Landkreis Kronach: Zentraler Bauhof in Birkach wird empfohlen
Autor: Marco Meißner
Kronach, Montag, 18. Juli 2016
Der Kreistag diskutierte um die Zukunft des Kreisbauhofes. Der Vorschlag einer Zentralisierung in Birkach stieß im Gremium auf Widerstand.
Die Empfehlung des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbandes (BKPV) fiel deutlich aus: "Auflassung der Außenstelle und zentrale Zusammenführung am Bauhof in Birkach." Dass der Kreisbauhof Nord in Ludwigsstadt in der Standortanalyse so stark in Frage gestellt wurde, rief zahlreiche Kreisräte auf den Plan.
Wie die beiden Organisationsberater Peter Hofmann und Bernd Utzmann vom BKPV feststellten, befassten sie sich mit drei denkbaren Varianten: die Beibehaltung der Ist-Situation (sie wurde nicht weiter verfolgt), eine Stärkung des Standorts Ludwigsstadt und ein zentraler Bauhof in Birkach. Utzmann zeigte auf, dass es derzeit einen Bauhofeinsatzleiter und 16 Straßenwärter an den beiden Standorten gebe. Diese personelle Besetzung sei sachgerecht und wirtschaftlich.
Die große Entfernung zwischen dem Bauhof in Birkach und dem nur schwach ausgestatteten Bauhof in Ludwigsstadt sorge jedoch "für Nachteile und folglich unwirtschaftliche Betriebsabläufe". Der Transportweg verursache jährliche Kosten von 9000 Euro, in Birkach müsse zusätzlich zur Werkstatt in Ludwigsstadt eine Werkstatt vorgehalten werden, in den Sommermonaten sei die Außenstelle Nord nur mit einer Person besetzt und der Kfz-Mechaniker sei ungenügend in die Betriebsabläufe eingebunden. An beiden Standorten bestehe ein gewisser Verbesserungsbedarf an den Gebäuden, wobei in Ludwigsstadt eine Generalsanierung erforderlich sei.
Als Stärkung der Außenstelle in Ludwigsstadt kommt für die Organisationsberater nur ein Ausbau der dortigen Kfz-Werkstatt oder eine Aufgabenverlagerung von Birkach nach Ludwigsstadt in Frage. Beide Lösungsansätze hielten sie aus organisatorischen wie wirtschaftlichen Gründen allerdings nicht für die besten.
Kräfte zusammenziehen
Anders sah es bezüglich einer Bündelung der Kräfte in Birkach aus. "Die zentrale Lage und die vorhandenen Gebäude" nannte Utzmann als große Pluspunkte. Der Betrieb wäre so besser zu handhaben, und Kosten könnten gespart werden. Die 240.000 Euro an Mehrausgaben für den Umbau des Standortes Birkach würden sich durch betriebliche Einsparpotenziale innerhalb von zehn Jahren amortisieren. Bernd Liebhardt meinte: "Das Gutachten ist ein wichtiger Baustein für unsere Entscheidungsfindung." Schließlich wolle das Gremium eine sinnvolle Lösung finden. Er rief aber in Erinnerung, dass sich die CSU den Erhalt des Bauhofes Nord als politisches Ziel auf die Fahnen geschrieben habe. Auch SPD und Freie Wähler halten an dieser Zielsetzung fest, wie aus der weiteren Diskussion hervorging.
Liebhardt forderte eine Lösungssuche, wie ein wirtschaftlich und organisatorisch vernünftiger Betrieb des Bauhofes mit den Aufgaben in einer besonderen Landkreisstruktur in Einklang gebracht werden könnte. Zum vielfach kritisierten Winterdienst - vor allem im Rennsteigbereich - erklärte er: "Wir können nicht erwarten, dass wir zu jedem Zeitpunkt zu 100 Prozent schwarze Straßen haben." Allerdings müsse gewährleistet sein, dass Firmen und Rettungsdienste an den neuralgischen Stellen keine Probleme bekommen.
Als "sehr zentrallastig" empfand Timo Ehrhardt (SPD) das Gutachten. Er hinterfragte einen weiteren Rückzug der öffentlichen Hand aus der Fläche und ging auf aus seiner Sicht fragwürdige Berechnungen in der Studie ein. "Ich sehe keinen eindeutigen Vorteil bei einem zentralen Bauhof", betonte Ehrhardt. Besser solle man sich um weitere Kooperationen bemühen.
Auch Edith Memmel (Grüne) wünschte sich mehr Synergieeffekte durch Kooperationen. Carl-August Heinz (CSU) hielt es für effizienter, in dieser Angelegenheit in Beine statt in Beton zu investieren. Dem pflichtete Reinhold Heinlein (CSU) bei, der meinte, an manchen Stellen auch mal über eine Stärkung des Personals nachzudenken. Peter Ebertsch (CSU) war im Falle einer Stärkung des nördlichen Bauhofs überzeugt: "Wir hätten zehn Jahre ein Nullsummen-Spiel und eine Verbesserung der Qualität des Winterdienstes." Angela Wiegand (CSU) unterstützte ihn, denn in den vergangenen zwei Jahren sei der Winterdienst verheerend gewesen. "24.000 Euro im Jahr halte ich für nicht zu viel, um unsere Lebensadern sauber zu halten", ging sie auf drohende Mehrkosten bei einer Stärkung der Ludwigsstädter Einrichtung ein.
Gerhard Wunder (CSU) wies jedoch darauf hin, in der Diskussion nicht zu vergessen, dass beispielsweise im östlichen Landkreis ähnliche Probleme wie am Rennsteig bestünden. Landrat Oswald Marr (SPD) drosselte die Erwartungen: "Es gibt auch Tage, an denen auf deutschen Autobahnen der Verkehr zusammenbricht." Stefan Wicklein (FW) erinnerte an den gemeinsamen Wunsch der drei großen Fraktionen, eine zukunftsfähige Lösung für den Bauhof Nord zu finden. Dabei dürfe nicht nur das Monetäre gesehen werden. Und als Landkreis sollte man sich hinsichtlich Fremdvergaben von Arbeiten nicht zu sehr in Abhängigkeiten begeben, sondern den Fuß in der Tür behalten.