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Maispflanzen statt Fußballer in Hummendorf


Autor: Marco Meißner

Hummendorf, Donnerstag, 18. Juni 2015

An die Stelle von Fußballern traten auf dem Sportgelände in Hummendorf Agrarprodukte. Der Platz - unlängst sogar noch ein DFB-Stützpunkt - gehört aber weiter dem Verein. Dieser musste eine Lösung für die seit Jahren ungenutzte Fläche finden.
Die Tore liegen abseits des Hummendorfer Fußballplatzes. Auf dem Sportgelände wächst jetzt Mais. Foto: Marco Meißner


Dutzende Talente aus dem ganzen Landkreis jagen am DFB-Stützpunkt in Hummendorf dem Ball nach. Fachkundige Trainer zeigen ihnen die Kniffe des Fußballsports, ehe wieder die Aktiven des SV Hummendorf auf den Rasen treten. Diese Bilder sind ebenso Vergangenheit wie der Stützpunkt und der eigenständige Spielbetrieb der Hummendorfer, der 2010 eingestellt wurde. Vor dem Sportheim tummeln sich heute ganz andere Gesellen als Fußballer: Maispflanzen.

Beim SV Hummendorf hat man damit auf die sportliche Situation reagiert: Der Verein konnte in den letzten Jahren keine eigene Herrenmannschaft mehr auf die Beine stellen, und der DFB-Stützpunkt hatte 2012 nach rund zehn Jahren auf Grund eines Verbandsbeschlusses seine Pforten geschlossen.

Suche nach einer Lösung
SV-Vorsitzender Jürgen Bauer hat diese Entwicklung mit Wehmut verfolgt. "Wir hatten keinen Nachwuchs mehr, und es kam keine Fußballmannschaft mehr zusammen", zieht er eine nüchterne Bilanz. Allerdings hat der Verein immer noch das große Sportareal an der Backe, das Kosten verursacht ohne eine Nutzung zu finden. Nach vier Jahren Spielpause war es an der Zeit, das Thema aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

"Wir haben das Gelände verschiedenen Bauern angeboten, unter anderem für Reitsport", zeigt Bauer auf, dass der Verein kreative Lösungen gesucht hat. Aber dieser Vorstoß war vergeblich. Mehr Glück hatte der SV Hummendorf, als die Verpachtung für landwirtschaftliche Zwecke diskutiert wurde. So fand der Mais seinen Weg auf das Sportgelände. Und bald könnten ihm Erdbeeren folgen. Hermann Bayer, der "Erdbeer-Bayer", hat zwischenzeitlich mit dem Verein gesprochen. Eine Nutzung des früheren Sportgeländes als Erdbeerfeld wäre seiner Ansicht nach denkbar. "Aber erst einmal muss man zwei, drei Jahre etwas anderes darauf anbauen." Ansonsten könne man auf dem Boden keine Erdbeeren pflanzen, betont Bayer. Darum wurde zunächst einmal Mais ausgebracht. Grundsätzlich, stellt Bayer fest, sei er weiter gesprächsbereit, was eine spätere Nutzung als Erdbeerfeld angeht.

Nur vier Austritte
Dass diese Entwicklung nicht jedem im Verein gefallen würde, war abzusehen. Dennoch hält sich der Widerstand in Grenzen. "Bisher haben sich nur vier Mann abgemeldet", bilanziert Bauer. Insgesamt zählt der SV Hummendorf circa 100 Mitglieder.

Was für den Vorsitzenden wichtig ist: Der Verein lässt sich die Option offen, zu einer sportlichen Nutzung des Platzes zurückkehren zu können. Aufgeben wird der SV seinen Grund und Boden nämlich ebenso wenig wie den Sportheimbetrieb. Im Sportheim sind drei recht erfolgreiche Tischtennismannschaften aktiv, die so auch das Vereinsleben am Laufen halten. Und wenn sich wieder einmal genug Fußballer finden, meint Bauer, "dann können wir den Platz ja wieder herrichten."