"Lost Places": Fränkische Fotografin begibt sich auf gefährliche Reise für atemberaubende Fotos
Autor: Maria Löffler
Kronach, Dienstag, 18. Februar 2020
Es sind die Ecken der Welt, in die kaum ein Mensch hin kommt, die Jeannette Fiedler faszinieren. Sie spürt verlassene Orte auf, denn sie fotografiert "Lost Places". Das Ergebnis sind atemberaubende Bilder.
Oktober 2019 irgendwo in Sarajevo, morgens, neun Uhr. Jeannette Fiedler, Lost-Place-Fotografin aus Nordhalben hat einen großen Traum: Sie möchte die Bob- und Rodelbahn "Trebevic" fotografieren.
1984 hatten hier die Olympischen Winterspiele stattgefunden, bei denen sie am Bildschirm mitgefiebert hat. Aber das gesamte Gelände ist in weiten Teilen noch vermint und der Zutritt ist ohne Tourenguide strikt verboten. Im Touristik-Center blockte man sie ab und verwies auf die großen Gefahren des unbefugten Zutritts. Wie sie es dennoch geschafft hat, ihre Bilder zu schießen und was sie Unglaubliches erlebt hat während dieses Abenteuers, das erzählt folgende Geschichte.
Die Zeit drängte
"Geführte Touren gab es nämlich nur am Wochenende und so lange wollte und konnte ich nicht warten." Sie war mit ihrer Freundin auf Backpacker-Tour im Balkan unterwegs und die Zeit drängte. "Ich hab zu meiner Freundin gesagt: 'Ulla, ich muss da nauf. Unbedingt!' Und tatsächlich haben wir jemanden gefunden, der deutsch gesprochen hatte und der uns ein Taxi besorgte. Wir waren in der Tat ziemlich blauäugig, sind eingestiegen und stürzten uns in ein mehr als gewagtes Unternehmen."
1629 Meter ist er hoch, der Berg, an dem sich schon so viele Schicksale entschieden haben. "15 Euro hat es gekostet, damit die beiden mit uns da rauf fahren und als der Wald immer dichter wurde und es höher und höher ging, wurde mir richtig schlecht. Meine Gedanken rasten und ich dachte: 'Ich sterbe in Sarajevo auf diesem Berg.'"
Auf einmal montiert der Taxifahrer das Schild ab
Jeannette Fiedler und ihre Freundin Ulla haben es überlebt. "Aber als er ausgestiegen ist, um das Taxischild abzumontieren, da ist mir noch mal das Herz in die Hose gerutscht." Das habe er aber nur gemacht, weil eigentlich niemand diese Strecke fahren hätte dürfen, schon gar kein Taxi. "Alles war zerbombt, der Anblick war unbeschreiblich traurig," schildert sie ihre Eindrücke. "Die Seilbahn stand wie ein Mahnmal in der Landschaft aber je näher wir unserem Ziel kamen, desto größer wurde die Freude in mir."
Irgendwann sei auch diese Fahrt zu Ende gewesen und die beiden Frauen hätten das Taxi verlassen. "Wir mussten etwa 50 Meter bis zum Startpunkt laufen, durften den Weg nicht verlassen und mussten uns dann bis nach unten in der Röhre bewegen. Als wir da drin waren, dachte ich nur: 'Oh mein Gott, wie viele Opfer hat dieser Krieg gefordert?'"