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Lydia Müller aus Tettau gibt alle Ämter ab


Autor: Veronika Schadeck

Tettau, Dienstag, 05. November 2013

Die Tettauerin zieht die Konsequenzen aus der verlorenen Wahl. Es wird von mangelnder Unterstützung durch die Genossen gesprochen.
Lydia Müller war am Wahlabend zerknirscht.  Foto: Ronald Rinklef


Wenn am Mittwoch der neue Bürgermeister des Marktes Tettau, Peter Ebertsch, in der Gemeinderatssitzung vereidigt wird, wird seine Mitbewerberin um den Chefsessel im Rathaus fehlen. Denn Lydia Müller hat, wie sie am Dienstag auf Anfrage bestätigte, alle politischen Ämter nach ihrer verlorenen Wahl aufgegeben. Im Hinblick auf ihren Vorsitz bei Tettau Kult wolle sie erst eine Versammlung abwarten.

"Sie wird eine Lücke hinterlassen", meinte eine Tettauerin, die namentlich nicht erwähnt werden möchte. Fakt ist, dass bereits am Dienstag verschiedene Veranstaltungen, wie die große Silvesterparty, die anlässlich des Beginns des Jubiläumsjahrs "500 Jahre Tettau" stattfinden sollte, abgesagt wurden. Ebenso steht der in den vergangenen Jahren von Tettau Kult initiierte Fasching 2014 auf der Kippe. Und ob die geplante "Bunte Nacht" im Juni 2014 Besucher anziehen wird, darüber entscheidet letztendlich der Gemeinderat. Auch die ehrenamtliche Pflege des Friedhofswegs wollen einige Frauen nicht mehr übernehmen.


Verständnis gezeigt

Lydia Müller hatte sich im Vorfeld bereit erklärt, zusammen mit ihrem Team diesen Jubiläumshöhepunkt zu organisieren. Oberfranken Offensiv hatte bereits zusagt, dieses Event wegen des Jubiläumsjahrs mit zu unterstützen. Wegen der Förderungen wurden mittlerweile auch weitere Anfragen an verschiedene Institutionen, wie Oberfrankenstiftung, gerichtet.

Verständnis für die Entscheidung von Lydia Müller zeigt der Zweite Bürgermeister, Dietmar Schmidt (SPD). Die Enttäuschung müsse sich erst setzen, meinte er. Nachvollziehen kann er das Verhalten einiger Genossen nicht. Lydia Müller sei bei der SPD-Nominierungsversammlung von allen vier Ortsvereinen bei drei Gegenstimmen zur SPD-Bürgermeisterkandidatin gekürt worden.

Damals waren alle Vorstände und Delegierten anwesend. Schmidt spricht von fehlender Unterstützung seitens der SPD-Mitglieder in Tettau und auch vom SPD-Kreisverband. Und er sieht schwere Zeiten für den SPD-Ortsverband Tettau. Beispielsweise werde es schwierig werden, geeignete Kandidaten für die Liste der Gemeinderatswahlen oder einen neuen Vorsitzenden zu finden. Zur Frage, wer für Lydia Müller im Gemeinderat nachrückt, wies Schmidt darauf hin, dass der nächste Kandidat der ehemalige Bürgermeister Hans Kaufmann gewesen wäre. Dieser habe aber bereits abgelehnt. Somit wird aller Wahrscheinlichkeit nach Wolfgang Baborowsky den Platz einnehmen.

"Ich habe mit ihr gesprochen und versucht, sie umzustimmen. Ich riet ihr, noch ein paar Tage darüber zu schlafen, aber sie hat abgelehnt!", so der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Richard Rauh.


Nicht immer pflegeleicht

Sie sei nicht immer pflegeleicht gewesen, aber das ist ja kein "Manko", so Rauh, der in diesem Zusammenhang das Engagement und den Einsatz von Lydia Müller in der Kommunalpolitik hervor hob. Rauh zeigt aber auch Verständnis für die Entscheidung. "Wir sollten ihr die Luft gönnen und ihr helfen, wieder aufzustehen". Nachrücken in den Kreistag wird der ehemalige SPD-Bürgermeister aus Reichenbach, Roland Schnappauf, beziehungsweise als nächste Elke Schmitt.

Erstaunt reagierte Landrat Oswald Marr auf die Nachricht. Er könne die Enttäuschung von Lydia Müller nachvollziehen. Er habe selbst im Jahr 1978 als Bürgermeisterkandidat in Küps eine Wahl verloren. "Das ist schmerzlich und tut weh!" Dass sie ihre politischen Ämter aufgibt, könne er zwar einerseits verstehen, anderseits sollte Lydia Müller bedenken, dass sie von den Bürgern für das Mandat als Gemeinde- und als Kreisrätin das Vertrauen bekommen habe. Sie sollte einfach nochmal darüber nachdenken.


Ehemann tritt aus CSU aus

Auf Grund der Geschehnisse hat Harald Müller seine Mitgliedschaft beim CSU-Ortsverband Tettau gekündigt. Der Ehemann von Lydia Müller ist wohl aus Enttäuschung ausgetreten, mutmaßt der CSU-Ortsvorsitzende, Falk Wick. "Es ist nicht unsere Schuld. Der Ausgang dieser Wahl hätte einer starken SPD nicht passieren dürfen". Er hoffe,, dass sich die Wogen wieder glätten". Und er ist überzeugt: Peter Ebertsch wird es schwer haben und schon aus diesem Grunde sollte nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen werden. Und Lydia Müller: Sie bat um Verständnis, sie wolle sich nicht mehr äußern. Sie müsse erst ihre Ruhe finden.

Mittlerweile existiert auch die Homepage "Tettauer Nachrichten" nicht mehr. Dies war eine Plattform, die zahlreiche Klicks verzeichnen konnte. Vor allem diente dies als Informationskanal rund um Tettau. Nach dem plötzlichen Tod von Heiko Russ hatte sich Harald Müller bereit erklärt, die Aktualisierung der Website zu übernehmen.