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Küpser Kinder haben ein Spiel-Paradies


Autor: Heike Schülein

Küps, Mittwoch, 16. Juli 2014

Bei einem Gemeindefest wird am Sonntag die neugestaltete Außenanlage des Küpser Kindergartens eingeweiht. Das Konzept eines "Gartens für alle Sinne" ist der ganze Stolz des Kiga-Teams und von Pfarrer Friedrich Seegenschmiedt.
Wie im Spiel-paradies können sich die Küpsr Kindergartenkinder jetzt fühlen.  Foto: Heike Schülein


Es ist ein zauberhaftes Stückchen Erde, an dem an diesem Vormittag mächtig viel los ist. Viele kleine Jakobi-Strolche freuen sich darauf, nach den Regentagen endlich wieder ihren Kindergarten-Garten in Beschlag nehmen zu dürfen. In jeder Ecke und in jedem Winkel wird gewerkelt.

Im großen Sandkasten sind eifrige Kuchenbäcker bei der Arbeit. Gut, dass eine Wasserquelle ganz in der Nähe ist. Schnell wird Wasser in einem Eimer aus den zwei in Natursteinen eingebetteten Teichen des Wasserbereichs geholt, der gleich an den Sandkasten angrenzt.

Wasserstraßen anlegen, Dämme bauen und Flächen fluten: Auch an den Teichen gibt es jede Menge zu tun. Kein Wunder, dass immer wieder kleine "Schumis" auf verschiedenen Fahrzeugen auf den angelegten Wegen unterwegs sind, um sich einen Überblick über das Geschehen zu verschaffen.

Andere Jungen und Mädchen genießen erst einmal eine Auszeit in der Nestschaukel oder im kleinen Dorf mit drei bemalten Hütten.

Der evangelische Kindergarten St. Jakobi Küps hat aus der Not eine Tugend gemacht. Über lange Jahre hinweg prägte ein großer Walnussbaum die Gartenanlage. "Der Baum war das Herzstück unseres Kindergarten-Gartens.

Er hat im Sommer Schatten gespendet und die Kinder haben unter ihm gespielt", erzählt die Erzieherin Elke Pfosch. Dann jedoch sei der Baum morsch geworden und habe 2011 gefällt werden müssen. Übrig blieben nur eine wüste Fläche aus Sand und Wiese sowie einige Spielgeräte. Für die Kinder habe es kaum noch Anregungen zum Spielen gegeben.

"Wir wollten ein Außengelände nach den Kriterien des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans, in dem alle Bildungsbereiche abgedeckt werden. Kinder sollten mit Kreativität und Phantasie spielen und Erlebnisräume haben", betont Pfarrer Friedrich Seegenschmiedt.

Keinesfalls wollte man einfach nur irgendwelche möglichst großen Spielgeräte aufstellen und den Garten nur ein wenig anlegen. Man wünschte sich ein Konzept mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Anreize schafft und für Kinder interessant und anregend ist. So finden sich in der Natur viele Möglichkeiten zum Spielen, Lernen und Aktivsein für die Kinder, um ihre Umwelt mit allen Sinnen zu erleben und zu erfahren - Raum für vielseitige Möglichkeiten der Bewegung, aber auch Gelegenheit für Rückzug.

Eine Erlebniswelt

Es ist eine stimmig arrangierte Erlebniswelt, die sich den insgesamt 48 Kindern der beiden Gruppen - den "Himbären" und den "Blaubären" - hier auftut. Der Garten hat Werkstattcharakter und soll die Kinder zum selbständigen, kreativen Gestalten und Forschen anregen.

Das Gelände weist eine abwechslungsreiche Modellierung auf: Es gibt Hügel, Ebenen, Wälle, Böschungen, Gräben und ausreichend Platz zum Toben. Hinzu kommt eine facettenreiche Strukturierung vieler kleiner Räume. Naturmaterialien bieten vielfältige Verwendungs- und Erlebnismöglichkeiten und Sinnesreize.

Der ausgelegte Rindenmulch fühlt sich beim Anfassen oder Barfußlaufen anders an als Rasen, Sand, Erde und Wasser. Das sind nur einige der Punkte, auf die es dem Team um Kiga-Leiterin Birgit Wagner ankam: Bewegungsanreize bieten, Möglichkeiten zu klettern, zu balancieren, zu laufen oder mit einem Fahrzeug über den gepflasterten Weg rund um das Gelände zu fahren. Himbeer- sowie Johannisbeer-Sträucher laden zum Naschen ein.

Auch die Rückzugsorte sind wichtig: Hier können die Kinder Rollenspiele entfalten - in Rufweite, aber ohne unter Beobachtung von Erwachsenen. So gibt es im hinteren Gartenbereich eine, von den Kindern so getaufte, "Quasselecke", eine Kreativecke zum Malen und schon bald auch für kleine Baumeister eine Bau- und Werkecke. "Es ist schön zu sehen, wie die Kinder jetzt im Garten spielen", freut sich Elke Pfosch. Die Kinder spielten deutlich mehr draußen, sie seien kreativer und alles gehe deutlich ruhiger zu.

"Wir haben hier ein über den Gemeindebereich hinausgehendes nordbayernweites Vorzeigeprojekt geschaffen", sagt Friedrich Seegenschmiedt stolz. Geplant wurde die Erlebniswelt von einem Fachmann auf dem Gebiet Natur- und Umweltpädagogik, Diplom-Ingenieur Herbert Oesterreicher aus München. Der freiberufliche Gartenplaner war 2012 zur Ideenfindung und Beratung im Kindergarten.

"Wir haben auch die Kinder malen lassen, wie sie sich ihren neuen Garten vorstellen. Ihre Bilder waren fast deckungsgleich mit dem Entwurf. Das war für uns alle sehr überraschend", meint der Pfarrer.

Die Ausschreibung erfolgte im November 2012. Da sich niemand meldete, wurden die Planungen nochmals überarbeitet und im Oktober 2013 erneut ausgeschrieben. Man entschied sich schließlich für die Firma John Garten- und Landschaftsbau in Bamberg sowie die Schreinerei Porzelt in Johannisthal, die beispielsweise Fundamente und den Boden der Hütten neu machte, den Bretterzaun um das Dorf anfertigte und auch die Gerätehütte stabilisierte, die jetzt als Forscherhütte zum Experimentieren dient.

Kosten: 66 000 Euro

Die Gesamtmaßnahme kostete 66 000 Euro. "Leider wurden wir von der Gemeinde nicht so unterstützt, wie erhofft", zeigt sich Seegenschmiedt enttäuscht. Die Gemeinde beteiligte sich lediglich mit 6600 Euro - also zehn Prozent, beantragt waren 75 Prozent. Der Rest verbleibt beim Träger. "Das ist natürlich viel Geld", räumt der Pfarrer ein, während er den um ihn herum spielenden Kindern zuschaut, "aber eine Investition in die Zukunft unserer Kinder, die sich lohnt und jeden Euro wert ist."