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Landratswahl in Kronach: Wie die CSU-Rechnung voll aufging


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Montag, 26. Sept. 2016

Klaus Löfflers Erfolg war von langer Hand geplant. Die SPD könnte angesichts des Ergebnisses eine ungewöhnliche Schlussfolgerung ziehen.
Lediglich 52,86 Prozent aller Wahlberechtigten gaben am Sonntag ihre Stimme ab - was Jürgen Baumgärtner (CSU) ärgert. Er möchte für seine Partei die Gründe dafür von externen Experten untersuchen lassen. Foto: Marian Hamacher


Besonders ausgelassen fiel die Wahlparty der CSU nicht aus - zumindest nicht für Jürgen Baumgärtner. Für den CSU-Kreisvorsitzenden stand wenige Stunden später schon wieder der Alltag als Landtagsabgeordneter auf dem Programm. "Seit 7.30 Uhr bin ich wieder unterwegs", sagte Baumgärtner einen Tag nach der Wahl von Klaus Löffler zum neuen Kronacher Landrat gut gelaunt. "Daher musste ich früher gehen und weiß auch gar nicht, was die anderen noch so veranstaltet haben."

Doch Alltag hin, Alltag her: Mit 62,01 Prozentpunkten für den eigenen Kandidaten im Rücken dürfte der Start in den von vielen so gefürchteten Montag deutlich leichter fallen. "Wir hatten zwar im Vorfeld viel analysiert, aber das Ergebnis hätte ich knapper erwartet", war Baumgärtner vom Abschneiden der eigenen Partei fast etwas überrascht. Im Kern sei es aber so gekommen, wie es sich die CSU erwartet hatte. "Dass er im Norden so viele Stimmen erhält, war Teil der Strategie", so Baumgärtner, der neben seinen beiden Ämtern zusätzlich die Rolle des Chef-Strategen der Frankenwald-CSU zu übernehmen schien.


Ungewöhnliche Positionen

Auch am Morgen nach der verkürzten Nacht brauchte der Landtagsabgeordnete nicht lange, um wieder in den Analysemodus zu schalten. Der Wahlerfolg habe viele Säulen gehabt. Profitiert habe die CSU vor allem dadurch, dass sie geschlossen aufgetreten sei. "Wir haben mit einer Sprache gesprochen und ein Programm verfochten, das wir zusammen mit unserem Kandidaten, den Gremien und der Basis entwickelt haben", erklärte Baumgärtner. Dabei seien Positionen beschlossen worden, die für die Partei eher ungewöhnlich seien. Einen Streetworker zu befürworten, sei innerhalb der CSU nahezu ein Paradigmenwechsel gewesen, betonte der 43-Jährige. Eine weitere tragende Säule sei freilich ein fleißiger und engagierter Kandidat - der zudem mit 50 Jahren im besten Alter für ein solches Amt sei. "Er ist ein ausgeglichener Typ, der nicht die Parteibrille trägt. Das ist bei einer solchen Wahl auch immer sehr entscheidend", so Baumgärtner.


Kandidaten-Casting

Entscheidend für das überdeutliche Ergebnis sei allerdings auch gewesen, dass keine utopischen Forderungen aufgestellt worden seien: "Etwa wie die SPD eine Gemeinschaftsschule. Alles, was wir gefordert haben, war realistisch. Wir haben darauf geachtet, dass Klaus Löffler nur Sachen formuliert, die er auch verändern kann."
Außerdem habe Löffler davon profitiert, dass er erst nach einem beinahe einjährigen Auswahlverfahren zum Kandidaten gekürt wurde. Weil er so basisdemokratisch gewählt wurde, habe er auch ein breites Unterstützerfeld hinter sich vereinen können - die letzte wichtige zu nennende Säule.

Dass der schwarze Balken noch weiter hochschnellte als prognostiziert, sei zu einem gewissen Teil auch "dem desolaten Zustand der SPD geschuldet". Etwa dem dreimaligen Versuch, einen Kandidaten zu küren. "Die SPD hat schon viele, viele Fehler gemacht", fand Baumgärtner und meinte damit in erster Linie den Ruf nach einer Gemeinschaftsschule im Norden, die Pläne für einen Freizeitsee oder die Art und Weise, Küps in den Bundesverkehrswegeplan zu bringen.


Mögliche Folgen

Ralf Pohl sah das naturgemäß etwas anders. "Ich glaube nicht, dass wir thematisch schlecht aufgestellt waren", sagte der SPD-Kreisvorsitzende. "Norbert Gräbner hat viele konkrete Punkte genannt, die er angehen wollte. Die Gegenseite hatte meiner Meinung nach nicht so viele."

Das Ergebnis nehme er zur Kenntnis. Sonderlich schwer sei es auch nicht zu interpretieren: "Der Norden wählt vor allem seinen Kandidaten. Das weiß man. Es war ein überwältigender Sieg für Löffler im Norden. In der Rennsteig-Region waren es ja fast überall über 80 Prozent."

Eine Schlussfolgerung für den kommenden Landratswahlkampf in sechs Jahren könne daher sein, dass gegen einen Nord-Kandidaten nur ebenfalls ein Nord-Kandidat aufgestellt werden könne. "Das wird man vor der nächsten Landratswahl zu beachten haben", regte Pohl an. "Im Norden ist das Zusammengehörigkeitsgefühl einfach höher als im Süden." Ebenso weit wie in den Prozenten sieht er die SPD auch finanziell von der CSU entfernt. "Da hat die CSU ganz andere Möglichkeiten", sagte Pohl. Gerne wäre auch er mit seiner Partei in den Tagen vor der Wahl präsenter in Zeitungsanzeigen oder mit anderen Werbemitteln gewesen. "Aber wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten das Beste getan."


Bewusst gewählter Zeitpunkt

Auch die vielen Ministerbesuche hätten der CSU gewiss nicht geschadet. "Ihre Ministerriege hat sie strategisch gut eingesetzt", lobt er und führt die Schule für den Norden als Beispiel an. "Da hat sie die Kontakte gut genutzt." Bei seinem Besuch vor einigen Woche habe sich Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) ja noch "eher skeptisch" gezeigt.

Eine Woche vor der Wahl war der Weg plötzlich frei und eine Realschule für Pressig möglich. "Ich will da gar nicht meckern", sagte Pohl. "Es ist schön, dass sich was bewegt. Aber der Zeitpunkt war natürlich ganz bewusst gewählt."