Minister Brunner diskutiert in Nurn über Landwirtschaft
Autor: Marco Meißner
Nurn, Freitag, 10. Juli 2015
Der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) besuchte den Frankenwald. In Nurn stellte er sich den Fragen der Landwirte und der Vertreter von Fachbehörden. Er versuchte, ihnen mögliche Erfolgsrezepte für die bayerische Landwirtschaft schmackhaft zu machen.
Ein ganzer Tag in einem Wahlkreis sei keine Selbstverständlichkeit, betonte Minister Helmut Brunner beim abschließenden Fachgespräch im Nurner Mehrzweckhaus. Aber ein Besuch, bei dem man überall Dankbarkeit für die staatliche Förderung erfahre und erkenne, dass von den Menschen aus den Fördermitteln und -programmen etwas gemacht werde, sei ebenso wenig selbstverständlich. Beim Vortrag und in der anschließenden Diskussion mussten Brunner und MdL Jürgen Baumgärtner dennoch auch kritische Themen ansprechen.
Strukturwandel in der Landwirtschaft: "Der Strukturwandel ist ein Fakt, den wir nicht wegdiskutieren können", betonte Brunner. Wichtig sei es, nicht besorgt in die Zukunft zu schauen, sondern die eigenen Interessen mutig und mit Eigeninitiative in die Gremien einzubringen.
Funktioniert das Schulprojekt Erlebnisbauernhof? Der Minister möchte, dass jedes Grundschulkind wenigstens einen Unterrichtstag auf dem Bauernhof verbringt. Bereits 77 000 Kinder seien in das Projekt einbezogen. MdL Baumgärtner wehrte sich aber gegen die Forderung aus der Runde, die Schulen zur Teilnahme zu verpflichten. Ein Pflicht würde seiner Ansicht nach letztlich nur zu Lasten der Schulkinder gehen.
Was tun gegen die großen Flächenverluste? Rund 25 Hektar in Bayern beziehungsweise 80 bis 90 Hektar auf Bundesebene gehen der Landwirtschaft täglich wegen Infrastrukturmaßnahmen und als Ausgleichsflächen verloren. Um diese negative Entwicklung zumindest zu bremsen, soll die Revitalisierung der Ortskerne forciert, das Bauen auf der Grünen Wiese zurückgefahren werden.
Unterirdische Stromtrassen: Der Minister widersprach der Kritik, dass auf den neuen Stromtrassen ein breiter Korridor nicht landwirtschaftlich genutzt werden dürfe. Baumgärtner wies darauf hin, dass man es durch die neue Planung geschafft habe, die Kreise Kronach und Lichtenfels vor einer drohenden Trasse mit Strommasten zu bewahren, das solle man nicht vergessen. Minister Brunner bat um Verständnis, dass die Energieversorgung für das Land notwendig sei, aber ebenso wie jeder Eingriff in die Infrastruktur immer auch mit Auswirkungen auf das Landschaftsbild einhergehe. Er forderte von den Bürgern zudem etwas mehr Konsequenz und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber: "Ich habe den Eindruck, die Energiewende wird von den meisten Leuten befürwortet - aber nur so lange, wie sie selbst nichts davon sehen!"
Wettbewerbsnachteile für bayerische Landwirte: Die Vielfältigkeit der kleinteiligen bayerischen Landwirtschaft sei gerade bei Verhandlungen mit Discountern nicht immer von Vorteil, gestand Brunner ein. Der Druck der "Großen" sei dann zu spüren. Schade fand er, dass sich manche Discounter durch "Bauern-Produkte" ein Image aufbauen wollten, bei den Landwirten von den Einnahmen aber kaum etwas ankomme.