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"Kronacher Weihnacht" spaltet Aktionsgemeinschaft


Autor: Marco Meißner

Kronach, Dienstag, 01. April 2014

Drei Mitglieder verlassen die Aktionsgemeinschaft Kronach. Sie hegen Zweifel an der Abrechnung der "Kronacher Weihnacht 2012".
Johannes Fehn, Jochen Friedrich und Paul Schnell (von links) sehen die Aktionsgemeinschaft auf keinem guten Weg. Vor allem nehmen sie deren Vorsitzenden Dietrich Denzner ins Visier. Foto: Marco Meißner


In der Hauptversammlung der Aktionsgemeinschaft Kronach am Freitag steckte schon mächtig Feuer, doch am Dienstag ist der Ärger mancher Mitglieder endgültig übergekocht. Die Wurzel allen Übels ist nach Ansicht der Weka-Geschäftsführer Jochen Friedrich und Paul Schnell sowie von Heinz Schmidt (AWK) und Johannes Fehn (Leder Kestel) die Abrechnung des Weihnachtsmarktes 2012. Schon in der Versammlung hatten diese Mitglieder eine transparente Abrechnung vom Vorsitzenden Dietrich Denzner und von Kassenwart Ulrich Kaiser eingefordert. Bis heute sehen sie diese nicht gegeben.

Eine Frage der Moral

Steuerlich wie juristisch sei zwar alles rechtens, doch moralisch hätten sie Bedenken, stellen sie unisono fest.

Diese Zweifel werden vor allem daran festgemacht, dass die Bilanz der "Kronacher Weihnacht 2012" wohl frisiert worden sei, um steuerlich und bezüglich der städtischen Unterstützung besser abzuschneiden.

Der Kernpunkt der Kritik: Vorsitzender Dietrich Denzner, der bis 2015 gewählt ist, habe sich selbst einen Zwei-Jahres-Vertrag für sein Elektronik-Geschäft für die Beschallung des Marktes gegeben, wobei der Betrag für 2013 komplett in die Abrechnung für 2012 eingeflossen sei, um den Erfolg des Marktes finanziell ins Minus zu drücken. Wie die Kritiker betonen, juristisch zwar machbar, aber moralisch fraglich.

"Da kommt einem die Galle hoch"

"Da kommt einem die Galle hoch", schimpft Friedrich, der sich über den "schalen Beigeschmack" aufregt, den solche Geschäfte mit sich brächten. Zumal dieser Posten immerhin 7200 Euro in einem 55.000-Euro-Gesamtbudget ausmache, wie Schnell anfügt.

Friedrich gibt zu bedenken, dass dadurch nicht nur der Gedanke einer Ausschreibung - etwa aus mehreren Anbietern den günstigsten wählen zu können - konterkariert werde, sondern sich auch die Frage stelle, was beispielsweise mit vorausgezahltem Vereinsvermögen im Falle einer Firmenpleite passieren würde. In einem Anschreiben wurde deshalb eine "saubere Aufklärung" gefordert. "Wir haben die Kaufmannsehre noch beigebracht bekommen", schimpft Johannes Fehn, dessen Eltern Gründungsmitglieder der Aktionsgemeinschaft waren. Beim Weihnachtsmarkt und dessen Abrechnung ist seiner Ansicht nach jedoch so einiges seitens des Vorsitzenden nicht unbedingt eines Ehrenamtes würdig gelaufen. Zudem habe sich die Aktionsgemeinschaft seltsamerweise nach Fehns Kritik an Denzner in der Versammlung am Freitag umgehend als Mitglied aus dem Einzelhandelsverband verabschiedet. Dessen Kreisvorsitzender wiederum ist Fehn.

Ärger nach dem Markt

Mit Heinz Schmidt sieht sich ein weiteres Gründungsmitglied über den Tisch gezogen. Auf Anfrage der Aktionsgemeinschaft habe er sich auf private Kosten mit in den Markt 2012 eingebracht (Beleuchtung, Märchenfiguren) und am Schluss noch selbst Reparaturen zahlen müssen, weil es geheißen habe: "Wir haben kein Geld." Dabei wäre ja nach Ansicht der Kritiker bei richtiger Abrechnung ein Plus da gewesen.

