumt. Hinzu kommen die sehr holprigen Pflastersteine. Beim Kopfsteinpflaster ist jeder kleine Pflasterstein aufgewölbt. Dazwischen verlaufen mehr oder weniger breite Fugen.