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Milchgipfel: Erwin Schwarz ist mit den Ergebnissen unzufrieden


Autor: Lisa Kieslinger

Burggrub, Dienstag, 31. Mai 2016

Deutsche Milchbauern sollen 100 Millionen Euro Soforthilfe bekommen. Der Burggruber Milchbauer Erwin Schwarz ist damit nicht zufrieden.
Die Kühe wegzugeben, da denkt Erwin Schwarz momentan überhaupt noch nicht dran - trotz der schlechten Aussichten. Foto: Hendrik Steffens


Als Erwin Schwarz gefragt wird, was er von den Ergebnissen des Milchgipfels hält, hört man am Telefon nur ein lautes Schnaufen. "Ich bin absolut unzufrieden. Die Milliarde, die die deutschen Bauern bekommen, ist nicht mal ein Bruchteil von dem, was sie durch die Misere verlieren", so der Milchbauer. 25 Cent bekomme er momentan für einen Liter Milch. Allein um kostendeckend produzieren zu können, bräuchte er zehn Cent mehr - von Gewinn ist da noch keine Rede.


Politik muss stärker eingreifen

Und das obwohl Schwarz 180 Kühe hat und damit zu einem der größeren Betriebe im Landkreis Kronach zählt. "Momentan ist es egal, wie viele Kühe man hat. Zu den Preisen kann man eigentlich keine Milch mehr erzeugen." Ans Aufhören denkt der Burggruber jedoch nicht.
"Ich habe noch Hoffnung, dass es besser wird." Erwin Schwarz hätte auch einen Vorschlag, wie das klappen könnte: "Die Mengenabgabe muss europaweit gekürzt werden. Doch das traut sich die Politik nicht", erklärt der Kreisobmann vom Kreisverband Kronach des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Momentan gebe es drei Prozent zu viel Milch am europaweiten Markt. Nach viel klingt das zwar nicht, doch es reiche, um den Markt kaputt zu machen. "Man müsste die Menge nur um fünf Prozent zurückführen und könnte so den Preis wieder steigern." Laut Schwarz hätten die meisten Landwirte kein Problem damit. Schließlich würden sie mehr Geld bekommen, obwohl sie weniger produzieren. Doch auf freiwilliger Basis funktioniere das bei über 70 000 Milchbauern in ganz Deutschland nicht. "Das geht nur über Druck seitens der Politik", meint Schwarz.

Neben der Soforthilfe von 100 Millionen Euro enthält das Hilfspaket, das Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) am Montag bekannt gab, auch zusätzliche Bürgschaften. Erwin Schwarz sieht keinen Sinn dahinter. Sei es nicht besser, wenn ein Betrieb erst gar nicht in Not gerät?, fragt Schwarz rhetorisch. "Mit dem Milchgipfel haben sie versucht, einen Schwelbrand mit Wasser zu löschen. Doch das klappt nicht."

Schmidt kündigte am Montag weitere Gespräche mit Milchbauern und Molkereien sowie einen Branchendialog an. Laut Schwarz werde das jedoch nichts bringen. "Es wird nicht gelingen, dass Molkereien auf freiwilliger Basis weniger Milch verarbeiten. Das ist eine Sache der Auslastung." Da müsse die Politik stärker eingreifen.

Beim angekündigten Branchendialog dürfte es auch um den "Milch-Soli" gehen, den der Bauernverband kurz vor dem Milchgipfel ins Gespräch gebracht hat: eine Sondersteuer zugunsten der Milchbauern. "Was nutzt uns der Milch-Soli? Das ändert nichts an der Mengenproblematik", so der Burggruber. Daran solle die Politik lieber arbeiten, als Almosen zu verteilen.