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Landratswahl: Wen wollen die "Kleinen"?


Autor: Andreas Schmitt

Kronach, Dienstag, 13. Sept. 2016

Die kleineren Kreistag-Gruppierungen haben viele Wünsche für die Zeit nach der Landratswahl und machen sich Gedanken, welcher Kandidat der bessere wäre.
Norbert Gräbner (SPD) oder Klaus Löffler (CSU)? Die Landratswahl am 25. September ist im Kronacher Stadtbild omnipräsent und beschäftigt naturgemäß auch die Parteien, die im Kreistag vertreten sind, aber keinen eigenen Kandidaten stellen. Foto: Marian Hamacher


Wenn Björn Cukrowski über seinen Favoriten für die Landratswahl spricht, dann ist das - wie er ausdrücklich betont - eine persönliche Meinung. "Die FDP gibt keine offizielle Wahlempfehlung ab, die Wähler sollen sich ein eigenes Bild machen", sagt Cukrowski, der für seine Partei als Einzelkämpfer im Kreistag sitzt.

Er persönlich, so der gebürtige Pressiger, der mittlerweile in Neuses wohnt, finde aber, dass Klaus Löffler (CSU) für die Zukunft des Kreises die bessere Person sei. "Er ist in der staatstragenden Partei gut vernetzt und hat großen wirtschaftlichen Sachverstand", sagt Cukrowski über den Steinbacher Bürgermeister, der am 25. September gegen den Marktrodacher Bürgermeister Norbert Gräbner (SPD) um die Nachfolge von Oswald Marr (SPD) und den Vorsitz im Kreistag antritt.

Nach der CSU (21 Sitze) und der SPD (14) stellen die Freien Wähler (FW) dort mit neun Mandaten die drittstärkste Fraktion und sind damit die größte politische Kraft im Kreis, die keinen eigenen Landratskandidaten nominiert hat. "Unsere potenziellen Bewerber wollen sich auf ihre Aufgaben konzentrieren und haben deshalb abgelehnt", begründet FW-Kreisvorsitzender Tino Vetter.

"Uns geht es um die Themen", betont Vetter. Die Freien Wähler arbeiteten sachbezogen mal mit der SPD, mal mit der CSU zusammen. Eine Wahlempfehlung gebe es deshalb nicht.


FW entscheiden themenbezogen

"Es sind zwei Top-Kandidaten, zwei Persönlichkeiten", sagt Vetter, dem gefallen hat, dass der Wahlkampf keine Schlammschlacht war. Schließlich gebe es nach dem 25. September wichtige Probleme zu lösen, die auch für die Freien Wähler im Zentrum ihrer Politik stünden. "Unter dem Stichwort demographischer Wandel dürfen wir sprichwörtlich den Anschluss nicht verlieren", nennt Vetter vor allem eine adäquate Bahnverbindung und den vierspurigen B 173-Ausbau als Themen.

"Die Verkehrspolitik ist sicherlich der größte Unterschied zwischen uns", sagt hingegen Edith Memmel, eine von zwei Kreistagsabgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, über die Schnittmengen ihrer Partei mit den beiden Landratskandidaten. "Wir sind wie der Bund Naturschutz für einen dreispurigen Ausbau der B 173."

Doch nicht nur in diesem Punkt üben die Grünen Kritik. "Für E-Mobilität muss endlich Geld in die Hand genommen werden, das würde auch den Tourismus ankurbeln", fordert Memmel, die sich weiterhin wünscht, dass ein neuer Landrat die Flüchtlingspolitik zur Chefsache mache. "Obwohl zugesichert wurde, die Integration zu fördern, wurden Flüchtlinge, die sich schon eingelebt hatten, woanders hin verlegt", sagt Memmel. Über ein Gespräch mit Norbert Gräbner habe sie sich diesbezüglich sehr gefreut.


Flüchtlingspolitik Chefsache?

Gar nicht gefallen hat den Grünen, dass "die CSU ihre komplette Ministerriege aufgefahren hat, das ist kein guter Stil. Und jetzt ist wieder fünf Jahre Ruhe." Eine Wahlempfehlung spricht die Partei freilich nicht aus, das habe sie noch nie getan. "Wir kommen mit beiden im Kreistag gut klar", sagt die Mitwitzerin. Einen eigenen Kandidaten hätten die Grünen nicht aufgestellt, da ihr Personal ehrenamtlich, bei Greenpeace oder im Bund Naturschutz stark eingespannt sei.

Ebenfalls keinen Wahlvorschlag macht die Frauenliste, die mit drei Vertreterinnen im Kreistag sitzt. Petra Zenkel-Schirmer findet spannend, dass es sich um ein Duell zweier Bürgermeister handelt, deren Orte nicht im Kreiszentrum liegen.

Im Kreisausschuss arbeite die Steinbacherin mit beiden Kandidaten gut zusammen, habe aber naturgemäß zu ihrem Bürgermeister Klaus Löffler mehr Kontakt. "Die Frauenliste hat aber auch mit Norbert Gräbner bei der Neubelebung von Marktrodach gut harmoniert."


Kreistagssitzungen verlegen?

Zenkel-Schirmer schätzt die Umgänglichkeit der Kandidaten. "Sie können die Bevölkerung über alle Schichten vertreten." Veränderungen erhofft sie sich bei der Gleichstellungsstelle am Landratsamt. "Wir wünschen uns Vollzeit", sagt Zenkel-Schirmer, die auch die Themen Jugend, erneuerbare Energie und Umweltschutz voranbringen möchte. Eine eigene Kandidatin sei für die Frauenliste aber unrealistisch gewesen: "Wir sind politisch aktive Bürgerinnen, keine Politikerinnen."

Auch Björn Cukrowski (FDP) gibt zu, dass seine Partei keinen geeigneten Kandidaten habe. "Wir stellen ja keinen Bürgermeister." Einen Wunsch hat er aber: "Für Berufstätige sind Kreistagssitzungen montags um 9 Uhr kaum realisierbar. Da sollte man moderner werden."