BRK-Geschäftsführer Roland Beierwaltes ist direkt mit den sozialen Veränderungen in der modernen Gesellschaft befasst.
Seit 2009 ist Roland Beierwaltes Kreisgeschäftsführer des BRK-Kreisverbands Kronach. Er ist somit Chef von knapp 500 Mitarbeitern und Ansprechpartner für mehr als 1200 Ehrenamtliche. Er spricht von einem sehr interessanten Beruf mit vielen Herausforderungen, aber auch vielen Gestaltungsspielräumen.
Was war vor rund acht Jahren der Grund für Ihre Bewerbung als BRK-Kreisgeschäftsführer? Roland Beierwaltes: Ich bin im Landkreis Kronach aufgewachsen und fühle mich ihm verbunden. Nachdem ich einige Jahre meinen beruflichen Mittelpunkt in München hatte, nutzte ich die Chance, zurückzukommen, um die Region als BRK-Kreisgeschäftsführer und mit den gesammelten Erfahrungen mitgestalten zu können.
Was konnten beziehungsweise was können Sie denn mitgestalten?Beispielsweise die demografische Herausforderung. Mit welchen Angeboten kann man der entgegenwirken? In meiner Anfangszeit beim BRK lag der Fokus auf den traditionellen Kernbereichen Hilfeleistungen, Rettung, Pflege und Ehrenamt. Später kam - nicht zuletzt aufgrund der geänderten gesellschaftlichen Ansprüche - der Einstieg in den Kinder- und Jugendbereich mit Betreuung von Ganztagesklassen, wie beispielsweise an der Mittelschule Windheim oder auch eine eigene Kinderkrippe hinzu.
Den Begriff "Mehrgenerationenhaus" gab es vor zehn Jahren kaum. Mittlerweile haben sich diese BRK-Häuser in Kronach und Buchbach nicht nur zu einem Ort der Begegnung zwischen Jung und Alt entwickelt, sondern es findet Leben in Form von Kursen, Strickstammtischen etcetera statt. Es werden dort Netzwerke geknüpft und weiterentwickelt.
Das Ehrenamt nimmt einen immer höheren, unverzichtbaren Stellenwert ein. Ich habe großen Respekt vor den Freiwilligen, die in den Bereitschaften, beim Jugendrotkreuz, Wasser- und Bergwacht oder bei den sozialen Projekten wie Besucherdienst, Blutspenden oder Kleiderkammer im gesamten Landkreis eine qualitativ hochwertige ehrenamtliche Arbeit für ihre Mitmenschen leisten. Die Herausforderung Demografie sowie die Absicherung bei Not- und Katastrophenfällen könnte ohne diese Bürger nicht bewältigt werden.
Sie waren der Initiator von "Lebensqualität für Generationen" (LQG )gemeinsam mit Landrat Klaus Löffler (CSU). Mittlerweile sind 20 Unternehmen dabei ...... Ja, und damit können über 10 000 Mitarbeiter die Leistungen des Betreuungsnetzwerks nutzen. Es erfüllt mich schon mit einem gewissen Stolz. Ich bin zudem überzeugt, dass wir unser Ziel - bis 2018 für LQG 30 Unternehmen zu gewinnen und das Netzwerk auszubauen - erreichen werden.
Inhaltlich geht es darum ...... dem Fachkräftemangel zu begegnen und Mitarbeitern der beteiligten Unternehmen mit LQG ein Betreuungsnetzwerk an die Hand zu geben, an das sie sich wenden können, beispielsweise wenn es um die Betreuung ihrer Kinder beziehungsweise zu pflegende Angehörige geht. Die Entwicklung zeigt, der Bedarf ist vorhanden.
Unter Ihrer Führung wurde in den letzten Jahren Einiges geschaffen, beispielsweise wurden Betreuungsangebote erweitert, die Sanierung und Erweiterung des Seniorenhauses in Kronach vollendet. Was steht als nächstes an?
Ich bin erleichtert darüber, dass die Seniorenhäuser mittlerweile keine Altenheime mehr sind, sondern Kompetenzzentren, in denen Tagespflege, Betreuung, Pflege und Beratung integriert sind und sich unsere Bewohner und Gäste wohlfühlen können. Als richtig hat es sich auch erwiesen, unsere Sozialstationsleistungen den Bürgern nun auch im südlichen Landkreis anzubieten. Denn das Ziel der gesamten Wohlfahrtsorganisationen ist es, dass pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.
Seit kurzer Zeit gibt es auch einen BRK-Seniorenlotsen, Tel. 09262/6072-777, der rund um die Uhr Senioren und Angehörige berät, beispielsweise wenn es um Familienentlastung, um ambulante Pflege, Selbsthilfegruppen für Angehörige, Schulungsangebote etcetera geht. Wir werden weiterhin auch für demenziell erkrankte Menschen und deren Angehörige viele interessante Angebote und Projekte entwickeln, um auch hier noch Lebensfreude zu bieten.
In letzter Zeit las man von Missständen in Betreuungseinrichtungen. Wie gehen Sie beziehungsweise Ihr Team damit um?Leider gibt es schwarze Schafe im Pflegebereich und diese geben einer ganzen Branche ein schlechtes Image. Die Wahrheit ist, dass die überwiegende Mehrheit der Pflegekräfte ihr Bestes in den Betreuungseinrichtungen gibt und eine unheimlich wertvolle Arbeit leistet.
Man spricht immer davon, dass es schwierig sei, Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen ...... wir haben zum Glück noch keinen Mangel an Fach- und Pflegekräften. Doch uns ist die Problematik bewusst, deshalb machen wir Einiges für unsere Mitarbeiter. So bieten wir zum Beispiel ein ganzheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement mit unserem LQG-Betreuungsnetzwerk und der Initiative Gesunder Betrieb (IGB). Wir versuchen auch, die Mitarbeiter bei der Gestaltung des zukünftigen Wegs des BRK einzubeziehen, denn sie haben oft das Ohr am Puls der Zeit. Wir wollen eine offene Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Zudem investieren wir in Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und weisen darauf hin, dass es auch in Wohlfahrtsverbänden durchaus interessante Karrieremöglichkeiten gibt. Der Pflegebereich bietet die zukunftssichersten Arbeitsplätze mit interessanten Entwicklungschancen. Er kann einem - sofern man seinen Beruf gern ausübt - eine Menge an innerer Zufriedenheit geben.
Sie sind 55 Jahre alt. Manche denken da an Rente?Ist diese Frage wirklich ernst gemeint? Ich ganz bestimmt nicht. Ich freue mich, arbeiten und gestalten zu können und bin dafür dankbar. Schließlich hat nicht jeder die Möglichkeit, Konzepte und Angebote mitzuentwickeln, die dann in 30 Jahren - sollte ich dieses Alter erreichen - selbst genutzt und in Anspruch genommen werden können.
Wortspielerei - was soll ein Seniorenheim denn anderes sein als ein Altenheim ...