Michelbach: Verunsicherung muss ein Ende haben
Autor: Marco Meißner
Kronach, Montag, 07. August 2017
Der Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach (CSU) wehrt sich dagegen, dass die Region Coburg/Kronach erneut ein Thema in Sachen Stromtrasse wird.
           
MdB Hans Michelbach hat einen Rat für die Bürger in seinem Wahlkreis Coburg/Kronach. Dabei beruft er sich auf einen Satz aus dem Internet. "Alle Interessierten haben nun bis zum 16. Oktober 2017 Gelegenheit, Stellungnahmen hierzu abzugeben", heißt es auf der Seite der Bundesnetzagentur, die sich mit dem Ausbau der Leitungsnetze befasst. Diese Möglichkeit sollte man nach Michelbachs Ansicht wahrnehmen. 
Überraschenderweise wurden am Freitag nämlich vermeintlich schon verworfene Ausbauvarianten für eine Stromtrasse wieder ins Spiel gebracht; eine davon tangiert den Landkreis Kronach (der FT berichtete). Michelbach hat dafür kein Verständnis. Er will sich erneut dafür stark machen, dass der Bereich Coburg/Kronach von weiteren Leitungen verschont bleibt. Er hofft deshalb auch auf die aktive Unterstützung der Bevölkerung. Über 3000 Menschen aus Coburg hätten sich beim letzten Mal zu Wort gemeldet, erinnert er an einen Schulterschluss. 
  
  Immer wieder Verunsicherung
 
"Die Leute werden jeden zweiten Monat neu verunsichert", schimpft der Abgeordnete darüber, dass nicht endlich ein Zeichen für die seiner Ansicht nach sinnvollste, weil wirtschaftlichste Trasse gesetzt wird. "Die sollen direkt von Thüringen nach Grafenrheinfeld gehen", meint Michelbach. Ansonsten drohten zig Kilometer Umweg. Auch MdL Jürgen Baumgärtner (CSU) hatte am Freitag darauf hingewiesen, dass eine Trasse durch den Kreis Kronach wirtschaftlich unsinnig wäre.Kronach und Coburg hätten ihren Beitrag zur Energiewende geleistet, weshalb er grundsätzlich gegen jede weitere Trassenführung in diesem Bereich sei, fügt Michelbach im Gespräch mit unserer Zeitung an. In dieser Haltung ist er sich auch der Unterstützung der Staatsregierung sicher. Möglicherweise auf Grund des Widerstandes in anderen Regionen ist nun aber ein zweites Konsultationsverfahren eingeleitet worden. Dabei sollen alle Trassenvarianten nochmals auf den Tisch kommen. Warum das so ist, obwohl es laut Michelbach doch schon eine gesetzlich genehmigte Trasse gibt, ist dem Abgeordneten ein Rätsel. "Die ziehen das in die Länge", sagt er und schickt seine Kritik an das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit Ministerin Brigitte Zypries (SPD) an der Spitze.
Klare Worte sendet er auch nach Grafenrheinfeld, wo ein Knotenpunkt der Stromversorgung liegt. Dort habe man sich durch das Atomkraftwerk ein goldenes Näschen verdient. "Jetzt, wo es keine Gewerbesteuer durchs AKW mehr gibt, wollen sich die Grafenrheinfelder einen schlanken Fuß machen." Doch sie könnten nicht nur die Vorteile für sich beanspruchen, betont Michelbach.
  
  Kommentar von Marco Meißner
 
  
  Runter von der Leitung
 
Der Energiebedarf in Deutschland muss langfristig und vorausschauend gedeckt werden. Dahingehend dürfte es ebenso wenige Zweifel geben, wie daran, dass immer mehr Technik im Arbeits- wie Privatleben auch immer mehr Strom erfordert. Doch eine langfristige Planung heißt nicht gleichzeitig, dass es eine langwierige Planung sein muss. Im Moment macht die Debatte um die Stromtrassen jedoch nicht den Eindruck eines blitzschnellen Handelns, sondern eher, dass die entscheidenden Leute auf der Leitung stehen. Die Diskussion dreht sich mittlerweile eine gefühlte Ewigkeit im Kreis. Eine Trasse wird ins Spiel gebracht, Widerstand wird laut, die Trassenführung wird umgeplant, das Spielchen beginnt von vorn. Und kaum dass sich eine Region auf der sicheren Seite fühlt, kommt "ihre" Variante doch wieder ins Gespräch. Für alle, die beispielsweise im Kronacher und Coburger Raum von einer Leitung in der Region betroffen wären, muss sich das wie eine Schocktherapie anfühlen. Deshalb wird es Zeit, dass die Entscheidungsträger von der Leitung gehen, damit der Strom wirklich noch nach Plan in den Freistaat fließen kann.