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Mehr "Kies" für Maurer & Co. im Kreis Kronach


Autor: Friedwald Schedel

Kronach, Mittwoch, 08. Juli 2015

Die Beschäftigten im Bauhauptgewerbe erhalten ab Juni 2,6 Prozent mehr Lohn. Wir haben bei Firmen im Kreis Kronach nachgefragt, wie sie die Mehrkosten verkraften können. Nur zum Teil kann die Lohnerhöhung auf die Preise umgelegt werden, und wenn, dann nicht jetzt.
Maurer und die weiteren Beschäftigten im Baugewerbe erhalten 2,6 Prozent mehr Lohn. Foto: Britta Pedersen/dpa


Die Gewerkschaft freut sich, weil sie eine Lohnerhöhung für die 460 Baubeschäftigten im Kreis Kronach ausgehandelt hat. Die Berufsspanne reicht dabei vom Maurer über den Zimmerer bis zum Fliesenleger.

Die Chefs der meisten Baufirmen wollen vorerst die Preise halten, die Mehrkosten aber demnächst weitergeben.
"Zum Juni sind die Löhne im Bauhauptgewerbe um 2,6 Prozent gestiegen. So hat ein gelernter Maurer Anspruch auf monatlich über 80 Euro mehr in der Lohntüte", freut sich Gerald Nicklas, Bezirkschef Oberfranken der IG Bau. Er rät den Beschäftigten in der Branche, ihren Juni-Lohn zu überprüfen. "Jeder sollte kontrollieren, ob er in der richtigen Lohngruppe ist und die tarifliche Erhöhung mit der nächsten Auszahlung im Juli tatsächlich bekommen hat. Auch für die Auszubildenden auf dem Bau gibt es 18 Euro mehr", berichtet Nicklas.


Gute Leute in der Firma

Rudolf Fröba, Chef der gleichnamigen Baufirma in Buchbach, sieht die Lohnerhöhung nicht so dramatisch. "Wir halten uns an den Tarif, die Mitbewerber auch. So gleicht sich das wieder aus", meint er. Die Lohnerhöhung im Baugewerbe betreffe 21 seiner 25 Mitarbeiter. Arbeit und Leistung müssten in einem entsprechenden Verhältnis stehen. "Wir haben gute Leute und bezahlen sie entsprechend", stellt Rudolf Fröba heraus.

Anton Eidloth vom gleichnamigen Bauunternehmen aus Steinberg hat die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen Jahren auf fünf zurückgefahren, weil es keine Nachfolge für ihn als Firmenchef gibt. Er meint, dass man die Lohnerhöhung nur zum Teil weitergeben könne. Eventuell müsse man über mehr Maschineneinsatz nachdenken.

Leute haben Kapital verbaut

Vor allem im staatlichen Bereich werde Verständnis für Preiserhöhungen im Zuge der Tariferhöhungen gezeigt. "Wir versuchen, das umzulegen. So lange es die Niedrigzinspolitik gibt, geht das", sagt Eidloth. Wenn das sich ändere, stiegen die Darlehenszinsen und dann werde die Bautätigkeit sicherlich geringer. "Wegen der niedrigen Zinsen haben die Leute ihr Kapital verbaut", ist sich Anton Eidloth sicher.

Gerald Gareis von der gleichnamigen Firma in Neuengrün hält eine Preiserhöhung während des Jahres für nicht machbar. Frühestens im nächsten Frühjahr werde man die jetzige Lohnerhöhung durch ein Anheben der Preise weitergeben können. "In unserer Branche ist das schwierig", sagt Gareis und führt die Einführung des Mindestlohns an, die sich bereits kostensteigernd ausgewirkt habe. Als Beispiel für Kosten, die für viele Bauherren unbekannt seien, führte er an, dass knapp 22 Prozent der Lohnsumme an die Urlaubs- und Sozialkasse in Wiesbaden abgeführt werden müssen.


Konkurrenz aus Ostdeutschland

Heinrich Geiger, Chef des gleichnamigen Baugeschäfts mit neun Beschäftigten in Friesen und Zweiter Innungsobermeister, hat mit mehreren seiner Kollegen gesprochen. Die können sich eine Lohnerhöhung ganz einfach nicht leisten. Angesichts der Konkurrenz aus Ostdeutschland würde man bei einer Preiserhöhung keinen Zuschlag mehr erhalten. Früher habe man 15 bis 20 Häuser pro Jahr gebaut, jetzt nur noch drei bis vier. Deshalb habe man sich auf weitere Beschäftigungsfelder verlagern müssen. Die Auftragslage sei zwar nicht schlecht, aber man müsse sich bei Außenanlagen und Pflasterarbeiten gegen Firmen behaupten, die geringere Löhne zahlen. Seine Firma arbeite viel mit Bauträgern zusammen. Da seien die Verträge geschlossen und man könne während des Jahres keine Preiserhöhung vornehmen.

Jürgen Zschach, Chef des gleichnamigen Ludwigsstadter Bauunternehmens mit acht gewerblichen Mitarbeitern, ist sich sicher: "Voll weitergeben kann man die Tariferhöhung nicht ohne Weiteres." Er hofft, dass die höheren Lohnkosten wenigstens zum Teil weitergegeben werden können. Bisher habe es noch keine negativen Rückmeldungen von Kunden gegeben. Auch Zschach bezeichnete die Auftragslage als gut. Das sei auch eine Auswirkung der Niedrigzinspolitik.

Die Chefs weiterer Baufirmen im Kreis waren im Laufe dieser Woche entweder zu keiner Stellungnahme bereit oder nicht zu erreichen.