Kultusministerium lehnt eine staatliche Gemeinschaftsschule ab
Autor: Alexander Löffler
Kronach, Mittwoch, 09. März 2016
Das Thema einer weiterführenden Schule im Landkreis-Norden beschäftigt seit geraumer Zeit die Politiker. Nun wird die SPD konkret mit diesem Vorhaben.
Das Thema einer weiterführenden Schule im Landkreis-Norden beschäftigt seit geraumer Zeit die Politiker. Nun hat die SPD-Kreistagsfraktion den Antrag gestellt, eine Gemeinschaftsschule in Steinbach am Wald zu gründen. Diesen Antrag haben wir zum Anlass genommen, die beiden Landratskandidaten Klaus Löffler (CSU) und Norbert Gräbner (SPD) zu diesem Thema zu befragen.
"Wir sehen eine Gemeinschaftsschule als Chance, eine Schule im Norden einzurichten, ohne die bestehenden in Kronach zu gefährden", erklärt Gräbner. Die Gemeinschaftsschule mit dem Ziel eines mittleren Schulabschlusses sollte demnach die Jahrgangsstufen fünf bis zehn jeweils zweizügig enthalten. Berechnungen bis 2033 hätten ergeben, dass dafür laut der Potenzialanalyse mindestens 240 Schüler erforderlich wären. Die Folge wären kleine Klassen mit jeweils 20 Schülern - für Gräbner neben der Wohnortnähe ein großer Vorteil.
Den Prognosen zufolge kann diese Minimalzahl durchaus erreicht werden. Bis 2033 sei sogar von einem Potenzial von 300 Schülern auszugehen. Gräbner räumt allerdings ein, dass eine Umsetzung letztlich auch von der Akzeptanz der Eltern abhänge. Sollte nämlich ein Großteil seine Kinder trotz des Angebots aufs Gymnasium schicken wollen, könnte schnell ein Teil der benötigten Schüler wegbrechen.
Dennoch will Gräbner prüfen lassen, ob sich eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagesunterricht realisieren lasse. "Es wäre zumindest mal ein Angebot", betont er. Ziel einer Gemeinschaftsschule sollte zudem eine staatliche Anerkennung sein. Sollte dies nicht möglich sein, spricht sich Gräbner für eine Privatschule aus. Um die finanzielle Belastung für die Eltern so gering wie möglich zu halten, ist aus Gräbners Sicht ein Schulterschluss mit dem Landkreis, der Wirtschaft und den Kommunen erforderlich.
Nicht gleich ein Neubau
Für eine Gemeinschaftsschule müsste laut Gräbner nicht zwingend sofort ein eigenes Schulgebäude gebaut werden. "Man könnte sie zum Start mehrhäusig laufen lassen", erklärt Gräbner. Während ein Teil der Jahrgangsstufen beispielsweise in Pressig beschult werden könnte, könnte der andere Teil in der Windheimer Schule untergebracht werden. Erst bei einer langfristigen Etablierung der Schule wäre über einen Neubau nachzudenken. Steinbach wäre dann der ideale Standort: "Das ist zentral gelegen".Der SPD-Kandidat ist überzeugt, eine Gemeinschaftsschule würde nicht nur die Fachoberschule in Ludwigsstadt stärken, sondern zugleich auch die Problematik der Schülerbeförderung deutlich entschärfen.
Für Klaus Löffler ist eine Schule im Norden ebenfalls das erklärte Ziel, allerdings will er einen anderen Weg einschlagen. Demnach sei es zunächst einmal wichtig, die Schuldiskussion wieder auf den Pfad der Realisierbarkeit zurückführen. "Fakt ist: Es wird in Bayern keine staatliche Gemeinschaftsschule geben. Das kann man gut finden, man kann es schlecht finden, aber Politik beginnt dort, wo man Realitäten anerkennt."
Die einzige Möglichkeit eine Gemeinschaftsschule zu organisieren, wäre der Weg über einen privaten Träger, ist Löffler überzeugt. Die monatlichen Kosten müssten dabei allerdings die Eltern tragen. "Ich lehne private Schulen als ergänzendes Angebot nicht ab, aber ich werbe immer für staatliche Strukturen."
Aus Löfflers Sicht darf es nicht sein, dass Bildung etwas mit dem Geldbeutel der Eltern zu tun hat. "Wir werden nach der Organisation der Schülerbeförderung nochmal die Verkehrsströme, Schülerzahlen und die Investitionskosten der nächsten Jahre analysieren. Dann werden wir gemeinsam miteinander überlegen, wie wir eine Schule im nördlichen Landkreis organisieren können, ohne auf ein qualitativ hohes Angebot verzichten zu müssen."
Zwei-Klassen-Bildungssystem
Wer heute für eine Gemeinschaftsschule mit 240 Kindern werbe, verschweige laut Löffler, dass an einer solchen Schule möglicherweise keine ausreichende Differenzierung mehr möglich wäre. Man werde an einer solchen Schule gegebenenfalls also nur eine Fachrichtung anbieten können, entweder mathematisch, wirtschaftlich, musisch oder sprachlich. Deshalb warnt Löffler vor einem Zwei-Klassen-Bildungssystem."Ich glaube, dass wir hierzu in den nächsten drei Jahren eine grundsätzliche Entscheidung treffen, wenn wir die Schülerbeförderung bestmöglich organisiert haben. Und ich will das hier nochmals betonen, und daran lasse ich mich messen: nicht zu Lasten von Kronach."