Mäc Härder gibt sich dem Publikum geschlagen
Autor: Heike Schülein
Kronach, Freitag, 19. Oktober 2012
Der quirlige Bamberger setzte auf Kommunikation mit dem Publikum. Das stahl ihm in Kronach manchmal die Schau. Da verschlug es dem schlagfertigen Kabarettisten manchmal die Sprache.
Ein Mann mit einem leuchtend roten T-Shirt und einem glänzend-silberfarbenen Anzug betritt die Bühne im Comedy-Stadl des Cafés Kitsch. Mit im Gepäck hat er - neben diversen Utensilien - vor allem feinste Situationskomik, Wortwitz und Schlagfertigkeit. Die Zuhörer reißt es in den nächsten mehr als zwei Stunden vor Lachen fast von den Stühlen.
Das Erfolgsrezept seines Kabaretts: Der Wirbelwind steht in ständigem Dialog mit dem Publikum. Dabei legt er den Begriff des Unterhalters neu aus und nimmt seinen Beruf beim Wort. Ein "Unterhalter" unterhält sich. Munter plaudert der Protagonist mit seinen Zuschauern, fühlt ihnen redegewandt auf den Zahn und analysiert deren Antwortverhalten, das er genüsslich zerpflückt - schlagfertig und durchaus frech, aber ohne die Personen dabei ins Lächerliche zu ziehen.
Die Sprache verschlagen
"Ich mag es nicht, wenn mein Publikum witziger ist als ich", meinte der Kabarettist, bekannt aus "Kabarett aus Franken" und "Ottis Schlachthof", dem es angesichts der Schlagfertigkeit seines Publikums des Öfteren kurzzeitig die Sprache verschlug. Sehr zum Vergnügen seines Publikums "kriegte" sich Mac Härder ein ums andere Mal vor Lachen nicht mehr ein - insbesondere wegen der Retourkutschen der zahlreichen Sonneberger, auf die er es an dem Abend besonders "abgesehen" hatte. Doch die Summbarcha "schlugen" zurück mit frechen Antworten und Belehrungen - beispielsweise, dass es nicht "Senf" sondern "Senft" heißt oder als jemand auf die Frage "Wie schreibt man "mauve"?", antwortete: "Wie Mofa". "Wollt Ihr weitermachen?" oder "Warum mache ich überhaupt ein Programm?" fragte er amüsiert und verblüfft zugleich.
Natürlich erlebten die Gäste aber nicht nur Dialog, sondern auch ein wirklich gut gemachtes Kabarett-Programm. Dabei präsentierte er sich - wie ihn die Fans lieben, nämlich fränkisch und frech mit seiner bewährten genialen Mischung aus Kabarett, Artistik und Comedy.
In einem Tempo der Superlative fischte er bei seinem verbalen Abwasch sowohl in den kleinen Gefilden seiner persönlichen Umwelt als auch in den großen, trüben Politgewässern vermeintlich Mächtiger. Wie ein roter Faden zogen sich dabei das Thema des demografischen Wandels und die Tücken der reifen Jahre durch den Abend, der bis in das Jahr 2061 entführte. Dort angekommen, erwartete die anwesende "Johannes-Heesters-Gedächtnistruppe" ein Seniorenparadies, in dem Fahrradwege flächendeckend durch Rollatorstreifen ersetzt werden und der Berlin-Marathon längst Kukident-Lauf heißt. Im zweiten Teil wurde es dann demokratisch. Mittels Summen - also prädestiniert für alle "Summbarcha" - durften die Gäste über das weitere Programm bestimmen. Sie entschieden sich für Mäc Härders Kindheitserlebnisse aus der Rhön "Schö war's, aber immer Ärbed", die schon fast poetische Züge hatten.
Der "König von Franken"
Natürlich gab sich zum Ende des Abends auch der "König von Franken" stilecht mit Franken-Fahne die Ehre. Das fränkische Energiebündel, das den ganzen Abend in atemberaubender Geschwindigkeit über die Bühne getigert und daher zum Schluss schweißgebadet war, wurde von seinem Publikum gefeiert und nicht ohne Zugaben entlassen. Dabei zeigte der Sonderpreisträger des fränkischen Kabaretts noch einmal einige seiner pfiffigen Jonglagen, die mit viel Applaus bedacht wurden. Was den Abend wirklich unterhaltsam, nie peinlich machte: Mäc Härder bewahrt den Respekt vor seinen "Zuschauer-Akteuren", er bleibt humor- und niveauvoll.