Martern - die Hingucker am Wegesrand
Autor: Heike Schülein
Neuses, Mittwoch, 10. Dezember 2014
Der Verein "1000 Jahre Kronach" bringt einen "Neuseser Martern Rundweg" heraus. Günther Hanna beschreibt darin Kapellen, Martern und Gedenksteine in Neuses. Die Broschüre kann erstmals bei der Neuseser Dorfweihnacht am Sonntag erworben werden.
"Das ist die Kirche St. Sebastian. Im Innenraum entstand im Jahr 1934 als Fresko der Kreuzweg von Professor Hermann Kaspar. Das ist ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert, besonders deshalb, weil für die dargestellten Figuren die Gesichtszüge von Neuseser Bürgern verwendet wurden."
Aus Günther Hanna sprudelt es nur so heraus, als er den neuen "Neuseser Martern Rundweg" Seite für Seite durchblättert. Er spricht von der Kostbarkeit und kulturgeschichtlichen Bedeutung der Kleindenkmäler.
Dabei fallen ihm immer mehr Details, Hintergründe, Anekdoten und Geschichten zu den "Hinguckern am Wegesrand" ein. "Die ehemalige selbständige Gemeinde Neuses - seit 1978 Stadtteil von Kronach - war schon immer eine Schatztruhe für jeden Heimatforscher".
Hanna hat diese Zeugnisse tiefer Volksfrömmigkeit in seinem Martern Rundweg "verewigt", ergänzt mit vielen Bildern von Kapellen, Martern und Gedenksteinen.
Laut Manfred Raum habe der Verein "1000 Jahre Kronach" im Jubiläumsjahr 2003 einen "Marternwegweiser" herausgegeben, der eine Rundwanderung durch die Kronacher Kernstadt vorbei an religiösen Wegmalen beschreibe.
In der Zeitschrift "Cranach Nr. 45" war Neuses ein Schwerpunkt in der Berichterstattung gewidmet. Dabei hatte Günther Hanna für Neuses einen "kulturgeschichtlichen Rundgang zu Kapellen, Martern und Gedenksteinen" kurz skizziert.
"Seine Ausführungen ließen erkennen, dass in Neuses über die Jahrhunderte hinweg bis in die jüngste Gegenwart immer wieder religiöse Überzeugungen und örtliche Traditionen ihren Ausdruck in beachtenswerten Kleindenkmalen gefunden haben. Sie prägen das Ortsbild ganz wesentlich und verleihen ihm Charakter. Mit ihrer Erhaltung und Pflege dokumentiert die Dorfgemeinschaft zugleich, dass sie ihre Bedeutung und ihren Wert schätzt", freut sich der Vorsitzende.
Das alles sei Anlass genug gewesen, um den "kulturgeschichtlichen Rundgang", wie damals schon angekündigt, nun vollständig darzustellen: von den noch vorfindbaren frühesten Zeugnissen bis hin zum allerneuesten Gedenkstein, der "Klüeßfraa".
Rundweg durch den Ort
Dabei habe wieder der Gedanke nahegelegen, die Betrachter auf einen Rundweg durch den Ort zu führen. "Mit dem Neuseser Martern Rundweg werden nicht nur die Neuseser selbst einen Überblick über "ihre Schätze" erhalten. Vielmehr sollen auch interessierte Gäste und Besucher auf diesem Rundweg erkennen und staunen, was für ein schöner und liebenswerter Ort doch Neuses ist", wünscht sich Manfred Raum.
Besonderes der frühere Ortschronist Georg Gäßlein habe sich viele Verdienste bei der Erhaltung dieser Martern und Gedenksteine erworben, merkt Heimatforscher Günther Hanna an. So habe er nach der Eingemeindung nach Kronach mit dem ehemaligen Bürgermeister Josef Wille die Interessengemeinschaft Neuses gegründet, die sich zur Aufgabe gesetzt hatte, Helfer und Sponsoren zu finden, um diese Kulturgüter zu erhalten und zu pflegen. Heute ist daraus der "Verein für Kulturpflege Neuses" geworden.
"Dieser Martern Rundweg möchte erreichen, dass Einheimische und Besucher bewusster diese Schätze an Kapellen, Martern und Gedenksteinen in Neuses wahrnehmen und Kenntnisse über deren Entstehung erhalten. Damit ist ein erster Schritt zur Erhaltung dieser christlichen Zeugnisse für die Zukunft getan", zeigt sich Hanna sicher.
Roland Graf hat im Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Kronach von 1974 zehn Martern aus Neuses beschrieben. Einige erklärende Fachausdrücke gehen in den neuen Martern Rundweg ein.