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Landratswahl in Kronach: Verbaler Schluss-Spurt


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Freitag, 09. Sept. 2016

Knapp zwei Wochen vor der Landratswahl stellten sich Norbert Gräbner (SPD) und Klaus Löffler (CSU) den Fragen von infranken.de und Radio Eins.
Rund 70 Minuten lang stellten sich die beiden Landratskandidaten Klaus Löffler (CSU/2. v. l.) und Norbert Gräbner (SPD/3. v. l.) den Fragen der beiden Morderatoren Marian Hamacher (links) und Thomas Apfel (rechts). Foto: Barbara Herbst


4:3 Stimmen für Klaus Löffler (CSU) endete nach der Veranstaltung im Schützenhaus bei einem Stammtisch die Abstimmung über den zukünftigen Landrat des Landkreises Kronach. Ob dieses Ergebnis ein Zeichen für die bevorstehende Landratswahl am 25. September ist? Man wird sehen...

Die meisten der über 200 Besucher konnten ein Parteibuch vorweisen. Nur wenige Landkreisbewohner waren dabei, denen es einfach darum ging, sich ein Bild von den beiden Kandidaten Klaus Löffler (CSU), Norbert Gräbner (SPD) und von der Veranstaltung zu machen.

Dazu gehörte auch ein Stammtisch, bestehend aus sieben jungen Männern, aus dem Markt Küps. Dass sich die beiden Kandidaten ein Gefecht liefern würden, das war nicht zu erwarten, so Alexander Reuter.

"Da sind beide zu harmlos!" Die Veranstaltung, so erklärte der junge Mann auf Anfrage, hatte keinen Einfluss auf seine Entscheidung bei der Landratswahl.

Die Veranstaltung sei sehr ausgeglichen gewesen, es gab oft ähnliche Antworten, so Daniel Bartsch (parteilos) aus Pressig. Er hätte sich aber "mehr Pfeffer" von den Kandidaten gewünscht. Zu einer Entscheidungsfindung habe dieser Abend für ihn nicht beigetragen.

Die beiden Landratskandidaten stimmten oftmals überein, so Alexander Gripp (parteilos) aus Küps. Auch bei ihm hatte die Veranstaltung keinen Einfluss auf seine Wahlentscheidung. Für ihm ist aber klar, egal wer den Landratssessel erobern wird, der künftige Landrat muss sich mit der AfD befassen.


Oft Konsens zu erkennen

Simone Rüger (parteilos) aus Mitwitz hätte sich mehr Diskussionsbeiträge gewünscht. Sie kenne keinen der beiden Landratskandidaten. Deshalb habe sie sich entschlossen, diese Veranstaltung zu besuchen, um sich einen Eindruck von Klaus Löffler und Norbert Gräbner zu verschaffen. Bei beiden Kandidaten habe sie die "Begeisterung und das Herzblut für ihren Landkreis" vermisst.

Und in der Tat, es fehlten die Wortgefechte und dieser Ruck, der Menschen mit sich zieht. Aber das liegt auch am Wesen der Kandidaten, beide begegnen sich mit Respekt.

Und der Moderator von Radio Eins, Thomas Apfel, hat sicherlich recht, als er am Ende der Veranstaltung bemerkte: "Die beiden werden auch nach der Wahl miteinander können und ein Bier trinken".

Bei den Antworten von Klaus Löffler und Norbert Gräbner konnte man oft einen Konsens erkennen. Aber trotz allem sind sie eigene Persönlichkeiten und es gibt es auch unterschiedliche Auffassungen. Beispielsweise im Bildungswesen. Während sich Norbert Gräbner nach wie vor für eine Gemeinschaftsschule im Norden aussprach, gibt Löffler dieser Schulform keine Zukunft.


"Wir orientieren uns am Machbaren"

Norbert Gräbner verwies auf eine Studie, wonach Gemeinschaftsschulen in anderen Bundesländern durchaus Erfolge vorzuweisen haben. Nur 250 Kinder sind zur Gründung dieser Bildungseinrichtung notwendig, bei einer Realschule müssten es 400 und bei einem Gymnasium 600 Kinder sein. Die Gemeinschaftsschule wäre die einzige Schulform, die nicht zu Lasten einer bestehenden Bildungseinrichtung ginge.

"Wir orientieren uns am Machbaren", verwies Löffler auf eine Aussage aus dem Kultusministerium, in der eine Gemeinschaftsschule nicht kommen wird. Er sprach davon, dass zuerst das Thema "Schülerbeförderung" abgehakt sein müsse, danach werde man sich mit einer weiterführenden Schule im Norden befassen. Dabei erinnerte er an die Aussage des Kultusministers Ludwig Spaenle, der dies für möglich hält.

