Loewe-Aktie verschwindet vom Markt
Autor: Matthias Litzlfelder
Kronach, Montag, 06. Oktober 2014
Am 8. Oktober ist der letzte Handelstag für die Aktie von Loewe. Dann verschwinden die Wertpapiere des Kronacher Fernsehgeräteherstellers vom Markt.
Wer Aktien des Kronacher Fernsehgeräteherstellers Loewe besitzt, sollte sich beeilen. Nur am 7. und am 8. Oktober noch kann er diese an der Börse verkaufen. Danach wird der Handel dort eingestellt. Die Aktie verschwindet dann in wenigen Tagen völlig von den Börsenlisten.
Der Rückzug von der Börse steht schon lange fest. Als im März der Münchner Finanzinvestor Stargate Capital den angeschlagenen Industriebetrieb im Frankenwald kaufte, übernahm er den Geschäftsbetrieb, aber nicht die Anteile der Aktiengesellschaft, also die Aktien. Man spricht bei so einer Art von Unternehmenskauf von einem "Asset Deal" (engl. Assets - Wirtschaftsgut, Anlagegut, Sachwert). Seither agiert am Markt für Fernsehgeräte nur noch die neue Firma, die Loewe Technologies GmbH, die Stargate-Capital-Inhaber Mark Hüsges als einer der geschäftsführenden Gesellschafter nach außen vertritt. Die bisherige Loewe AG ist als Hülle zurückgeblieben und wird nach und nach abgewickelt. "Ein Prozess, der erfahrungsgemäß mehrere Jahre dauert", sagte Christoph Möller, Inhaber einer PR-Agentur, die zuletzt die Kommunikation für alle Fragen zur Loewe AG übernommen hatte.
Frist von sechs Monaten endet
Zur Abwicklung, die inzwischen in Eigenverwaltung geschieht, gehört auch der Rückzug der Loewe-Aktien von der Börse. Am 21. März hatte der (alte) Vorstand der Loewe AG mit Zustimmung des Sachwalters dies beschlossen, am 8. April war es dann wirksam veröffentlicht worden. Von da an wussten Sachkundige: Mit Ablauf einer Frist von sechs Monaten verschwindet die Aktie an den Börsen. Sie ist dann nahezu wertlos, denn ein Markt hierfür ist nicht mehr vorhanden.
Weshalb es dennoch in den vergangenen Monaten zu gelegentlichen Kurssteigerungen kam, ist wohl auf Spekulationen und ahnungslose Anleger zurückzuführen. Denn die Aktionäre gehen nahezu leer aus. Ihr eingebrachtes Kapital haftet für die Verbindlichkeiten der insolventen Loewe AG. Befriedigt werden damit die Gläubiger der Gesellschaft, also vor allem Beschäftigte, Zulieferer und Kreditgeber.
Wer gestern eine Loewe-Aktie verkaufte, erhielt dafür noch rund 55 Cent. Vor genau einem Jahr - Loewe war zu diesem Zeitpunkt schon längst im Schutzschirmverfahren - konnten Anleger ihre Wertpapiere immerhin noch für vier Euro an der Börse verkaufen.
Gestern wurden bis zum Nachmittag rund 24 000 Stück von den Loewe-Papieren umgesetzt. Die Tagesumsätze waren zuletzt recht unterschiedlich, aber stets überschaubar: Montag vergangener Woche gingen zum Beispiel nur knapp 5000 Stück in den Handel, einen Tag später wurden dagegen mehr als 80 000 Loewe-Aktien gehandelt.
Letzter Kurs um 20 Uhr
"Am Mittwoch um 20 Uhr endet die Frist, dann gibt es den letzten Kurs", sagte eine Mitarbeiterin der Börse Frankfurt. Bis dahin werde "ganz normal gehandelt". Wer den Status der Aktie danach noch abfragen wolle, habe vier Tage Zeit. Anschließend werde die Aktie nicht mehr gelistet.
Was den einstigen Loewe-Großaktionär Sharp betrifft, so hat der japanische Elektronikkonzern seine Anteile in den vergangenen Monaten bereits spürbar reduziert. Ende Juli besaßen die Japaner nur noch etwas mehr als vier Prozent der Stimmrechte an der Loewe AG.
Die neue Loewe Technologies GmbH und ihre Investoren haben mit diesen Altlasten rund um die alte AG nichts mehr zu tun. Loewe beschäftigt derzeit 480 Menschen, alle am Standort Kronach. Sie produzieren hier weiterhin sämtliche Loewe-Gerätelinien.