Druckartikel: Mit 85 ist Pater Jalics immer noch aktiv

Mit 85 ist Pater Jalics immer noch aktiv


Autor: Heike Schülein

Wilhelmsthal, Donnerstag, 22. November 2012

Pater Franz Jalics wurde 85 Jahre. Er baute das Exerzitienhaus Gries bei Steinberg auf und leitete es über 20 Jahre. Noch immer ist der gebürtige Ungar für seine Berufung unterwegs.
Pater Franz Jalics  Foto: Heike Schülein


"Mein Hobby sind Exerzitien. Sie sind meine Berufung, sie sind mein Leben." - Eine herzliche Güte geht von Pater Franz Jalics aus, wenn er mit strahlenden Augen von seinem Lebensinhalt und der Entstehung des Hauses Gries erzählt. Jetzt feierte er 85. Geburtstag.

Nach dem Abitur trat er in den Jesuitenorden ein, wo er eine intensive geistliche Ausbildung erfahren hat. Obwohl er sehr dankbar für diese Zeit sei, habe er gespürt, dass diese Spiritualität sehr kompliziert sei. "Ich habe versucht, sie zu vereinfachen. Weniger Texte, weniger Beispiele und Gedanken, weniger Bücher sowie Schriften und Diskussionen. Das sah ich als meine Aufgabe", so der Pater.

Das Leben von Pater Franz Jalics mutet spannender an als so mancher Krimi. Seine Kindheit verbrachte er auf dem Landgut seiner Eltern. Schon damals war er von der Schönheit und Stille der Natur der ungarischen Puszta sehr beeindruckt.

Ende 1944 kam er als 17-jähriger Offiziersanwärter mit seiner Einheit nach Deutschland. "Während einer Bombardierung Nürnbergs hatte ich eine tiefe religiöse Erfahrung, die mich in meinem weiteren Glaubensweg entscheidend geprägt hat", verrät der Jubilar, der mit seiner unglaublichen Vitalität seine 85 Jahre Lebensalter Lügen straft.

Viel Zeit in der Natur verbracht

Da er im ersten Nachkriegsjahr nicht nach Ungarn zurückkehren konnte, blieb er ohne Arbeit und Möglichkeit zum Studium in Deutschland. Wieder verbrachte er viel Zeit in der Natur - die, wie er es selbst ausdrückt, eine "hervorragende Lehrmeisterin der Kontemplation" ist. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn holte er das Abitur nach und trat 1947 in das Noviziat der Jesuiten ein. Unter dem Druck der kommunistischen Regierung musste er Ungarn bald wieder verlassen. Der Pater absolvierte seine philosophischen Studien in Pullach bei München und Eggenhoven-Löwen in Belgien. Nach weiteren Studien in Chile und dem Theologiestudium in Buenos Aires wurde er dort Dozent für Fundamentaltheologie und Dogmatik und begleitete als Spiritual die jungen Jesuitenmitbrüder.

Kontakt zu Gott gesucht

"Schon während meines Noviziats gelangte ich zu der Überzeugung, dass die Menschen einen einfachen, spontanen und unmittelbaren Kontakt zu Gott suchen", erinnert er sich. Die Begegnung mit Menschen in seiner seelsorglichen Tätigkeit führte ihn zu der Überzeugung, dass hinter verschiedensten Lebensweisen in der Tiefe der Seele eine Suche nach Gott stattfindet und dass die Menschen aus dieser Suche heraus ihr Leben gestalten. Er empfand, dass diese Einfachheit und Unmittelbarkeit als Ausgleich zur technischen, komplizierten und hektischen Welt ein Grundbedürfnis des modernen Menschen ist.

Seit 1978 lebt Pater Franz Jalics in Deutschland und gibt hier Exerzitien in dem von ihm aus der Erfahrung seines Lebens geprägten klaren, kontemplativen Stil. Nach Jahren der geistlichen Begleitung in zahlreichen Exerzitienhäusern- hauptsächlich im süddeutschen Raum, eröffnete er Ende 1984 das Exerzitienhaus Gries und baute es auf. Nach 20-jähriger Leitung des Hauses übergab er schließlich die Verantwortung an Mitbrüder des Ordens. Seit Bestehen des Hauses gibt es Hausgemeinschaften, die in wechselnden Besetzungen das Haus bis heute mittragen und beleben. Im Haus Gries finden ganzjährig 22 Exerzitienkurse statt. Diese dauern acht bis zehn Tage. Nun arbeitet der Jubilar hauptsächlich in der Begleitung von Exerzitienkursen, sowohl in Gries als auch im Ausland. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit ist die schriftstellerische Tätigkeit. Er hat die kontemplativen Exerzitien in zwei Büchern beschrieben. "Kontemplative Exerzitien", die erstmals im Jahr 1995 erschienen sind, wurden bereits zum 12. Mal aufgelegt und bisher in 13 Sprachen übersetzt. 2002 ist "Der kontemplative Weg" erschienen.

Viele Gratulanten gaben sich die Ehre, um den Pater zu seinem Jubeltag zu gratulieren. Darunter war auch der Bürgermeister der Gemeinde Wilhelmsthal, Wolfgang Förtsch (CSU). Dieser lobte ihn als große Persönlichkeit, dessen Lebenslauf, Lebenswerk und aktive Leistung ihn persönlich sehr beeindrucke.