Druckartikel: Luxus aus dem Frankenwald

Luxus aus dem Frankenwald


Autor: Sonny Adam

Sattelgrund, Samstag, 28. April 2012

Mit der Produktion von Holzkästchen fing die Erfolgsgeschichte der Gebrüder Rebhan Holzwarenfabrik an. Heute hat sich der Betrieb zum Zulieferer für hochwertige Produkte entwickelt.


Suchend schaut sich Geschäftsführer Hans-Jürgen Brandt im Musterzimmer um. "Was mein Lieblingsprodukt ist? Das hat mich in meiner ganzen Laufbahn noch nie jemand gefragt." Muster und Prunkstücke, Entwürfe und Gestaltungsvorschläge vom Anbeginn der Firmengeschichte türmen sich rings um ihm auf. Und trotz seiner 64 Jahre ist Hans-Jürgen Brandt wirklich ein bisschen aus der Fassung.
Er greift suchend zu einem Attachékoffer aus Wurzelholz - mehrere Hundert Euro teuer, ganz oben im Regal gelagert, stellt das glänzende Schmuckstück aber lächelnd wieder zurück. Er holt einen Teepräsenter hervor, einen Kaffeepads-Präsenter - Trendprodukte, auf denen Markennamen prangen.



Glänzendes Brillenetui
Auch die Pralinen-Confidore, die Humidore, Getränkeverpackungen und Schächtelchen, die Farbenkoffer, die vielen Weinverpackungen lässt er links liegen. "Holz ist der schönste Werkstoff überhaupt. Holz ist auch mein Hobby", erklärt Brandt. Sein Blick fällt auf eine Hand, die ein glänzendes Brillenetui in die Luft streckt. "Das Etui ist echte High-Tech. Da steckt viel Herzblut drin. Das haben wir in den Neunzigern entworfen, als alles immer edler und luxuriöser sein musste", erklärt er. Nur die edelsten Hölzer wurden verwendet: Nussbaum-Wurzelholz in dunkler Lackierung, Madrona-Wurzel mit Rosenholz-Charakter und silbergraues Vogelaugen-Ahorn.
Innen wurde das Etui mit Hand genähtem Schweinsleder ausgelegt - zum Schutz der Brille. Und als i-Tüpfelchen hat das Prunkstück vergoldete Beschläge. "Wir haben uns sogar bei einem Automobil-Zulieferer beraten lassen, denn es war gar nicht so einfach, das hauchdünne Holz zu verformen. Das Etui ist ja nur drei Millimeter dick."

Keine Massenware
Dann hat der Geschäftsführer eine Eingebung: Er greift zu einem Zigarrenetui und öffnet es. Im Inneren sind verschiedene Zigarrengrößen aus dem massiven Stück fein säuberlich herausgefräst. Ein kleiner Befeuchter ist auch integriert. Fast zärtlich streicht er über die Fräsungen. Kein Grat stört. Kein Span steht ab. Er kontrolliert die Scharniere, den Verschluss.
"Wir machen hier Luxus, keine Massenware. Wir müssen keine Angst vor Billigprodukten aus Fernost haben", sagt Brandt. Und obwohl er auf Bescheidenheit und Bodenständigkeit schwört, klingt Stolz auf die heimischen Produkte durch. Die Firma aus dem Frankenwald liefert Kleinauflagen - ab 200 bis 10 000 Stück. Und sie fertigt aus massivem Holz. Außerdem wird nur Holz mit dem Zertifikat für nachhaltige Waldbewirtschaftung verwendet.
Derzeit hat das Unternehmen 60 Mitarbeiter. Die Arbeitskräfte kommen aus der nächsten Umgebung, die meisten höchstens aus 20 Kilometern Entfernung - viele aus Saalfeld und Sonneberg. "Wir haben von den Fachkräften aus Thüringen profitiert. Aber in den nächsten Jahren suchen wir auch wieder ein paar Lehrlinge", sagt Brandt - und er sieht der Zukunft positiv entgegen. Denn etliche Auftraggeber, die ihr Glück in Billigprodukten in Fernost gesucht hatten, sind reumütig zurückgekehrt. Ob Pralinen, Zigarren, Wein, Sekt, Bier, Gewürze, Schnaps oder Spirituosen, Tee, Kaffeepads oder Süßigkeiten - sogar für limitierte Teddybären-Serien liefert die Firma die edlen Verpackungen - und für technische Produkte, medizinische Geräte, optische Geräte ebenso.
Sogar Nähkästchen und Stricknadelkästchen fertigen die Gebrüder Rebhan. Neben Namen wie das Luxus-Hotel Adlon und die Sylter Nobelmarke Sansibar gibt es Produkte für fast alle namhaften Unternehmen.
Besonders stolz ist der Geschäftsführer darauf, dass die Gebrüder Rebhan mit der niederländischen Firma Talenz schon seit 1926 Kontakte pflegen. Und seit dieser Zeit stellt die Tettauer Firma Kästchen für die hochwertigen Farben her. "Wir haben noch einen Brief, wo damals bemängelt wurde, dass wir das Dutzend zu teuer anbieten", muss Brand lachen, als er ihn zeigt. Denn natürlich wird auch heute noch um jeden Cent gefeilscht. "Aber ich habe schon das Gefühl, dass die Arbeit und die Qualität aus Deutschland wieder ein bisschen mehr anerkannt werden", sagt er.
Die nächste Unternehmensgeneration steht schon in den Startlöchern. "Aber ich mache auch gerne noch ein paar Jahre weiter, wenn ich gebraucht werde", sagt der 64-Jährige und betont, dass die Gebrüder Rebhan, weil sie so breit aufgestellt sind, auch nichts so leicht aus der Bahn wirft.