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"Medien-Diät" für Tettauer Grundschüler


Autor: Heike Schülein

Tettau, Freitag, 06. Juni 2014

Für die Schüler der Grundschule Tettau war drei Tage lang der Schirm tabu. Mit der Aktion sollten die Jungen und Mädchen weg vom passiven Medienkonsum und hin zum kreativen Handeln gebracht werden.
Die Kinder bereiteten Köstlichkeiten im "Backofen open Air" zu. Foto: Heike Schülein


Ein Leben ohne Fernseher, Wii, Playstation und Computer - Das ist für viele junge Leute heute kaum noch vorstellbar. In Tettau machte man die Probe aufs Exempel: Die Kinder verzichteten von Mittwoch bis Freitag auf "Glotze" und Co. Ihr Fazit: "Ohne Fernseher oder Spielkonsole hat man plötzlich viel mehr Zeit - Zeit, die sich nutzen lässt mit Spielen, Sport und vielen anderen sinnvollen Freizeitbeschäftigungen."

Laura ist an diesem Mittwochnachmittag mächtig beschäftigt. Nachdem sie bereits einen Fotorahmen gebastelt und mit bunten Schmetterlingen und Blumen verziert hatte, schneidet sie nun die Umrisse eines Pinguins aus. "Den Pinguin will ich in meinem Kinderzimmer aufhängen", verrät die Zehnjährige im Handarbeitsraum der Tettauer Schule.

Als sie gehört habe, dass die medienfreien Tage wieder an ihrer Schule stattfinden, habe ihr die Vorstellung daran keinen "Schrecken" eingejagt.

Im Gegenteil: "Mir gefallen diese Tage, weil wir Spiele machen, basteln und vieles gemeinsam unternehmen. Das macht Spaß", schwärmt sie.

Gerechtigkeit muss sein

An den drei Tagen kein Fernsehen zu schauen, mache ihr ihn nichts aus. Auch ihre Eltern fänden die Idee gut. "Ich habe eine elf Jahre alte Schwester. Sie schaut jetzt an diesen Tagen auch kein Fernsehen, weil meine Mama gesagt hat, dass das sonst ungerecht wäre", verrät Laura.

Langweilig werde ihr nicht, sie wüsste vieles mit ihrer Freizeit anzufangen. Schön fand sie auch am Mittag das gemeinsame Mitttagessen - Pizza und Salat. "Das hat lecker geschmeckt".

"Die medienfreien Tage gibt es an der Schule schon zum sechsten Mal. Ich habe die Idee von meinem Vorgänger übernommen", erzählt Schulleiterin Birgid Weiß. Das Projekt werde bei Schülern und Eltern mit erstaunlicher Begeisterung aufgenommen. Die Eltern zögen gut mit, einige brächten sich dankenswerter Weise auch als Helfer mit ein.

Ziel sei es, dass die Kinder an diesen Tagen am Nachmittag kein Fernsehen schauten und auch Computer sowie alle elektronischen Medien ausblieben.

Die Jungen und Mädchen konnten dabei aus vielen verschiedenen sportlichen wie auch kreativen Angeboten auswählen. Bereits im Vorfeld durften die Schüler dementsprechende Wünsche äußern, denen man seitens der Schule gerne nachgekommen war.

Bei dem Projekt gehe es um das Finden sinnvoller Freizeit-Beschäftigungen und darum, die gewonnene Zeit kreativ in erfüllte Zeit umwandeln. "Die Vereine haben spontan zugesagt, als wir sie wegen einer Teilnahme fragten. Sie sind natürlich auch froh, den Kindern ihre Angebote vorstellen zu können, da sie ja Nachwuchs brauchen", berichtet die Schulleiterin.

Bauernhof und Burgführung

Zu den Angeboten zählten am Mittwoch eine Fahrt zum Bauernhof der Familie Förtsch in Reichenbach sowie am Donnerstag eine Busfahrt nach Kronach zur Festung Rosenberg mit der Burgführung "Küche, Duft und Heimlichkeit" sowie dem Workshop "Monstermaler - Malen wie Lucas Cranach".

Anschließend wurde eine Wanderung zum Gelände der Landesgartenschau mit dem Besuch des Abenteuer-Spielplatzes unternommen. Sportlich ging es am Freitagvormittag zu. Die Kinder konnten sich beim Zumba austoben, Fußball auf dem Sportplatz spielen, in der Festhalle kegeln oder im Schulschwimmbad ihre Bahnen ziehen.

Einige Schüler der dritten und vierten Jahrgangsstufen unternahmen eine Fahrradtour. Auch Erdbeer-Muffins wurden gebacken. Bereits am Mittwochnachmittag hatte sich in der Turnhalle der Tischtennisclub TTC Alexanderhütte vorgestellt. Klaus Knabner gab dabei allen interessierten Jungs und Mädchen Tipps für das Spiel mit dem kleinen weißen Ball.

Ein Höhepunkt der medienfreien Tage war erneut der Besuch der Stadtoase, die mit ihrer Projektleiterin Susanne Meier schon Dauergast an der Schule ist. Heuer wurde auf dem Pausenhof eine "Küche Open Air" mit dem zerlegbaren, schnell konstruierbaren und stets veränderbaren mobilen Backofen aus Brettern und Steinen aufgebaut.

Handarbeit ist angesagt, denn Strom gibt es in der Freiluftküche natürlich nicht. Trotzdem war in dem Ofen Marke Eigenbau alles vorhanden für einen leckeren Nachmitttagimbiss. Auf selbst geschnitzten Schneidbrettern wurde der Teig für verschiedene Arten von süßen und herzhaften Brötchen sowie kleinen Pizzen ausgerollt. Und siehe da: Der Backofen mit erneuerbarer Energie funktionierte bestens. Die Kosten für die "Stadtoase" wurden vom Elternbeirat der Schule getragen.