Lahm feiert die Muttergottes
Autor: Heike Schülein
Wilhelmsthal, Montag, 21. Juli 2014
Mit vielen Gästen wurde in Lahm der Gedenktag "Unserer Lieben Frau" begangen - zum 289. Mal.
Wunderbare Klänge füllen das Festzelt: Zwei Trompeten, ein Waldhorn, eine Posaune - Beim Festgottesdienst am Sonntagvormittag brillierten die herrlichen Instrumente im harmonisch miteinander verschmelzenden Zusammenklang zur Ehre der Muttergottes. Was für ein Genuss für die Gottesdienstbesucher, die Töne in das Festzelt schweben zu hören! Bewegte Herzen und Musik, die tief unter die Haut geht: Das Blechbläser-Quartett Lingner-Brass, das auch anschließend den musikalischen Frühschoppen gestaltete, ließ das Skapulierfest noch stimmungsvoller, noch beeindruckender werden.
Das Skapulierfest - größtes kirchliches Fest in der Pfarrei St. Ägidius Lahm - zeigte am Wochenende einmal mehr, was gelebten christlichen Glaubens ausmacht.
Während der Festlichkeiten brachten die Gläubigen ihre Marienverehrung durch Gebete, Festgottesdienste sowie eine feierliche Prozession zum Ausdruck.
Zum ersten Mal 1726 im schmucken Frankenwaldort gefeiert, hat diese schöne alte Tradition nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Der Idealismus und das Engagement, mit denen in Lahm dieser schöne alte Brauch aufrecht erhalten wird, ringt Respekt und Anerkennung ab.
"Lingner-Brass" und "Con Brio"
Für besonderen Glanz sorgten in diesem Jahr insbesondere die musikalischen Beiträge - am Sonntag Lingner-Brass: Vier junge Musiker, die an der Hochschule für Musik in Dresden studieren, beziehungsweise studiert haben.
Bereits am Samstagabend hatte die Gesangs- und Musikgruppe "Con Brio" aus Friesen im Festzelt zum Konzert geladen. Auch sie hatte ein stimmungsvolles Programm mit unter die Haut gehenden Texten und Liedern zusammengestellt. Durch die ansteckende Musizierfreude der Musiker wurden die ausgewählten Kompositionen zum Erlebnis - eine helle Freude, ihnen zuzuhören!
Den Festgottesdienst am Sonntagmorgen zelebrierte Dekan Michael Dotzauer. Hierzu konnte er auch eine internationale Abordnung des Instituts "Notre-Dame de Vie" begrüßen, deren Mitgliedern aus verschiedenen Ländern - teilweise sogar von den Philippinen - nach Lahm gereist waren. Wie der Dekan in seiner Predigt ausführte, seien noch immer viele Menschen auf der Flucht - vor Krieg und Verfolgung, am häufigsten aber vor sich selbst. "Flucht ist ein guter Reflex und muss nicht immer etwas Schlechtes sein. Es kommt aber immer darauf an, wohin man flieht", zeigte sich Dotzauer sicher. Wenn Menschen keine verlässliche, sichere Zuflucht fänden und niemanden hätten, der sie verstehe und bei denen sie sich ausweinen könnten, "betäubten" sie sich oft mit den verschiedensten Dingen - beispielsweise Alkohol, Internet oder Vergnügungssucht. Dies führe erst recht zur Verbitterung und zur Einsamkeit. Jesus sei zu Maria geflohen.
Primizsegen
"Maria schenkt auch uns ihre mütterliche Liebe, sie ist ein mütterliches Spiegelbild der Liebe Gottes zu uns", appellierte der Dekan. Dass uns Maria auf mütterliche Weise Zuflucht und Schutz gebe - dafür stehe das Skapulier, symbolisch für das Kleid Mariens als schützender Mantel. Bei ihr könnten wir uns gut aufgehoben fühlen, zur Ruhe kommen, froh und unbeschwert und Jesus Christus nahe sein. Am Montagabend erteilten die Neupriester Daniel Bittel (Strullendorf St. Paul), Dominik Syga (Bamberg St. Martin) und Christian Körber (Pottenstein St. Bartholomäus) in einer vom Musikverein Effelter mitgestalteten Eucharistie-Feier den Primizsegen. Danach herrschte wiederum Zeltbetrieb. Bei den Fest-Gottesdiensten am Samstag und Sonntag sorgte jeweils Hans Pittroff für die stimmige Orgel-Begleitung.
Die Feierlichkeiten hatten bereits am Donnerstag mit einem Anbetungsabend mit meditativen Texten und rhythmischen Liedern in der Pfarrkirche begonnen.
Legende
Der Legende nach soll der Ordensgenearal Simon Stock am 16. Juli 1251 in Cambridge eine Marienerscheinung gehabt haben, bei der ihm Maria ein Skapulier übergeben habe. Skapulierbruderschaften gründeten sich, die als Zeichen der Zugehörigkeit das kleine Skapulier tragen sollten. Die Gründungsurkunde der Skapulierbruderschaft zu Lahm ist unauffindbar. Der wahrscheinligste Beweis für das Gründungsjahr 1726 findet sich im ersten Bruderschaftsbuch, beginnend mit dem Jahr 1726.
Sieben Neuaufnahmen
Sehr anschaulich ging Karmelitenpater Roland Hinzer in der Andacht auf die Bedeutung des Skapuliers ein - und zwar in Form einer Deutschland-Fahne. Versteckt in einer Geschenktüte, sollten die neu aufzunehmenden sieben Mitglieder ertasten, um was es sich dabei handeln könnte. "Stoffig, textilähnlich, warm" - So lauteten die Beschreibungen. Bei der Fahne handele es sich, so der Karmelitenpater, um ein Stück ganz banalen, billigen Stoff. Durch die Farben erhalte dieser aber eine ganz andere Bedeutung und werde zu einem Ausdruck der Verbundenheit. So verhalte es sich auch mit dem Skapulier - zwei kleine Stoffteile mit nur geringem materiellem Wert. Auf einem Teil ist das Erkennungszeichen des Ordens mit seinen drei Sternen - symbolisch für Glaube, Liebe, Hoffnung - zu sehen. Dieses Skapulier hängte der Pater den Kindern und Erwachsenen, darunter auch Wilhelmsthals Bürgermeisterin Susanne Grebner, um den Hals. Anschließend zogen die Gläubigen in der Marienprozession durch Lahm, bevor der Musikverein Hesselbach beim Zeltbetrieb aufspielte. Die Jugendgruppen Lahm und Hesselbach sorgten für eine abwechslungsreiche Kinderbetreuung. hs