Auf die Frage, was für einen Wunsch sie schnell realisieren möchten, sprach Gräbner vom Freizeitsee im Süden. Dieser könnte im Zuge der Straßenbaumaßnahmen am wirtschaftlichsten mit realisiert werden. Klaus Löffler nannte dagegen die Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen, damit mehr junge, gut ausgebildete Menschen in den Landkreis zurück kommen können.


Zwei Kandidaten, eine Meinung

Auch was die künftige Arbeit als möglicher Landkreischef betrifft, so spricht Gräbner von seinen Jahrzehnte langen Erfahrungen in der Verwaltung, Klaus Löffler setzt auf Netzwerke. Er sei dankbar, dass viele Minister den Landkreis Kronach besucht haben.

Auf unterschiedlicher Weise können die Kandidaten auch von ihren Jobs und ihren derzeit anstrengenden Alltag abschalten. "Beim Laufen und Joggen wird mein Kopf frei", gestand Gräbner. Und Löffler kann sich am besten zusammen mit seinen beiden Töchtern bei einem FC-Bayern-Spiel in der Allianz Arena in München erholen.

Übereinstimmung herrschte dagegen, als es um den vierspurigen Ausbau der B 173, um die Ortsumgehung Pressig, um den Anschluss an die Schiene ging. Beide stimmen überein, dass eine vernünftige Verkehrsanbindung auf Straße und Schiene wichtige Lebensadern für den Landkreis sind, vor allem wegen der Sicherung von Arbeitsplätze und der demografischen Entwicklung.

Bezüglich der vorhandenen Klage bei der Lerchenhoftrasse sprach Löffler von parallel laufenden Planungen für den Ausbau. Für Ende September wird im Bereich Trieb/Hochstadt der Planfeststellungsbeschluss erwartet. Die Herausforderung wird es nun sein, die "Freunde in Lichtenfels" von einer Klage abzuhalten.


Zustimmung für Ortsumgehung Pressig

Norbert Gräbner (SPD) vertrat die Auffassung, dass - nachdem nun der Gemeinderat Marktrodach die Umgehung Unterrodach abgelehnt hat, die für diese Maßnahme veranschlagten 26 Millionen Euro auch dem Landkreis zugute kommen sollten, also für andere Verkehrsprojekte, wie beispielsweise für die Trog-Lösung in Küps verwendet werden sollen. Er sprach von einem Tausch.

Klaus Löffler klärte auf, dass ein Tausch ausgeschlossen sei, da die Ortsumgehung Unterrodach nicht mehr im "vordringlichen Bedarf" ist. Gräbner konterte, dass - als dieser Beschluss im Gemeinderat getroffen wurde - die "Umgehung Unterrodach" noch im vordringlichen Bedarf stand.

Beide sprachen sich für eine Ortsumgehung Pressig aus. Löffler meinte, dass die CSU-Fraktion daran arbeite, dass diese Maßnahme in den vordringlichen Bedarf mit komme. "Dann hätten wir Planungsrecht". Durchaus konnte sich Löffler vorstellen, dass die Ortsumgehung Pressig auch außerhalb des Bundesverkehrswegeplanes realisiert werden könnte und eventuell aus den sogenannten Verfügungsmitteln, die der Bund für kleinere Ortsumgehungen bereit hält, finanziert werden könnte.


Was Gräbner wichtig ist

Bezüglich Anbindung an die Schiene hält es Löffler für notwendig, sich mit den Kollegen entlang der Bahntrasse "kurzzuschließen". Als einen großen Wurf bezeichnete er es, dass es gelungen sei, eine IC-Halt in Kronach und Ludwigsstadt zu etablieren. Allerdings müsste das vor dem geplanten Start im Jahr 2023 passieren. Wichtig für die Anbindungen nach Coburg und Bamberg seien auch die Regionalexpress-Haltestellen.

Gräbner schlug in die gleiche Kerbe . Zusätzlich sprach er sich für eine "barrierefreie Gestaltung" des Bahnhofs in Kronach aus, damit auch behinderte Menschen die Bahngleise erreichen können.

Konsens gab es auch, als es um den Ausbau von Radwegen, um das Festhalten an die Ortsteilfeuerwehren und um die Helios Klinik ging. Mit beiden Kandidaten wird kein Verkauf der fünfprozentigen Anteile an der Klinik zu machen sein, so zumindest der Eindruck. Die fünf Prozent Anteile des Landkreises sollten auf jeden Fall behalten werden, so Gräbner. Es gehe einfach um Transparenz, um Kontakte und um zu wissen, was passiert.