Kritik erntet Denzner auch für seine Außendarstellung. "Wir sagen nicht, dass er nichts tut", stellt Friedrich fest, und Schmidt zeichnet den Vorsitzenden im Zusammenhang mit der "Kronacher Weihnacht" gar als "fleißig" aus. Aber Friedrich räumt ein: "Es war keine One-Man-Show." Der Werbebeirat und weitere Helfer seien 2012 ausgesprochen rührig gewesen. Sie hätten den Markt auch mit entwickelt. Allerdings vergehe einem die Lust am Mitmachen, wenn nicht mit offenen Karten gespielt werde.

Kritiker rätseln

Warum die Aktionsgemeinschaft nun den Markt nach Denzners fester Überzeugung abgeben solle, wo er doch Gewinn einfahre - laut Friedrich rund 50 Prozent der Gesamteinnahmen der Gemeinschaft - ist den Kritikern nicht klar. Es könne doch nicht bloß an der Überbelastung des Vorsitzenden liegen. Sonst müsse man den Überschuss eben auch zur Entlastung einsetzen, aber doch nicht gleich das ganze Projekt aus der Hand geben.
"Wenn ich einen Vorstandsjob annehme, dann weiß ich, dass es unangenehm werden kann. Wenn ich das nicht will, mache ich's nicht", stellt Schnell fest und verweist darauf, dass Denzner nicht einmal auf das "Misstrauensvotum" in der Hauptversammlung mit der nötigen Demut reagiert habe. Da hatte es bei der Entlastung nur 17 Ja-Stimmen bei zehn Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen gegeben.

Der Vorstand bezieht Stellung

"Warum kommt das jetzt? Nächstes Jahr sind doch Wahlen", sagt Michaela Weiss mit Blick auf die Kritik von "Querulanten" am Vorstand der Aktionsgemeinschaft. Die Zweite Vorsitzende meint, dass dann jeder kandidieren könnte, der glaubt, die Arbeit besser machen zu können. Bis dahin halte der Vorstand eng zusammen. "Wir werden weitermachen!", gibt sie sich kämpferisch für den Weg bis zur nächsten Hauptversammlung.

Auch Vorsitzender Dietrich Denzner hat kein Verständnis für die Kritik an seiner Arbeit und der des gesamten Gremiums. Die "Kronacher Weihnacht" sei kein Zuckerschlecken. Ehrenamtlich sei so etwas einfach nicht mehr zu schultern, wenn man "nebenbei" auch noch ein Geschäft führen müsse. Auch finanziell täusche die positive Bilanz. "Ohne Sponsoren und Ehrenamt wäre es ein Negativgeschäft", ist er überzeugt. Selbst wenn die Stadt - wie ursprünglich vorgesehen - ihren Beitrag zurückfahren würde, könnte das Event seiner Ansicht nach nicht mehr aufrechterhalten werden. Von über 200 allein von ihr ehrenamtlich für den Markt geleisteten Stunden spricht Michaela Weiss.

Was die kritisierte Auftragsvergabe an seine Firma betrifft, weist Denzner darauf hin, dass diese schon seit über 15 Jahren die Beschallung des Marktes betreue. Und er habe den alten Preis beim Umzug in die untere Stadt übernommen, obwohl dort der Aufwand viel größer sei. Der zweijährige Vertrag für diese Arbeiten habe ihn letztlich also doppelt schlechter gestellt. Im Übrigen habe noch eine beteiligte Firma einen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten, nicht nur seine. Was die Bilanzzahlen für 2012 angehe, habe man diese bei einem eigens anberaumten Termin vorgelegt. Zum Austritt aus dem Einzelhandelsverband erklärt der Vorsitzende, dass dieser geplant war, weil man nach dem Weihnachtsmarkt keinen Nutzen mehr davon habe.

Denzner erinnert daran, dass die Übernahme des Weihnachtsmarktes im Vorstand ursprünglich sehr kontrovers diskutiert worden sei. Jetzt habe sich die Veranstaltung zum Erfolgsmodell entwickelt. Dass dieses an die Weka geht, hofft Denzner nicht, denn dann sieht er die Interessen der Einzelhändler in den "1b-Lagen" nicht mehr gesichert.