Künstlerischer Freigeist will Kronachs Bürgermeister werden
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Donnerstag, 27. Februar 2020
IT-Experte und Hauptschüler mit Kunst-Diplom - Johannes Vogt ist zweifellos der bunteste unter den drei Kronacher Bürgermeister-Kandidaten.
Johannes Vogt lässt sich in keine Schublade stecken. Lebenskünstler, ehemaliger Hauptschüler mit Kunst-Diplom, IT-Spezialist, Golfspieler, Oldtimer-Liebhaber - und vielleicht bald Kronachs neues Stadtoberhaupt. Der 34 Jahre alte Kandidat für die Liste Die Linke/Die Partei ist definitiv der Freigeist unter den drei Bewerbern auf das Bürgermeisteramt.
"Ich war der klassische Under-Achiever", erklärt der Kronacher, dessen Noten zu Schulzeiten nie zu seinem Intellekt gepasst haben. "Einige Kollegen haben immer gesagt: "Du bist wahrscheinlich der schlaueste Hauptschüler der Welt.‘"
Sein Blick bleibt beim Kunst-Diplom an der Wand seines Ateliers in Nordhalben stehen. Gerade absolvierte der Liebhaber von Schiebermützen und Hüten mit dem Schnauzbart an der renommierten Akademie der Bildenden Künste in München das Studium der Freien Kunst. Seine Diplom-Arbeit: eine interaktive Bodeninstallation aus Stahlbeton-Quadern, Netzwerkkabeln, Ultraschallsensoren, Mikrocontrollern und Signalgebern.
Was für Menschen mit einem desinteressierten künstlerischen Weltbild wie Kabelsalat ohne Dressing aussieht, ist im Kopf des Künstlers in vielen Arbeitsstunden konzeptionell gereift. Das Werk "SMS_F_SSL" (Smartes modulares System für sicheres smartes Leben) soll aus einer illusionistischen, romantischen Vorstellung der Welt heraus zur Wahrheit führen. Der Beton übernimmt eine messianische Rolle und gibt vor, die Lösung zu sein.
Ein Sammler und Mäzen aus New York wurde auf Vogt aufmerksam und ermöglichte erst ein ernsthaftes Studium. Falls es mit dem Bürgermeister nichts wird, hat Vogt vor, am Bauhaus in Weimar zu promovieren. Seine Arbeiten fertigt er unter den Künstlernamen Johannes Kronach und Konstantinos Onassis an, womit er einen Wink auf Lucas und seinen griechischen Migrationshintergrund gibt. Und weil er gerne so reich wäre wie Onassis.
Das Problem mit der Brotlosigkeit
Zwar bezeichnet sich der Vater einer zweijährigen Tochter als Träumer. Doch Träumer wissen: Von der Kunst lässt es sich schlecht leben. Der leidenschaftliche Konzeptkünstler verdient seine Brötchen als IT-Spezialist bei einem Münchener IT-Unternehmen - dort, wo sich viele kluge Köpfe bewerben. Vogt hingegen, der schon als Jugendlicher Computer auseinander- und wieder zusammengebastelt hat, wurde angeworben.
Auch dieser Weg war ungewöhnlich: Nach dem Hauptschulabschluss, einer abgebrochenen KFZ-Lehre und so einigen Zwischenstationen lebte er erst einmal in einem linksautonomen Zentrum in Athen und jobbte bei einer IT-Firma. "Dann bekam ich die Anfrage eines Headhunters, ob ich bei einem IT-Start-Up in München arbeiten möchte."