Mehr als nur billig einkaufen in Kronach
Autor: Heike Schülein
Kronach, Freitag, 03. Januar 2020
Seit gut einem Jahr befindet sich der Caritas-Sozialladen in neuen Räumen in Kronach. Das "Lädla" tut aber nicht nur dem Geldbeutel gut.
Einladend, geräumig, große Fenster für jede Menge Sonnenlicht - hell und freundlich ist es geworden: Das zuvor 15 Jahre lang in der Rosenau beheimatete "Lädla" bietet am neuen Standort in der Siedlung viel mehr Platz. Hier, im umgebauten und sanierten ehemaligen Gardinengeschäft Vettermann, können anspruchsberechtigte Personen mit gültigem Berechtigungsschein bei geringem Einkommen verbilligt einkaufen. Der Bedarf ist immens. Zusammen mit seinem Verkaufsmobil versorgt der Caritas-Sozialladen täglich rund 250 Personen. Drei von ihnen erzählen, warum das "Lädla" für sie so wichtig ist.
Kundin packt mit an
"Ich komme gerne hierher", erzählt eine junge Frau, die sowohl Kundin als auch Helferin ist. Seitdem sie aufgrund ihrer Krankheit vor rund zwei Jahren ihren Job verloren hat und nicht mehr arbeiten kann, bezieht sie Erwerbminderungsrente. Diese reicht jedoch nicht zum Leben aus. "Vom Lädla hatte ich davor nie gehört. Meine Ärztin machte mich darauf aufmerksam", erinnert sich die Frau zurück.
Diese Hilfe in Anspruch zu nehmen, habe für sie zunächst einmal eine große Hemmschwelle dargestellt. "Mir war das peinlich", gesteht sie. Um etwas "zurückgeben" zu können, fragte sie, ob sie im Laden mithelfen könne. Seitdem kommt sie regelmäßig an zwei Tagen. Ihre Arbeit an der Verkaufstheke macht ihr viel Spaß. "Ich freue mich immer auf diese Tage, meine netten Kolleginnen, die Gespräche - einfach, arbeiten und etwas Sinnvolles tun zu können", strahlt sie. "Natürlich" kauft sie auch selbst ein - vor allem Obst und Gemüse, Eier, Müsli und Nüsse, aber nunmehr mit einem guten Gefühl, hierfür auch etwas "geleistet" zu haben. "Für mich würde es ohne nicht mehr gehen", sagt sie - und man spürt, dass sie damit nicht nur das Finanzielle meint.
Die Rente reicht nicht
Ihr wie auch den anderen Kunden gefällt der neue, größere und übersichtlichere Laden sehr gut. Seit rund einem Jahr kommt auch ein Mann wieder regelmäßig ins "Lädla", nachdem er zuvor etwa zwei Jahre "pausiert" habe. Der aus einem anderen Bundesland stammende und nunmehr im Landkreis Kronach beheimatete Mann hat schwere Zeiten hinter sich, im zwischenmenschlichen Bereich - mit einer gescheiterten Ehe - wie auch finanziell. Seine Rente reicht für das tägliche Leben nicht aus, zumal er auch ein altes Haus zu unterhalten hat. Es gab Zeiten, da habe er sprichwörtlich von der Hand in den Mund gelebt und sogar Erbsen aus Taubenfutter aussortiert und für sich gekocht. Auf das "Lädla" wurde er durch einen Caritas-Mitarbeiter aufmerksam. "Es geht langsam aufwärts", ist er zuversichtlich. Im Laden kauft er alles für seinen täglichen Bedarf, vor allem auch Fleisch.
"Wir brauchen eigentlich immer alles", schmunzelt eine fünffache Mutter, die ebenfalls sehr gerne hier einkauft. Der Laden sei sehr schön, die Regale gut gefüllt, die Mitarbeiterinnen freundlich. In ihrem Einkaufwagen landen Lebensmittel sowie Hygiene- und auch Baby-Artikel, nachdem sie mittlerweile auch ein Enkelkind hat. "Hemmungen", diese Hilfe in Anspruch zu nehmen, hat sie nicht. "Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit. Wenn es ein solches Angebot gibt und es einem zusteht, dann sollte man es auch nutzen. Da braucht niemand ein schlechtes Gewissen zu haben", meint sie.
Dem kann die Sozialpädagogin Irene Piontek nur beipflichten. "Die Kunden sollen sich nicht als Bittsteller fühlen, sondern wie Käufer in jedem anderen Geschäft", betont sie. Daher war ihr auch der Umzug in die neuen Räumlichkeiten ein großes Anliegen, um ein würdevolles Umfeld zu schaffen. Hierzu zählt auch, dass die Leute nicht mehr bei Wind und Wetter draußen warten müssen, sondern ihnen nun ein schöner Wartebereich zur Verfügung steht. Die Gänge sind so breit, dass circa zehn Personen ihre Einkaufswägen gleichzeitig durch den Laden schieben können. Beim Ausgang können die Einkäufe in Ruhe eingepackt werden. "Alles ist freundlicher, entspannter", freut sie sich.
Der Handel spendet die Ware
Die Produkte, die für etwa 10 bis 20 Prozent des regulären Preises verkauft werden, stammen aus Beständen von Verbrauchermärkten oder Einzelhändlern, wenn beispielsweise das Mindesthaltbarkeitsdatum knapp überschritten oder erreicht ist. Das Angebot an Grundnahrungsmitteln umfasst vor allem Molkereiprodukte, Obst und Gemüse sowie Backwaren. Auch weitere Waren für das tägliche Leben sind, je nach Spendeneingang, vorrätig. "Es soll gerecht zugehen und jeder soll das bekommen, was er braucht", verdeutlicht Piontek, dass an der Kasse von den Mitarbeitern auf den tatsächlichen Bedarf geachtet wird.