Mechatroniker sind doppelt qualifiziert
Autor: Heike Schülein
Kronach, Freitag, 18. Juli 2014
Seit zehn Jahren bietet die Lorenz-Kaim-Schule leistungsfähigen angehenden Mechatronikern mit Mittlerer Reife die Möglichkeit der Dualen Berufsausbildung mit Erwerb der Fachhochschulreife. Alle 24 Teilnehmer bestanden.
Viele Jugendliche stehen nach dem Abschluss der Mittleren Reife vor der Frage, ob sie direkt ins Berufsleben starten oder Abitur machen. Mit dem Bildungsgang "Duale Berufsausbildung und Fachhochschulreife" ist an der Kronacher Berufsschule für angehende Mechatroniker und Industriemechaniker sowie - seit dem Schuljahr 2013/14 auch für angehende Industriekaufleute - beides möglich.
Diese innovative Variante der klassischen Berufsausbildung spricht leistungsstarke und hochmotivierte Schulabgänger mit mittlerem Bildungsabschluss an. Sie können auf der Basis eines passgenau abgestimmten Lehrplans für den Berufsschulunterricht, der die berufsspezifischen Themen und gleichzeitig bereits Inhalte der Fachoberschule abdeckt, innerhalb einer verkürzten Ausbildung den Berufsabschluss und die fachgebundene Hochschulreife erwerben.
Insgesamt 26 angehende Mechatroniker hatten vor drei Jahren den doppelqualifizierenden Bildungsgang an der Kronacher Berufsschule, in Zusammenarbeit mit der FOS Kulmbach, begonnen, 24 hielten durch.
Zwei der erfolgreichen Absolventen sind Maximilian Krapp aus Weismain sowie Franziska Stöcklein aus Heiligenstadt, beide 19 Jahre alt. Maximilian zählt mit seinem Notendurchschnitt von 1,2 zu den Besten. Franziska schaffte mit einer Zwei vor dem Komma ebenfalls ein sehr gutes Ergebnis.
Beide arbeiten bei der Firma Bosch in Bamberg und beide hatten gezielt nach einem solch doppelqualifizierenden Bildungsgang "Duale Berufsausbildung und Fachhochschulreife" gesucht. "Ich wäre sonst auf die FOS" erklärt Maximilian.
Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: "Ich kann innerhalb von nur drei Jahren eine Doppelqualifikation erwerben - die Berufsausbildung zum Mechatroniker und die Fachhochschulreife." Damit habe man innerhalb kürzester Zeit die Möglichkeit zum Studium. Die Pläne des Weismainers stehen fest - ein Studium in Elektrotechnik an der Fachhochschule Coburg, wo er den Bachelor anstrebt.
Die DBFH-Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre. In den ersten 2,5 Jahren durchläuft man eine Ausbildung im dualen System (Ausbildungsbetrieb und Berufsschule) zum Mechatroniker. Die letzten sechs Monate werden in Vollzeitunterricht an der FOS in Kulmbach durchgeführt und dienen der Vorbereitung auf die Fachhochschulreife-Prüfung.
"Wie mussten viel lernen"
Wie er einräumt, habe man dabei schon viel lernen müssen. Es habe aber auch Spaß gemacht. Einen richtigen Durchhänger hatten er und Franziska nie. Beide hätten von Anfang an vorgehabt, es bis zum Ende durchzuziehen. Zudem habe man innerhalb der Klasse viel Rückhalt gehabt und sich gegenseitig unterstützt. "Man muss halt immer am Ball bleiben. Es ist schon viel Stoff. Da merkt man jeden einzelnen Tag, den man fehlt", ist sie sich sicher.
Auch für sie sei die Möglichkeit des Kombi-Angebots ausschlaggebend für ihre Berufswahl gewesen. Bewusst habe sie sich auch für die Firma Bosch entschieden, weil diese als Arbeitgeber einen sehr guten Ruf habe. "Als ich das Angebot entdeckt habe, habe ich mich gleich beworben. Als feststand, dass ich genommen werde, habe ich sofort alles andere abgesagt. Ich war mir einfach sicher, dass ich genau das wollte", verrät sie. Auch sie will studieren, wahrscheinlich Wirtschafts-Ingenieurwesen, und den Bachelor machen. Die Berufsausbildung erachtet sie als großen Vorteil. Man habe die Grundlagen, die Praxis und man wisse, wie es im Berufsalltag zugehe. Das seien ganz andere Voraussetzungen, als "frisch" von der Schule weg zu studieren.
An der Schule haben sich beide wohlgefühlt. Das Klima sei sehr gut. Sie seien optimal auf die IHK-Prüfung vorbereitet worden und man habe ihnen auch die für das Fachabitur notwendigen vertieften Kenntnisse beigebracht.
"Diese Art von Ausbildung ist empfehlenswert", sind sich beide sicher. Man müsse aber schon den Willen, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen mitbringen.
Vorreiterstellung
Die Kronacher Berufsschule nimmt in Sachen DBFH-Mechatronik eine Vorreiterstellung in Oberfranken ein. Die Statistik ist hervorragend. Bislang hatten alle DBFH-Prüfungsteilnehmer überdurchschnittliche Leistungen erzielt, sowohl bei der IHK-Prüfung als auch beim Fachabitur.
In all den Jahren waren die Arbeitgeber Bosch Bamberg, Brose Coburg, Dr. Schneider Neuses sowie KSB Pegnitz immer dabei - ab und zu auch M.A.I. Neuses sowie die Maschinenfabrik Weber Kronach. Gerade auch von den Kronacher Firmen würde man sich, so stellvertretender Schulleiter Werner Zahner, noch mehr Beteiligung wünschen. Beeindruckend sei die Statistik der Firma Bosch.
Obwohl diese Jahr für Jahr eine sehr hohe Anzahl an jungen Leuten für diesen Kombi-Ausbildungsgang stelle, gab es in den zehn Jahren nur fünf Abbrecher. "Wir begleiten die Schüler vom Anfang bis zum Schluss. Wir kennen sie, beraten sie und sind ehrlich zu ihnen", so der Studiendirektor, der in der Klasse von Maximilian und Franziska Automatisierungstechnik unterrichtete.