Kunst: Skurrile Karikaturen aus Kronach
Autor: Ronald Heck
Kronach, Freitag, 24. März 2017
Zum Geburtstag von Rudi Dümlein werden Werke des verstorbenen Künstlers im Landratsamt gezeigt. Die kostenlose Ausstellung ist bis Ende April geöffnet.
Füllige nackte Frauen, lebhafte Szenen aus dem Alltag, feingearbeitete Portraits oder farbenfrohe Blumen. Die Motive, die Rudi Dümlein in seinen Kunstwerken verarbeitete, sind so facettenreich, wie der verstorbene Kronacher Künstler es selbst war. Dümlein, der vor drei Jahren gestorben ist, wäre am Donnerstag 85 Jahre alt geworden.
Witzig, frech und unterhaltsam
Zur Erinnerung an ein "Kronacher Original" wurde an seinem Geburtstag die Ausstellung "Pegas(s)us" in der Galerie im Landratsamt eröffnet. Besucher der Schau können noch bis 21. April viele seiner Zeichnungen, Karikaturen, Gemälde und Tonfiguren bewundern. Der Eintritt ist frei. "Sie können nun eine Ausstellung genießen, die witzig, frech, unterhaltsam und anregend daherkommt", sagte Gisela Lang, die Kulturreferentin des Landratsamts.
In ganz Kronach bekannt
Rudi Dümlein wurde 1932 geboren. Der Kronacher war Sonderschullehrer. Auch als Musiker und bildender Künstler war er in der ganzen Kreisstadt bekannt. Mit seiner Frau Erika zog er die drei Kinder Christiane, Martin und Birgit groß. Viele der nun ausgestellten Werke stammen aus dem Haus der Witwe. Eine Sammlung von gezeichneten Karten lieh sein Künstlerfreund Ingo Cesaro aus. Außerdem stellten Dümleins Sohn Martin und die langjährige Freundin der Familie, Gaby Schmidt, Bilder und Skizzen zur Verfügung.Gisela Lang unterteilte die Ausstellung in zwölf Themengruppen. Gezeigt werden unter anderem Zeichnungen auf Notizzetteln und Papierservietten, die auf selbst erlebten Ereignissen des Künstlers beruhen. "So findet man Hinweise auf die Schwangerschaft seiner Frau und ein Wortspiel zum ersten Purzelbaum seiner Enkeltochter Francesca", erklärte die Kulturreferentin.
Autobiografisches und Humor
Rudi Dümlein verarbeitete oft Autobiografisches und selbst Erlebtes auf humorvolle Art. So gestaltete er zum Beispiel jedes Jahr Neujahrskarten oder fertigte Urlaubskarten an, die allesamt Erlebnisse an der holländischen Küste thematisieren. "In allen Bildern oder Plastiken werden Sie den hintergründigen Humor meines Vaters wiederfinden", sagte Martin Dümlein. Ausstellungsbesucher erfahren viel über das Leben des Künstlers, seiner Familie und seinen Mitmenschen in Kronach. Sein künstlerischer Blick auf die Welt war geprägt von bissigem Humor. Das Motiv auf dem Flyer und dem Plakat zur Ausstellung "Pegas(s)us" zeigt zum Beispiel eine vollbusige nackte Frau mit hochgerissenen Armen auf einem "äpfelnden" Pferd. Rudi Dümlein habe aus "Mitstreiterin" in der Zeichnung kurzerhand die "Mist-Reiterin" gemacht, erklärte Lang.
Traurige letzte Skizzen
Auch vor sich selbst machte der Künstler keinen Halt. "Eine seiner letzten Skizzen rührt traurig an: Man braucht nicht viel, um zu erkennen, wie sich Rudi am Ende seines Lebens gefühlt hat. Körperlich schwer angegriffen, größtenteils im Rollstuhl, verlieren nun auch seine Figuren die pralle Lebensfülle und weichen spindeldürren, schlaffen Silhouetten", so Gisela Lang. Zur Eröffnung der Ausstellung dankte auch Landrat Klaus Löffler (CSU) der Familie Dümlein und allen Beteiligten.Martin Dümlein freute sich sehr über die Wertschätzung für seinen Vater. Die Ausstellung sei außerdem eine gute Gelegenheit für die alteingesessene Kronacher Familie, sich zu treffen. "Das ist sehr schön. Auch dass die Familie mal wieder zusammen kommt, wir sind halt doch weit verstreut", sagt der Ingenieur, der nach dem Studium selbst wieder nach Kronach gezogen ist. Im Gegensatz zu seinem Vater habe er jedoch keine künstlerische Ader.