Kronachs Schützen haben Angst vor dem Querschläger
Autor: Marco Meißner
Kronach, Dienstag, 10. Dezember 2019
Die Europäische Union gibt eine Feuerwaffen-Richtlinie vor, die Bundesrepublik muss diese in ihrem Waffengesetz umsetzen. Das soll spürbar verschärft werden - sehr zum Leidwesen der Schützenvereine.
Ein neues Waffenrecht soll vor dem Hintergrund von Gewalttaten und Terrorakten sicherheitspolitisch ins Schwarze treffen. Von einer drastischen Verschärfung ist die Rede. Aus Sicht der Sportschützen könnte aus dem vermeintlichen Volltreffer der Politik jedoch schnell ein Rohrkrepierer werden.
"Über den neuen Gesetzentwurf wurde schon lange diskutiert. Viele Gespräche wurden geführt. Die erst kürzlich eingebrachten Vorschläge und Verschärfungen waren für uns sehr überraschend und nicht nachvollziehbar", stellt Matthias Kümmet, Zweiter Schützenmeister der Schützengesellschaft (SG) Kronach, fest.
Wie der FT aus Schützenkreisen erfuhr, dreht sich die Kritik vor allem um einen Paragrafen, der die Angst vor einer großflächigen Enteignung der Sportschützen schürt. Dabei geht es um einen "Bedürfnisnachweis für erlaubnispflichtige Waffen". Der aktuelle Gesetzesvorschlag würde erfordern, dass die Schützen für jede einzelne ihrer Waffen in drei Jahren 18 Schießtage als Nachweis erbringen. Da die Sportler aber oftmals Waffen für verschiedene Disziplinen und auch Ersatzwaffen haben, könnten dutzende Schießtage pro Jahr drohen. Alleine schon wegen der Kapazitäten der Trainingsanlagen ist das aus Sicht der Schützen kaum umsetzbar.
Eine Meinung, die Kümmet teilt: "Der Gesetzesvorschlag bedeutet eine Zunahme an Trainingszeiten - und für den Verein, diese auch zu ermöglichen." Die SG Kronach stoße in dieser Hinsicht jedoch jetzt schon an ihre Grenzen. Um noch mehr Übungsmöglichkeiten zu bieten, müssten die Trainingsstätten ausgebaut und modernisiert werden. Überlegungen gebe es zwar bereits, "die Umsetzung wird uns allerdings noch einiges abverlangen".
Auch ein Kulturträger
Einen zwingenden Anlass hierfür kann Kümmet allerdings nicht erkennen. "Unser Waffengesetz wurde in der Vergangenheit immer wieder angepasst. Im europäischen Vergleich haben wir eines der restriktivsten Waffengesetze", betont er, dass eine weitere Verschärfung wohl zunächst die träfe, die am sorgsamsten mit dem Thema umgehen - die Schützen, die ihre legal erworbenen Waffen sicher verwahren. Bei ihnen gehe es zudem nicht nur um den sportlichen Aspekt. Sie seien ein Kulturträger, der Brauchtum und Tradition in der Gesellschaft am Leben erhalte.
"Ich merke in Gesprächen schon, dass eine Verunsicherung spürbar ist", berichtet Kümmet aus den Reihen der Schützen. Deshalb würden auch viele Briefe geschrieben und eine Petition gegen die Waffenrechtsänderung unterstützt.
Ein weiteres Mittel, sich gegen Inhalte des Gesetzesentwurfs zu wehren, "die über das Ziel hinausschießen", sieht Kümmet in einer Veranstaltung in Lichtenfels. Dort hat die Königlich Privilegierte Scharfschützengesellschaft einen Vortrag mit Podiumsdiskussion auf die Beine gestellt, bei der auch die SG Kronach Flagge zeigen wird.