Kommunen können Anteil leisten

Klaus Löffler sprach bei der Frage nach Sicherstellung der ärztlichen Versorgung von einer noch stärkeren Vernetzung mit Klinik, Haus-und Fachärzten, Kassenärztlichen Vereinigung, Krankenkassen. Er stellt sich weiterhin Bereitschaftspraxen, eine Landarztquote, Kooperationen mit anderen Landkreisen und die Einführung beziehungsweise den Ausbau von Telemedizin vor.

Gräbner unterstrich, dass Kommunen beim Thema ärztlicher Versorgung auch einen Anteil leisten könnten, beispielsweise wenn es um die Ausweisung von Bauplätzen, um Räumlichkeiten oder um die Jobsuche des Ehepartners und KiGa-Plätze geht.

Und was die Landflucht betrifft, so versteht Löffler die Kommunen und auch das Landratsamt als Partner der heimischen Wirtschaft. Er hält aber auch den Ausbau der weichen Standortfaktoren für notwendig. Er wies auf die jüngsten Errungenschaften wie die Finanzhochschule, Tourismusschule oder Lebensqualität für Generationen hin. Und er war überzeugt, mit "intelligenten Lösungen" der Landflucht entgegenwirken zu können.

Der Landkreis habe starke Unternehmen, so Gräbner, es dürfe aber nicht vergessen werden, dass seit dem Jahr 1997 fast 7000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze im Landkreis Kronach verloren. Gerade was die Landflucht, die Schaffung von Arbeitsplätze betreffe, so sind IC-Halte, schnelles Internet und Maßnahmen im sozialen Bereich, wie die Schaffung von Wohnmöglichkeiten oder Kinderkrippen notwendig, um Anreize für Bürger und Unternehmen zu schaffen.


Plakatwerbung sorgt für Heiterkeit

Teilweise heiter ging es zu, als FT-Redakteur Marian Hamacher Leserfragen an die Kandidaten herantrug. So fragte ein Neunjähriger, warum denn beim Plakat von Klaus Löffler "Unser neuer Landrat" zu lesen ist, wo doch erst in zwei Wochen die Landratswahlen stattfinden? Die CSU sei überzeugt, dass die Menschen wissen, dass Landratswahlen sind, entgegnete Löffler.

Gefragt wurde auch, warum denn auf dem Plakat von Gräbner steht: "Weil er's kann!" "Ich kann es!", so Gräbner. Dabei verwies er auf sein Studium im Verwaltungsbereich, auf seine langen Jahre Berufserfahrung in der Verwaltung, unter anderem in den Landratsämtern Kulmbach, Bamberg und Kronach (hier als Tiefbauleiter), auf seine Zeit im Markt Küps und auf seine 20-jährige Bürgermeisterzeit. "Ich bin jemand, der aus dem Landratsamt kommt, das ist der Teich, in dem ich schwimmen gelernt habe!"


Höhen und Tiefen miterlebt

Und was unterscheidet nun die Kandidaten, warum sollten die Bürger einen Klaus Löffler oder Norbert Gräbner wählen?, lautete eine andere Frage.

Er habe viele Erfahrungen in seinem Studium, in den Landratsämtern und als Bürgermeister gesammelt. "Ich kenne beide Seiten." Zudem habe er als Bürgermeister die Höhen und Tiefen einer Kommunalpolitik erlebt (mit Tiefen meinte er die Zeit bei seinem Amtsantritt, als Dreefs 800 Arbeitsplätze abbaute und die Gemeinde siebenstellige Summen an Gewerbesteuern zurückzahlen musste).


"Politik mit Überzeugung und mit Herzblut"

Er führe seit 14 Jahre eine Kommune, so Klaus Löffler. "Ich mache Politik mit Überzeugung und mit Herzblut." Zudem könne er eine 26 Jahre lange Erfahrung als Kreisrat vorweisen. Auch sei er im Bezirkstag gewesen. Und: "Es gibt Netzwerke, die wir für den Landkreis nutzen wollen." Damit meinte er seine Kontakte in München, Berlin und Brüssel.

Zum Schluss der Veranstaltung forderte Thomas Apfel von Radio Eins die Bevölkerung auf, von ihrem Wahlrecht am 25. September Gebrauch zu machen. Er erinnerte daran, dass es Länder gibt, in denen Menschen dieses Recht nicht haben, dafür aber kämpfen und dafür manchmal mit ihrem Leben bezahlen.