Letzte Ernte auf dem Hagebaumarkt-Bauplatz in Kronach
Autor: Friedwald Schedel
Kronach, Samstag, 08. August 2015
Udo Vonberg drischt den Weizen auf einem eineinhalb Hektar großen Feld bei Fröschbrunn. Dort wird nie mehr Getreide angebaut, denn in einigen Monaten wachsen dort die Gebäude des Hagebau-Zentrums empor. Wir geben in einer Bilderstrecke und mit einem Video Einblick in den Mähdrescher-Einsatz.
Das tonnenschwere Ungetüm lenkt sich per Joystick wie ein Spielzeug, frisst die Weizenmassen in sich rein, bewahrt die Körner im Tank und wirft das Stroh in einer gewaltigen Staubwolke aus dem Heck wieder aus.
Udo Vonberg beherrscht seinen Mähdrescher wie im Schlaf, steuert die 375 PS starke Maschine mit hoher Geschwindigkeit über das Weizenfeld in Fröschbrunn. Weil das Mähwerk 7,80 Meter breit ist, dauert das Ernten weniger als eine Stunde. Und Vonberg kommt auch bei den tropischen Temperaturen nicht ins Schwitzen, denn die Klimaanlage in der Glaskanzel spuckt ordentlich kalte Luft aus.
Dann geht's auf zum nächsten Feld: Mähwerk auf das Nachläufer-Fahrwerk ablassen, verriegeln, ankoppeln und der Motor heult auf, wenn Vonberg Gas gibt. Der Wildenberger macht Lohndrusch, erntet die Felder weiterer Landwirte ab. Für ihn allein würde sich die 250 000 Euro teure Maschine nicht rentieren.
Eine Störungsmeldung
Doch das mit Elektronik voll gestopfte Teil zickt manchmal. Eine Warnlampe leuchtet auf, deutet an, dass etwas verstopft ist. Vorsichtshalber lässt Vonberg einen Monteur der Firma Kotschenreuther aus Neufang kommen. Das Weiterfahren und bedingt dadurch eventuell ein Ausfall der Erntemaschine dürfen nicht riskiert werden. Simon Böhner kommt mit dem Werkstattwagen zum Feld, checkt per Laptop alles und gibt Entwarnung. Die Störungsmeldung kommt zwar immer noch, aber Udo Vonberg kann weiterarbeiten. Das freut auch dessen Sohn Stefan. Der 13-Jährige sitzt auf dem zweiten Platz in der Kanzel, beherrscht das schwere Gefährt so gut wie der Vater, darf ab und zu mal die Knöpfe am Joystick bedienen.
Herbert Hanna steht während des Mähdrescher-Einsatzes neben dem Feld, blickt zurück auf die Zeit, als er selbst noch Mähdrescher gefahren ist, ohne Klima kanzel, auf dem Sitz der prallen Sonne und dem Staub ausgesetzt. Ein Höllenjob. Und anstrengend, weil man sich plagen musste, die Hebel umzulegen. Jetzt geht das alles per Knopfdruck und hydraulisch. Dann erzählt Herbert Hanna, dass das die letzte Ernte auf diesem Feld war, weil da der neue Hagebaumarkt entsteht.